Mit wahnsinnig viel Teamgeist nach Peking

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft kämpft bei den olympischen Winterspielen in Peking erneut mit um die Medaillenplätze. In der Vorrunde trifft die DEB-Auswahl auf Kanada, USA und Gastgeber China. Heike Breuers sprach mit Kapitän Moritz Müller anlässlich der Spiele über seine Profi-Laufbahn und die Chancen des deutschen Teams.

von Heike Breuers

Wie kamen Sie zum Eishockey und wie haben Sie den Sprung in die Profi-Laufbahn geschafft?

Zum Eishockey kam ich durch meinen Vater. Er war immer schon unglaublich sportbegeistert, mit dem Eishockey fing er erst im Alter von vierzig Jahren an. Als Jüngster von sechs Geschwisterkindern wurde ich sozusagen hinein geboren. Für den Sprung in die Profi-Laufbahn liegt eine durchaus längere und abenteuerliche Reise hinter mir. Letztendlich war es der Wille.

Seit 2003 sind Sie Verteidiger bei den Kölner Haien. War die Verteidiger-Rolle auch ihre Wunschposition?

Nein, eigentlich bin ich ja gelernter Mittelstürmer. Zum Verteidiger wurde ich im Laufe meiner Karriere umfunktioniert.

Seit 2015 sind Sie Kapitän beim KEC, seit 2018 Kapitän bei der deutschen Nationalmannschaft. Was macht diese Aufgabe so besonders?

Ich bin sehr stolz, Kapitän zu sein. Kapitän zu sein ist aber gar nicht so einfach wie man denkt. Das Aufgabengebiet ist sehr komplex, man fungiert als eine Art Barometer. In guten Zeiten muss man mahnen, in schlechten Zeiten aufbauen. Im Laufe der Kapitänsjahre verändert sich die Führungsrolle und man lernt das Team mehr mit einzubinden.

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft liegt aktuell auf Platz 5 in der Weltrangliste. Was zeichnet das aktuelle Team aus?

Wir haben mit dem Team einen sensationellen Sprung von Platz 14 auf 5 gemacht. Damit liegen wir im internationalen Ranking sogar vor der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Ausschlaggebend für unseren Erfolg sind der unermüdliche Glaube an uns selbst und ein hoher Teamspirit.

Der Standort Peking als Austragungsort für die olympischen Winterspiele wird vielfach kritisiert. Auch Athleten werden zum Boykott aufgerufen. Wie sehen Sie das?

Ich finde die Diskussion sehr heuchlerisch. Die Sportler haben bekanntlich keinen Einfluss auf die Wahl der Austragungsorte und werden jetzt – teils unlauter – zum Boykott aufgefordert. Die Menschenrechtsverletzungen sind schlimm und Menschenrechte sollten für alle Menschen gleich sein. Ein Boykott trägt aus meiner Sicht jedoch nicht zu einer Verbesserung der Lage bei.

Wie sieht Ihre persönliche Trainingsvorbereitung auf die Winterolympiade aus?

Ich stecke komplett im Trainingsalltag der Kölner Haie. Für eine spezielle Vorbereitung bleibt mir keine Zeit. Ende Januar sind wir mit der Nationalmannschaft noch ein paar Tage im Trainingscamp in Mannheim bevor es nach Peking geht.

In Pyeongchang 2018 haben Sie mit der Mannschaft Silber geholt. Welche Chancen räumen sie dem Team in Peking ein?

Die Chancen sind in etwa dieselben. Von daher ist es realistisch, dass wir wieder auf einem Medaillenplatz landen.

Wie beeinflusst die Corona Pandemie die Wettkämpfe und die Bedingungen der Athleten im Olympia Camp?

Das bleibt abzuwarten und ist abhängig von den dann gültigen Corona-Richtlinien. Dass in Peking keine Zuschauer dabei sind, ist nicht so entscheidend wie bei der Weltmeisterschaft oder anderen Turnieren. Alleine das Olympia-Feeling und dabei zu sein, sind Motivation genug um über sich hinauszuwachsen. Es sind die schönen Momente mit den Fans, die in Erinnerung bleiben. Das wird fehlen.

Die Winterolympiade findet wieder ohne die National Hockey League (NHL) Spieler statt. Wie verändert das die Ausgangsposition des deutschen Teams?

Für den Eishockeysport finde ich das sehr schade. Hinzu kommt, dass die deutschen NHL Spieler ein so herausragendes Turnier bereits zum zweiten Mal verpassen. Die Chancen schätze ich somit durchaus höher ein. Andererseits hätte ich unser Team auch liebend gerne gegen die NHL Spieler bestehen sehen und alle Zweifler eines Besseren belehrt.

Was ist Ihr Lieblingsplatz in Köln bzw. im Kölner Umland?

Ganz klar da, wo meine Familie ist. Ich genieße die wenigen freien Zeiten zum Beispiel mit einem Besuch im Zoo, einer Gondelfahrt über den Rhein oder einer Schlittenfahrt.