Strukturwandel im Rhein-Erft-Kreis – Zukunft mit Perspektiven

Der Ausstieg aus der Braunkohle stellt Kreis und Region nicht nur vor große Herausforderungen, sondern bietet auch die große Chance, den Raum neu zu ordnen, nachhaltige Wert schöpfungsketten zu entwickeln, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Zwei bedeutende Projekte im Rhein-Erft-Kreis sind das Blockchain-Labor in Kalscheuren und der Campus Rhein-Erft der TH Köln in Liblar.

von Hans Peter Brodüffel

Ein wesentlicher Faktor für das Gelingen des Transformationsprozesses wird der Ausbau und die Schaffung neuer Bildungsstrukturen sein. Der Campus Rhein-Erft in Erftstadt-Liblar der TH Köln soll die dringend benötigten Fachkräfte hervorbringen. Landrat Frank Rock: „Mit dem Campus Rhein-Erft wird ein Leuchtturmprojekt für das Zukunftsfeld Innovation und Bildung entstehen, das weit über den Kreis hinaus seine Strahlkraft entfaltet.“ Der neue Campus soll ausgelegt werden für 2.000 Studierende mit Studien- und Forschungsschwerpunkten in den Profilbereichen nachhaltige Raumentwicklung, Infrastruktursysteme und Geoinformatik.

Dabei sollen folgende generelle Ziele erreicht werden:

  • Erweiterung der Hochschullandschaft in NRW durch ein neues, zukunftsorientiertes Bildungsangebot im Rheinischen Revier
  • Anwendungsorientierte und kooperative Lehre, Forschung und Weiterbildung für technologische und gesellschaftliche Innovationen
  • Transformationsmanagement in den Zukunftsfeldern Energiewende, Klimaschutz, Verkehrswende, Wasser-, Freiraum- und Landschaftsplanung
  • Fach- und Innovationsimpulse für weitere (inter-)nationale Transformationen von Kohle- und Industrieregionen

„Der Campus in Erftstadt-Liblar soll kein Solitär und keine Insel des Wissens sein, sondern im Austausch und Zusammenwirken mit Bürgerschaft, Wirtschaft und Gesellschaft seinen Sinn und Nutzen entfalten“, betont Professor Stefan Herzig, Präsident der TH Köln.

Attraktiv für innovative Projekte

Die Blockchain-Technologie lässt sich mit einem mittelalterlichen Kerbholz vergleichen. Mittig gespalten und aufeinandergelegt zeigte es, wie viel der eine dem anderen schuldete. Die Technik ist bislang durch die Kryptowährung Bitcoin bekannt. Weitere Anwendungsmöglichkeiten soll das künftige Blockchain-Reallabor des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik in Hürth-Kalscheuren entwickeln. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert den Aufbau mit 4,7 Millionen Euro. Das Blockchain-Labor in Kalscheuren gilt als weiteres Leuchtturmprojekt für den Strukturwandel im Rheinischen Revier. Ziel ist es, die Region durch die Anwendung der neuen Technologie zu einem Anziehungspunkt für innovative Lösungen im Bereich der Digitalisierung zu positionieren. Dazu gehören fälschungssichere Ausweise und sichere Datenmarktplätze. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Ansiedlung von Start-ups für Energie, Finanzen, Lieferketten, Produktion und Daseinsfürsorge. In enger Kooperation mit der Industrie sollen technische Lösungen erarbeitet und zur Anwendung gebracht werden.

Daten statt Braunkohle

Der Rhein-Erft-Kreis hat große Potenziale zur Errichtung von Dateninfrastrukturen. „Daten entwickeln sich immer mehr zum Wachstumstreiber“, so NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart. Der Kreis könne von neu geschaffenen Infrastrukturen profitieren und zur „digitalen Souveränität“ der regionalen Unternehmen beitragen. Die Region liege geostrategisch ideal an einer Kreuzung überregionaler Datentrassen. Zudem werde sie als europäische Modellregion für die Sicherheit der Energieversorgung auch nach dem Ausstieg der Braunkohleverstromung eine hohe Sicherheit der Stromversorgung bieten.