Pandemie zwingt Traditionsunternehmen WECO in die Knie

Seltsam still war der Jahreswechsel 2020/21 von vier Wochen: So gut wie keine Raketen erhellten den Himmel. Kaum Böller störten die winterliche Nacht. Kein Vergleich zu den vergangenen Jahren, als in den Silvesternächten tonnenweise Feuerwerk gezündet wurde, um das Neue Jahr zu begrüßen.

Was von Tier- und Umweltschützern zumeist begrüßt wurde, stellt für die Produzenten von Feuerwerk ein ernst zu nehmendes Problem dar. So auch die Firma WECO hier aus Eitorf. Seit 72 Jahren produziert das Unternehmen in Eitorf pyrotechnische Artikel und hat sich zum Marktführer in Deutschland und Europa entwickelt. 400 Mitarbeiter beschäftigt WECO an drei Standorten. Und den überwiegenden Anteil des Umsatzes, rund 95 Prozent, erzielt das Unternehmen durch Silvesterfeuerwerk.

Schon die zurückliegenden Jahre waren nicht einfach: Die Debatte um die Feinstaubbelastung durch Feuerwerke hat ins Kontor geschlagen. Und die pandemiebedingten Absagen von Veranstaltungen während des gesamten letzten Jahres führten ebenfalls zu erheblichen Umsatzrückgängen. Doch das Ende vergangenen Jahres verhängte generelle Verkaufsverbot für Feuerwerk brachte den Branchenprimus endgültig in eine existenzbedrohende Lage.
Die Umsatzausfälle sind nur ein Teil des Problems. Hinzu kommen Kosten für Lager, die bundesweit dafür angemietet werden mussten. Denn Feuerwerksverkauf ist ein Kommissionsgeschäft: Heißt: Die Ware, die der Handel nicht an den Mann und die Frau bringt, muss das Unternehmen auf eigene Kosten zurückholen. In normalen Jahren sind das bei WECO 20 bis 25 Prozent. Nach dem Verkaufsverbot sitzt WECO nun aber auf der kompletten Jahresproduktion.
Wie es weitergehen kann, ist unklar. Im Moment ruhe die Produktion. Ohne sofortige finanzielle Hilfen stehe das Traditionsunternehmen vor der Insolvenz. „Wir holen unseren Umsatz nicht einfach ab Ende Januar wieder nach, wie es der Bundesfinanzminister jüngst mit Bezug auf den Handel geäußert hat“, erklärte WECO-Geschäftsführer Thomas Schreiber im Dezember. Ohne finanzielle Hilfe in zweistelliger Millionenhöhe gebe es WECO im nächsten Jahr nicht mehr.

Das hätte weitreichende Folgen. Für die Arbeitsplätze in Eitorf und der Region natürlich in erster Linie. Aber auch für die Eitorf selbst hätte eine Insolvenz fatale Folgen: Der Ausfall von Gewerbesteuer würde die Gemeinde hart treffen. Gerade erst hatte WECO Millionen in die Zukunftsfähigkeit des Stammsitzes investiert. Im Frühjahr sollte der Neubau mit Büroflächen, Schulungszentrum und Lagerplatz für mehr als 5.000 Paletten in Betrieb gehen. Diese Investition in den Standort sei nun zunächst auf Eis gelegt, bedauert Kritzler.

Aber die Konsequenzen wären noch weitreichender. Große Feuerwerksshows wie die „Kölner Lichter“ oder „Rhein in Flammen“ würden bei einer WECO-Insolvenz der Vergangenheit angehören. Die seit 2001 jährlich ausgerichteten „Kölner Lichter“ beispielsweise, ein von WECO-Chefpyrotechniker Georg Alef jeweils individuell komponiertes, pyrotechnisch wie künstlerisch stets einmaliges Themenfeuerwerk, zieht jedes Jahr mehr als eine Million Zuschauer an. Ein Wirtschafts- und Tourismusfaktor von dem viele profitieren. All dies könnte unwiederbringlich verloren sein.

Lokale Politiker setzen sich für Hilfen ein. Zahlreiche politisch Verantwortliche aus der Region haben sich für die Firma WECO und die Sicherung von Arbeitsplätzen eingesetzt. Darunter der SPD-Bundestagsabgeordnete für den Rhein-Sieg-Kreis, Sebastian Hartmann, seine CDU-Kollegin Elisabeth Winkelmeier-Becker und der CDU-Landtagsabgeordnete Björn Franken. Sie können nun über geplante Wirtschaftshilfen berichten.

„Es gibt gute Nachrichten für die Firma WECO aus Eitorf“, so beispielsweise Sebastian Hartmann. „Die Pyrotechnikindustrie wird nun doch Wirtschaftshilfen erhalten!“ Die vielen auch fraktionsübergreifenden Gespräche und die Arbeit im Hintergrund hätten sich ausgezahlt. Die Hilfe werde auch dem Eitorfer Marktführer WECO und den vielen hundert Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Rhein-Sieg-Kreis zu Gute kommen.

„Wir hoffen, dass es mit dieser zusätzlichen Hilfe gelingen wird, den Standort und die Arbeitsplätze in Eitorf zu sichern“, so der CDU-Landtagsabgeordnete Björn Franken. Dabei werden auch die für alle Unternehmen geltenden weiteren Maßnahmen – von der steuerlichen Berücksichtigung von Verlusten bis zum Kurzarbeitergeld – helfen, die Verluste abzufedern.

Unternehmen der Pyrotechnikindustrie, die im Dezember 2020 einen Umsatzeinbruch von mindestens 80 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat erlitten haben, können eine Förderung im Rahmen der Überbrückungshilfe III für die Monate März bis Dezember 2020 beantragen.