Traumberuf Sattlerin: Katharina Classen ist mit Pferden groß geworden

Mit zwanzig Jahren hat sich Katharina Classen aus Dattenfeld als Sattlerin selbstständig gemacht.                                            Foto: Schmidt

Von Sylvia Schmidt
Windeck. Allerhand interessante Begegnungen sind auf dem Burgmarkt in Altwindeck möglich, wenn Menschen aus allen Himmelsrichtungen in den Ort herein strömen. Mir fällt eine sehr junge Frau an ihrem Stand mit Lederwaren für Tier und Mensch auf. Könnte sie eine Sattlerin sein?

Wir kommen ins Gespräch und tatsächlich, meine Vermutung stellt sich als Volltreffer heraus. Katharina Classen heiße sie und habe sich vor zwei Monaten selbstständig gemacht, erzählt sie. In ihrer Werkstatt „Art of Leather“ in Dattenfeld fertige sie Zubehör für Pferde, Hunde, Katzen und für ihre Besitzer nach Maß; jedes Stück ein Unikat. Das will ich mir einmal näher anschauen. Also besuche ich sie in ihrer Werkstatt in der Hauptstraße 24.
In der Werkstatt
Katharina Classen öffnet die Türe, und wir gehen in ihre Werkstatt, ein Raum, den ihre Großeltern ihr zur Verfügung gestellt haben. Heute wohnt sie in Eitorf, ist aber im Haus aufgewachsen und mit Pferden groß geworden. „Meine Mama hat Pferde, drei Reitpferde, drei Shetland-Ponys und einen Zwergesel.“
Eine Maschine, auf denen sie Kanten schleift, eine Nähmaschine, Lederrollen, ein langes Regal mit Boxen für Arbeitszubehör, viele Werkzeuge sehe ich. An der Wand hängen Pferdehalfter, Kopfstücke und Zügel, aber auch Hundehalsbänder, Handytaschen, Gürtel, Armbänder und vieles mehr. „Ich liebe Leder, es riecht so gut, und man kann alles damit machen, was man sich vorstellt“, spricht aus jedem Wort der 20 Jährigen die Begeisterung für ihren Beruf.
Wie sie zu ihrem ungewöhnlichen Berufswunsch gekommen ist, daran hat ihre Mutter Anteil. „Wir hatten im Keller eine Trense von der Firma im Westerwald, bei der ich später meine Ausbildung gemacht habe“, berichtet sie. „Als ich mir das schöne Stück ansah, meinte meine Mutter, geh doch mal hin und mache ein Praktikum. Ich wollte schon immer etwas mit Pferden und mit Handwerk machen.“ Auch ein Praktikum als Pferdewirtin hat sie ausprobiert, erfahre ich weiter, aber hier wäre ihr zu wenig Handwerk dabei gewesen.“ 2014 begann sie mit der Ausbildung als Sattlerin im Reitsport bei der Westerwälder Sattlerei. Im August machte sie ihren Gesellenbrief. An der Wand hängt das Gesellenstück, ein Offizierszaum. Es ist solide Handwerkskunst mit doublierten Riemen und handgerundeten Kanten. Der Zaum zeichnet sich durch ein Kopfstück mit Stirnkette aus.
Handarbeit hat eine andere Qualität
Nach der Ausbildung war klar, dass Katharina Classen ihr eigenes Ding machen möchte. Sie meldete ein Kleingewerbe an „Ich habe mich eher auf Freizeitreitsport spezialisiert. Es ist ganz toll, wenn einem eine Idee in den Kopf kommt und man gemeinsam mit den Kunden etwas daraus entwickeln kann.“ Auch Reparaturarbeiten übernimmt sie.
Verwendung findet in ihrer Werkstatt nur deutsches Rindsleder, das vegetabil, also rein pflanzlich ohne chemische Zusatzstoffe gegerbt wird. „Das Leder ist weich, es lässt sich gut verarbeiten, ist extrem robust und hält ewig.“ Die Handarbeit sei von der Qualität her einfach etwas anderes, sagt sie mit Überzeugung. Ihr sei früh bewusst geworden, wie wichtig eine gute und vor allen Dingen perfekt passende Ausrüstung für Pferd und Reiter ist. Deshalb produziert sie mit Ausnahme einiger Schaubeispiele nur nach Maß. „Eine befreundete Fotografin ist spezialisiert auf Pferdefotos. Sie macht von meinen fertigen Produkten Fotos, die den Kunden zur Inspiration dienen.“
Und wovon träumt die junge Sattlerin? „Ich würde das Ganze gerne groß machen und hätte gerne einen kleinen Laden, aber dazu ist es noch zu früh.“