Der neue Landrat im Gespräch – Ein Start in schwierigen Zeiten

Frank Rock wurde in der Stichwahl mit 57,3 Prozent der Stimmen zum Landrat des Rhein-Erft-Kreises gewählt. Am 1. November begann der ehemalige Schulleiter und bisherige Landtagsabgeordnete seine neue Aufgabe. Manfred Damaschke und Philipp Wasmund trafen ihn zum Gespräch an seinem neuen Arbeitsplatz im Bergheimer Kreishaus.

Stadtmagazine: Wie war der Start in die neue Aufgabe? Merken Sie einen Unterschied zu der Aufgabe als Landtagsabgeordneter?

Die Arbeit ist in beiden Fällen umfangreich und man hat sehr viele Termine. Das bin ich also gewohnt. Der Unterschied ist, dass ich nun in Führungsverantwortung für 1800 Menschen bin. Man hat viel mehr Gespräche im Haus und ist nicht mehr so viel unterwegs. Jetzt gilt es für mich, die Kolleginnen und Kollegen hier im Kreishaus besser kennen zu lernen. Aber ich merke schon, dass es hier ein sehr gutes Miteinander gibt.

Stadtmagazine: Die Corona-Pandemie hat den Wahlkampf außergewöhnlich ablaufen lassen. Dennoch waren Sie auch mit vielen Bürgern im Gespräch, auch digital. Welche Themen haben die Menschen vor allem mit Ihnen besprechen wollen?

Das war natürlich vor allem das Thema Corona. Wir nehmen das sehr ernst, aber wir dürfen auch nicht in Angst erstarren. Wir müssen lernen damit zu leben. Das ist schwer, weil eine solche Krise in Deutschland ungewohnt ist. Aber ich denke, dass wir in unserem Land und hier im Rhein-Erft- Kreis gut aufgestellt sind. Klar ist, bei diesen hohen Infektionszahlen ist eine Nachverfolgung der Kontakte ein Problem. Die meisten Leute wissen einfach nicht, wo sie sich angesteckt haben. Ich denke, dass viele aber inzwischen verstehen, dass wir aufpassen müssen. Auch in der jungen Generation wird das verstanden. Und es ist wichtig zu sehen: das Übel ist das Virus und nicht die Politik. Es müssen ganz schwierige Entscheidungen getroffen werden. Ich finde die Vorgehensweise von Armin Laschet richtig. Er schaut sehr genau hin, betrachtet die Situation immer regional.

Stadtmagazine: Die Corona-Pandemie ist auch eine finanzielle Belastung. Was bedeutet das für den Kreis und die Städte?

Wir waren schuldenfrei als Kreis und streben das auch weiterhin an. Aber das ist auch kein Dogma. Der Kreis war sehr diszipliniert in den letzten Jahren. Es wurde beim Stellenplan immer genau hingeschaut. Gleichzeitig wurde viel in Bildung und Mobilität investiert. Jetzt haben wir diese Krise und da müssen sich alle beteiligen, auch die Städte. Wir müssen von einem Kirchturmdenken wegkommen. Der Staat sind wir alle, das ist alles ein Topf. Mir ist es in meiner Amtszeit auch wichtig, mehr zu erklären welche Aufgaben der Kreis hat. Wir übernehmen unter anderem wichtige hoheitliche Aufgaben, wie die Polizei. Und wir geben im sozialen Bereich viel Geld an den Landschaftsverband weiter. Viele kennen unsere Arbeit nicht. Deswegen möchte ich den Kreistag und das Kreishaus mehr öffnen und zum Beispiel anstoßen, dass die Schulen uns besuchen kommen.

Stadtmagazine: Eine große Aufgabe der nächsten Jahrzehnte wird der Strukturwandel sein.

Ja, und da setze ich auf Transparenz und Dialog. Wir wollen mehr erklären. Beim Strukturwandel gibt es sehr unterschiedliche Interessen und deswegen müssen wir das Thema gemeinsam angehen. Ich sehe den Strukturwandel als große Chance. Wir haben schon einmal Veränderungen, zum Beispiel in der chemischen Industrie, hier gut gemeistert. Nun gibt es zudem Fördermittel, mit denen wir viel gestalten können. Der Rhein-Erft-Kreis hat auch viel zu bieten. Wir liegen in einem Bildungssektor und wir haben ausreichend Platz, um neue Unternehmen anzusiedeln.

Stadtmagazine: Ein wichtiges Thema für viele im Kreis ist die Frage der Rheinquerung bei Wesseling. Ihr Vorgänger hat sich für eine Tunnellösung ausgesprochen.

Eine oberirdische Rheinquerung bei Urfeld, teilweise quer durch Wohngebiete, kann ich mir nicht vorstellen. Das ist einfach zu nah an der Bevölkerung. Aber alles andere muss man intensiv prüfen. Ich würde nicht sagen, dass es unbedingt ein Tunnel sein muss. Es kann die bessere Lösung sein, für die man auch mehr Geld in die Hand nimmt. Wir benötigen dafür aber alle Zahlen, um entscheiden zu können und zu schauen, was den meisten Sinn ergibt.

Stadtmagazine: Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Rhein-Erft- Kreises?

Ich wünsche mir, dass die Menschen ihn weiterhin als lebens- und liebenswert begreifen und dass sie ihn auch als ihre Heimat ansehen, und nicht nur die Stadt in der sie wohnen. Ich wünsche mir, dass man hier gut aufwachsen kann, seine Ausbildung macht und hier Arbeit findet und bleibt. Und ich werbe auch dafür, dass die Menschen Vertrauen in die junge Generation haben. Da kommt der Pädagoge in mir durch. Man muss Fehler machen dürfen. Man sollte ihnen Chancen geben.