Frank Schätzing: „In 15 Jahren wird das Kölsch knapp“

Corona hier, Corona da – für Bestseller-Autor Frank Schätzing („Der Schwarm“) ist klar: Die Pandemie wird (hoffentlich bald) besiegt sein. Aber der Klimawandel mit seinen verheerenden Folgen bleibt. Die Prognosen sind so dramatisch, dass Schätzing (63) die Arbeit an seinem neuen Thriller unterbrochen hat und in nur drei Monaten das Buch schrieb: „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“

von Christof Ernst

Auch als Sachbuchautor hält sich der Kölner Schriftsteller eisern an den Grundsatz des großen Hollywood-Regisseurs Billy Wilder („Manche mögen‘s heiß“): „Als Künstler darfst du alles – nur nicht langweilen.“ Deshalb verpackt Schätzing seine alarmierenden Zahlen und Vorhersagen in anschauliche Beispiele. So erläutert er, dass E-Autos aus dem Kleinwagen-Segment rund 70 000 Kilometer fahren müssen, ehe sie wirklich klimafreundlich sind. Bei E-SUVs sind es gar 160 000 Kilometer. Aber Frank Schätzing lässt uns nicht in den miesen Aussichten schmoren, sondern gibt im Interview mit dem „STADTMAGAZIN“ nützliche Tipps, die Hoffnung machen.

Herr Schätzing, wie kann man als „Normalo“ sein Scherflein zum Klimaschutz beitragen, ohne den Spaß am Leben zu verlieren?

In einer drei Grad wärmeren Welt würde man ihn definitiv verlieren. Corona hat uns in die Ohnmacht gestürzt, Klimawandel bringt uns zurück ins Handeln. Das bedeutet: Qualität über Quantität stellen, auf Fair Trade achten, Bio kaufen, seltener, dafür besseres Fleisch essen, auf grüne Stromanbieter umsteigen, grüne Suchmaschinen nutzen, die Umweltprojekte fördern, Elektroschrott vermeiden, Politiker wählen, die Klimaschutz ernst nehmen, Gutes tun, drüber reden, Anerkennung genießen. Der Spaß ist garantiert.

Wir brauchen Wasserstoff-Busse und mehr Ladesäulen

In einer Stadt wie Köln ist ein Leben mit weniger Auto machbar. Aber was müsste im Umland geschehen, um auch dort im Mobilitäts-Bereich nachhaltiger zu wirken?

Die Nahvision: Ausbau des Schienenverkehrs, mehr Wasserstoff-Busse, mehr Ladesäulen für E-Autos. Die Fernvision: Autonome, durch Künstliche Intelligenz gesteuerte Cabs für Stadt-Land-Verbindungen, die man bis vor die Haustür ruft und die am Zielort die nächste Fahrt aufnehmen.

Wie sieht die Welt in 15 Jahren aus, wenn es bei der aktuellen Erderwärmung bleibt?

Der Grönländische Eisschild, das arktische Meereis und Teile der Antarktis schmelzen rapide ab. Die Buschbrände in Australien sind – bedingt durch extreme Trockenheit – außer Kontrolle, Canberra wird ein Raub der Flammen. Nordafrika und Südeuropa beginnen zu versteppen, Hunderttausende Klimaflüchtlinge machen sich auf den Weg. Der Meeresspiegel steigt schneller als erwartet, schädigt Ackerland und die knappen Trinkwasserreserven der Erde. Kölsch wird knapp.

Es gibt beinharte Klima- und Corona-Leugner. Lohnt sich der Dialog mit denen, oder ist der Zug abgefahren?

Beinharte Leugner fühlen sich in ihrer Rolle pudelwohl und sind faktenresistent. Mein Tipp: Ignorieren und stattdessen was Sinnvolles tun.

Eine letzte Frage im Interesse Ihrer Roman-Fans: Wann ist mit dem unterbrochenen Thriller zu rechnen?

Im Oktober habe ich auf Seite 250 aufgehört. Im Mai geht’s auf Seite 251 weiter. 2022 sollte es was zu lesen geben.