Pastor Christoph Bersch – Grußwort vom „kölsche Jung“

Wer kennt ihn nicht, den hoch gewachsenen, meist schwarz gekleideten Mann mit dem weißen Priesterkragen, der seit 2012 Kreisdechant in Gummersbach ist. Mit seinen zwei Metern Körpergröße hat Christoph Bersch immer den Überblick über seine fast 20.000 katholischen Schäfchen im Sendungsraum Oberberg-Mitte, einschließlich Engelskirchen – wir haben seine „Gedanken zum Weihnachtsfest“…

Zur Person

Am 15. November 1965 in Köln-Nippes geboren und auch dort aufgewachsen, ist Bersch ´ne echte kölsche Jung, „mit Kölsch Wasser getauft“, wie er betont. Die fünfte Jahreszeit der Kölner, den Karneval, feiert der zugereiste Oberberger immer noch gerne. „Einmal im Jahr so richtig Spaß an der Freud´ haben, mit der Verkleidung in eine andere Person schlüpfen und das Leben aus einer anderen Perspektive sehen,“ erzählt er lachend. „Alkohol braucht man nicht dazu, der Spaß kommt auch so.“ Seine Verkleidungen waren vielfältig und reichten vom Lumpenmann über Wassermann und Rotkäppchen bis hin zu Hannelore und Heino – gemeinsam mit dem Engelskirchener Bürgermeister Gero Karthaus. Es gibt kein kölsches Karnevalslied, das er nicht mitsingen kann. Das gilt übrigens genauso für alle Kirchenlieder, die er ohne Gesangbuch auswendig mitsingt – und nicht nur die erste Strophe.

Auf die Frage, ob es ihm schon immer klar gewesen sei, Priester zu werden, antwortet er: „Nein keineswegs. Meine Berufswünsche gingen eher in Richtung Eisenbahn und Journalismus. Mit 17 Jahren habe ich die Hobby-Eisenbahner-Zeitung ‚Drehscheibe‘ gegründet, die heute noch herausgegeben wird. Aber Gott hatte anderes mit mir vor und ich folgte seiner Berufung. Nach dem Abitur studierte ich Philosophie und Theologie in Bonn und Innsbruck. Am 28. Juni 1991 erhielt ich als jüngster Priester meine Weihe im Dom zu Köln.“
Seine heutige Heimat Oberberg – Bersch wohnt im Pfarrhaus neben der katholischen Kirche St. Franziskus Gummersbach – ist ihm nicht fremd, denn er war bereits 1993 für drei Jahre als Dekanatsjugendseelsorger im damaligen Dekanat Engelskirchen tätig. „Viele Freundschaften aus dieser Zeit bestehen noch bis heute,“ freut sich Bersch, „und ich habe inzwischen manche der damaligen Jugendlichen und nun erwachsen gewordenen Menschen getraut und auch deren Kinder getauft.“

Es ist eine große Verantwortung, die Bersch seit 2012 zunächst als leitender Pfarrer in Oberberg-Mitte und seit 2015 auch im Sendungsraum Engelskirchen mit insgesamt 17 Kirchorten und fast 20.000 Gläubigen hat. Bersch: „Was mich trägt, das ist mein Seelsorgeteam und es macht mir Freude, mit Menschen zusammen zu sein. Auch wenn ich in dem Sendungsraum mit den großen Entfernungen viel unterwegs sein muss, um alle Termine wahrnehmen zu können.“ Und dahin fährt er meist nicht mit seinem Auto, sondern mit seiner roten Vespa, seinem „Füppchen“.

Demnächst wird es auch im Nachbarbereich von Oberberg-Mitte, im Südkreis des Oberbergischen, eine große Zusammenlegung von Gemeinden geben. Bersch: „In meiner Funktion als Kreisdechant habe ich volles Verständnis für die Nöte der Gläubigen und meiner Amtskollegen. Ich glaube jedoch aus meinen Erfahrungen im Seelsorgebereich Oberberg-Mitte, dass die Entwicklung auch im Südkreis am Ende gut ausgehen wird, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen.“

Christoph Berschs „Gedanken zum Weihnachtsfest“:

„In jener Zeit erging von Kaiser Augustus der Befehl…“ – so beginnt die Weihnachtsgeschichte in der Bibel, im Lukasevangelium. Gott kommt in die Zeit, wird so in die Welt hineingeboren, wie wir alle geboren wurden: aus dem Schoß einer Mutter.

„In jener Zeit…“ – so hat auch jeder von uns SEINE Geschichte mit Weihnachten. Die ganz persönlichen Kindheitserinnerungen. Duftendes Gebäck in der Nase. Kerzenlichter. Lieblingslieder in den Weihnachtsgottesdiensten oder bei der Bescherung zu Hause. Unvergesslich gebliebene Geschenke.

Meine Weihnachtserinnerungen sind mit Köln-Nippes verbunden, wo ich aufgewachsen bin bei meinen Eltern und meinem älteren Bruder. Für uns begannen die Vorbereitungen Ende November, an Buß- und Bettag, damals noch ein schul- und arbeitsfreier Tag. Den ganzen Tag wurden Weihnachtsplätzchen gebacken: Spekulatius und Spritzgebäck, Nuss- und Mandelstangen und – als alljährlicher Höhepunkt – die „Wespennester“, unvergleichlich leckere Schokoladenmakronen. Am 4. Dezember füllte die Hl. Barbara unsere Schuhe mit ersten Süßigkeiten und Obst, und schon zwei Tage später freuten wir uns am Nikolausteller mit Printen, Lebkuchen, Schokolade und einer Apfelsine.

Eine Besonderheit bei uns zu Hause war die Bescherung am 1.Weihnachtstag. Einerseits war es immer etwas komisch, weil alle anderen schon am Heilig Abend Bescherung machten und abends bei der Christmette erzählten, was sie alles geschenkt bekommen hatten. Andererseits liebten wir die Bescherung am Morgen: zum ersten Mal leuchtete der Tannenbaum. Wir fanden darunter die Geschenke, konnten sie auspacken und dann den ganzen Tag lang spielen, basteln und lesen – je nachdem, was das Christkind so gebracht hat. Und an den beiden Nachmittagen kamen die Omas zu Besuch (meine Großväter waren leider schon tot). Da wurde geschlemmt und gespielt: einfach nur schön. Der Höhepunkt aber war für mich auch als Kind schon der feierliche Gottesdienst („Christ ist geboren!“) und Krippchen gucken. Jesus in der Futterkrippe: Das war das größte Geschenk und der Grund für all die anderen Geschenke, die wir uns gegenseitig machten. Und dieser Gedanke ist bis heute lebendig: wir sind Beschenkte, und wir haben wirklich Grund, DANKE zu sagen.

Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie Ihre eigenen guten Kindheitserfahrungen festhalten. Und wenn es in Ihrer Lebensgeschichte nur wenige oder gar keine guten Weihnachtserinnerungen gibt: es ist nie zu spät, Gottes Liebe und Jesus als unseren Wegbegleiter zu entdecken. Und wo? Eher nicht in den Warenhäusern oder an den Glühweinständen, sondern da, wo in der Dunkelheit ein Licht aufstrahlt. So wie damals über dem Stall von Betlehem.

Frohe, gesegnete Advents- und Weihnachtstage !