„Ich bin ein Rodenkirchener Ureinwohner“

In Köln gibt es viele Posten und Pöstchen, die richtig gut bezahlt sind. Aber einer überstrahlt alles in dieser jecken Stadt, und der ist ehrenamtlich: Das ist der Präsident der Roten Funken. Wer bei diesem Traditions-Corps ganz vorne an der Spitze steht, der gehört ohne Frage zu den mächtigen Menschen der Domstadt. Heinz-Günther Hunold (60) füllt diese Position nun schon seit 18 Jahren aus! Er lebt in Rodenkirchen.

von CHRISTOF ERNST

Im Gespräch mit Heinz-Günther Hunold wird schnell klar, dass der Kölner Süden für ihn mehr ist, als nur eine angenehme Wohngegend, in der man gut lebt und stets die erholsame Nähe zum Rhein hat. Der Rote Funken-Chef sagt: „Ich bin sozusagen ein Rodenkirchener Aboriginie, eine Art Ureinwohner.“ Und dazu kam es so: Seine Eltern lebten eigentlich in Köln-Nippes. „Aber“, so Hunold, „als sich meine Geburt an kündigte, ging meine Mutter in Rodenkirchen ins Kranken – haus, weil sie dort gebären wollte.“ Zunächst lebte der kleine Heinz-Günther weiter in Nippes auf. Aber als er mit 17 Jahren zu einem jungen Mann herangewachsen war, zog die Familie nach Rodenkirchen. Günther Hunold: „Dort haben wir direkt am Maternusplatz gewohnt.“

Aus der Katholischen Jugend in den Karneval

In der neuen Umgebung fand der junge Mann schnell Anschluss. Das klappte vor allem in der Katholischen Gemeinde St. Maternus sehr gut. Günther Hunold machte bei der Jugendgruppe mit und war rasch integriert. Heute sagt er: „Nicht nur von daher bin ich Rodenkirchen sehr verbunden. Ich kenne dort jeden Stein.“ Doch selbst die aktivsten Jugendlichen werden älter, so auch Hunold und seine Clique. Es entwickelten sich neue Gruppen, wie sich der Rote Funken-Chef erinnert: „Zum Beispiel haben sich die ,Rodenkirchener Traumpänz‘ aus der katholischen Jugend heraus gebildet.“ Auch Hunold sortierte sich neu. Schon bald stieg er in die Steuerberatungs- Firma „AHW“ seines Vaters ein, die der 1958 gegründet hatte. 1989, mit knapp 30 Jahren, wurde Heinz-Günther Honold in die Leitung der Firma berufen. Aber der Mann, der von sich selbst behauptet, dass er nicht gut ruhig stillsitzen kann, engagierte sich auch bei den Roten Funken. Die werden 2023 genau 200 Jahre alt. Und Heinz-Günther Hunold wird und will dann auch noch an der Spitze stehen. Auch wenn das ein aufreibender Job ist. Denn die Funken organisieren nicht nur jede Menge Karnevalsveranstaltungen und sind in voller Mann-Stärke beim Rosenmontags-Zug dabei, sondern gehen auch auf große Reisen ins Ausland: China, Kuba, USA – um nur einige Stationen zu nennen.

„Wir sind Botschafter kölscher Kultur“

Für Hunold sind dies Missionen eine besondere Aufgabe: „Wir sind Botschafter kölscher Kultur“, sagt er. Da ist es für ihn auch durchaus vertretbar, dass seine Funken bei ihren „Staatbesuchen“ in voller Montur auftreten. Denn eigentlich ist er ein strikter Gegner solcher Aktionen wie „Jeck im Sunnesching“ mit dem Argument, dass der Karneval eingebettet ist in den christlichen Kalender und mit dem Aschermittwoch alles vorbei ist. Er sagt: „Als Botschafter Kölns können wir nur außerhalb des Karnevals in der Welt unterwegs sein. Da sind wir beispielsweise als Repräsentanten Nordrhein- Westfalens unterwegs. Also: Werbeträger in Unform: ja, aber jeck am Ballermann: nein!“ Aber irgendwann muss auch ein „Arbeitstier“ wie Hunold Kraft tanken und sich ausruhen. Und das tut er am besten beim Sport: „Ich bin leidenschaftlicher Ski-Fahrer, spiele gerne Tennis und Golf mit meiner Frau zusammen, das aber mehr zum Ausgleich und um die Fitness zu behalten.“ Dabei behält er seine 60 Jahre, die er letztes Jahr wurde, immer im Auge, in dem er einen Freund zitiert: Der hat mal gesagt: „Jungsein ist ein Vorteil, der täglich abnimmt.“