Manfred Damaschkes Editorial: Ein gutes Land


Es ist ernst – ernster, als wir es jemals erwartet hätten. Das Corona-
Virus zerstört unsere Alltagsroutine. „Et kütt wie et kütt“ war gestern.
Einige – unangenehm viele sogar – reagieren mit einem Egotrip der
besonderen Art und zeigen den Mitmenschen mal so richtig, wie unterirdisches
Verhalten geht. Corona ist, wenn Menschen im Supermarkt
die letzte Packung Klopapier aus einem fremden Einkaufswagen
klauen. Und Corona ist, wenn es in Krankenhausfluren kein Desinfektionsmittel
mehr gibt, weil sich zuvor Besucher ganze Flaschen für
den Eigenbedarf abgefüllt haben, oder wenn Zeitgenossen im eigenen
Keller mehr OP-Masken horten, als ein Krankenhaus. Und es ist auch,
wenn man sich zum „Corona-Grillen“ während der „Corona-Ferien“ auf
der Freizeitwiese trifft.

Das alles ist erschütternd!

Aber Corona ist auch, wenn eine Gesellschaft zusammenwächst in
der Krise, Kraft und Zusammenhalt zeigt. Viele positive Beispiele machen
gerade die Runde. Ja, wir brauchen die in diesen Stunden so oft beschworene
Solidarität – ganz dringend sogar. Nicht zuletzt auch, weil
man als Einzelner von der „gemeinsamen Sache“ profitiert. Wir müssen
lernen, flexibel zu sein und unsere Menschlichkeit zu bewahren.
Und wir brauchen einen starken Staat – einen, der uns jetzt auffängt,
wo wir zu stürzen drohen. Er muss die Kranken schützen und die,
deren Existenz bedroht ist – sei es durch Arbeitslosigkeit oder Auftragsverlust.
Er muss die soziale Marktwirtschaft schützen – die
Großen stützen, ohne dabei die Kleinen zu vernachlässigen. Und er
muss eine Mammutaufgabe mit seinem Gesundheitssystem stemmen
und gleichzeitig die Art beschützen, wie wir leben.
Von allen Ländern, die ich in meinem Leben kennen gelernt habe,
traue ich es unserem Staat am ehesten zu.
Ich bin froh, zu dieser Zeit genau hier zu sein – und ich hoffe inständig,
dass es gelingen möge, größeren Schaden von uns allen fern zu halten.
Alles Gute, liebe Leser – bis bald!

Manfred Damaschke und das Team
vom Brühler Markt Magazin