Rheinspange 553 – Brücke zwischen Wesseling und Niederkassel?

In der komplexen Planung für die Rheinspange 553 ist ein wichtiger Meilenstein erreicht: Erstmals liegt nun auf der Grundlage eines Gutachtens eine öffentliche Auswahl von Varianten für die Rheinquerung vor, die in den nächsten Monaten vertiefend untersucht werden. Im nächsten Frühjahr soll der Trassenverlauf der Rheinspange 553 nach den aktuellen Plänen des Landesbetriebs Straßen.NRW feststehen. Laut einer Analyse hat die Variante 6aB am besten abgeschnitten: Eine Brücke von Wesseling nach Niederkassel.

von Hans Peter Brodüffel

Der Trassenverlauf soll nun unter neun Verbindungen bis zum nächsten Frühjahr ausgewählt werden. Diese hatten bei einer Analyse der ursprünglich siebzehn Varianten am besten abgeschnitten. Die zu untersuchenden Varianten werden auf der Projektwebseite www.rheinspange. nrw.de detailliert vorgestellt. Auf der Grundlage von Bewertungskriterien wie verkehrliche Wirkung, Wirtschaftlichkeit und Auswirkungen auf die Umwelt hat die Variante 6aB die besten Noten erreicht: Die Verbindung beginnt in der Nähe der Anschlussstelle Wesseling der A 555, überquert den Rhein mit einer Brücke bis Niederkassel und trifft auf die A 59 südlich von Wahn. Ausgerechnet die vor allem in Wesseling favorisierte Verbindung bei Godorf (Variante 4B) wird von allen geprüften Linien am schlechtesten bewertet. „Auch für den aus der Politik angeregten Tunnel ist an dieser Stelle nicht genügend Raum vorhanden“, sagte Projektleiter Rüdiger Däumer. Obwohl die Analyse der Varianten eine Rangliste ergeben habe, sei noch keineswegs eine Vorentscheidung gefallen. Allerdings wird eine Tendenz deutlich. Timo Stoppacher, Kommunikationsbeauftragter von Straßen.NRW: „Bei der am besten bewerteten Variante 6aB soll lediglich ein Wohngrundstück im Gebiet von Niederkassel überbaut werden.“

Wesselinger wollen Tunnel ab Godorf

In Wesseling, wo die nördliche Variante bei Godorf favorisiert wird, hat das Ergebnis der Analyse Irritation und Unruhe ausgelöst. Bürgermeister Erwin Esser (SPD): „Für uns kommt nur die Trasse nördlich von Wesseling in Frage. Die Kölner Bucht braucht dringend eine Rheinquerung. Ob es eine Brücke oder ein Tunnel wird, ist am Ende eine Frage der Mehrheiten.“ Ebenso wie Esser befürwortet Urfelds Ortsbürgermeister Manfred Rothermund (CDU) die Nordvariante bei Godorf: „Das wäre die verkehrstechnisch sinnvollste Lösung, mit der die Rodenkirchener Brücke am stärksten entlastet würde. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum die Tunnellösung nicht weiter verfolgt wird. Diese fände bei den Bürgern breite Unterstützung.“ Vehement kritisiert der Kommunalpolitiker, dass die Varianten V9AB (Frankenweg) und V8B (Weidenweg) Platz 3 und 4 der Rangliste von Straßen.NRW belegen. „Bei der Variante Frankenweg nimmt man den Abriss von vierzehn Häusern und bei der Variante Weidenweg den von sechs Häusern und eines Kindergartens in Kauf.“ Rothermund will nun allen erdenklichen Widerstand gegen die Planung in Urfeld mobilisieren. Unterstützung erhält er unter anderem vom Bürgerverein Urfeld. „Das schlechte Abschneiden der Godorfer Variante ist vollkommen unverständlich. Das ganze Verfahren ist intransparent“, kritisiert Vorsitzende Kerstin Taraske. Norbert Wittling von der IG Urfeld Waldsiedlung wertet die verkehrstechnischen Untersuchungen als „einziges Ge tusche“. Auch im benachbarten Widdig formiert sich Widerstand. „Die schlechte Bewertung der Nordvariante Godorf ist mehr als fragwürdig. Ein Tunnel wäre technisch gut zu realisieren“, meint Matthias Düx von der Bürgerinitiative „Rheinspange W3W4““. Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Detlef Seif setzt sich für einen Tunnel ab Godorf bis hinter Langel/Lülsdorf ein. „Ein Tunnel wäre natürlich erheblich teurer als eine Brücke. Aber hierdurch könnten Umweltbelastungen berücksichtigt und zugleich die Belastung für die Bevölkerung minimiert werden“, schreibt Seif in einem Brief an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Am 1. Januar 2021 übernimmt die Autobahn GmbH des Bundes die Planungen von Straßen.NRW. Auch die IHK spricht sich weiterhin für eine nördliche Trasse ab Godorf aus. Die IHK befürwortet aber eine Brücke, um auch Gefahrgut und Schwerlasttransporte uneingeschränkt durchführen zu können. Bei einem Tunnel, so Geschäftsführer Ulrich Soénius, sei dies fraglich. Sollte im Frühjahr 2021 der Beschluss über eine Vorzugsvariante gefallen sein, könnte mit der voraussichtlich zwei Jahre in Anspruch nehmenden Entwurfsplanung begonnen werden. Danach schließt sich die mindestens ein Jahr dauernde Genehmigungsplanung und das Planfeststellungsverfahren an – mit der Möglichkeit, gegen die Pläne beim Bundesverwaltungsgericht vorzugehen. Hat das Gericht nichts zu beanstanden, kann der Bau beginnen.