Der Liblarer Timo Lehnertz – Aufsteiger der Saison im Speedskaten

Erfolge beim Inline-Speedskaten: Timo Lehnertz liebt den Wettbewerb auf acht Rollen. Mit bis zu 50 km/h geht er auf Medaillenjagd. Bei der Weltmeisterschaft 2019 in Barcelona holte er überraschend Bronze. Nun haben ihn die Gegner auf den Bahnen auf dem Zettel.

von Philipp Wasmund

4120 Athleten aus 81 Ländern nahmen im letzten Jahr bei den World Roller Games teil. Mittendrin: Timo Lehnertz aus Liblar. Auf einer ovalen Bahn mit Blick auf das Meer und die katalanische Hauptstadt Barcelona ging Timo Lehnertz für Deutschland an den Start. Bei den ersten drei Strecken über 200 Meter, 1000 Meter und der Staffel verfehlte der 17jährige knapp den Einzug ins Finale. „Meine Spezialität ist der Sprint, da habe ich eine Technik, die sonst niemand anwendet“, erzählt er. Seine Stärken konnte er dann, als es für ihn darauf ankam, voll ausspielen. Beim Wettbewerb auf 500 Meter holte er sich die erste Bronzemedaille. Der Jubel war nicht nur bei Timo groß, Tausende Zuschauer feierten die Athleten. In Deutschland ist die Szene der Inline-Speedskater, ein Sport der an den Eisschnelllauf erinnert, noch wenig bekannt. In Südeuropa und in Südamerika sieht es anders aus. Folgerichtig kommen die stärksten Sportler aus diesen Ländern. Vor allem die Kolumbianer sind eine richtige Inliner-Nation. Während der Weltmeisterschaft war Timo dann sogleich auch ein wenig prominent geworden. „In Barcelona sprachen uns die Kellner an, ob wir nicht die Skater aus dem Fernsehen sind“, erzählt er lächelnd. Nur wenige Wochen später ging es dann zur Europameisterschaft nach Pamplona. Diesmal nicht als Außenseiter angetreten, wurde er besonders von der starken spanischen Mannschaft attackiert. Im spektakulären Team Sprint, konnten sie mit 3 hundertstel Vorsprung vor der tschechischen Mannschaft die Bronze Medaille gewinnen. Es war die erste Medaille bei der EM für das deutsche Team überhaupt.

Bronze bei WM & EM

Schon mit sieben Jahren hat Timo Lehnertz mit dem Sport begonnen und ging recht früh bei Rennen an den Start. „Timo war von Anfang an sehr erfolgreich“, berichtet seine Mutter Petra Lehnertz rückblickend. Als in den 90er Jahren die Inliner-Begeisterung am größten war, hatten Timos Eltern den Sport für sich entdeckt. Vater Alexander Lehnertz fuhr selbst bereits Rennen. Heute trainiert er Timo. „Es gibt wenig Unterstützung für die Sportart, da müssen wir selbst kreativ sein und manchmal improvisieren“, erzählt Alexander Lehnertz. Timo trainiert seine Sprintfähigkeiten mit den Läufern der Deutschen Sporthochschule. Krafttraining findet auf der eigenen Terrasse statt. Das Fahrtraining macht er auf dem wunderbar asphaltierten neuen Parkplatz am Erftstädter Bahnhof, ganz nah an der Wohnung der Familie, oder auf dem Radweg zwischen Liblar und Lechenich. 10 bis 13 Stunden die Woche ist er auf den acht Rollen unterwegs, täglich muss trainiert werden. „Aber der Erfolg ist zu über 50 Prozent eine Frage von Taktik und Technik“, erzählt Timo. Vater Alexander Lehnertz nickt. „Ein Profiradfahrer würde, obwohl er austrainiert ist, als Skater keine Chance haben.“ Anders als beim Eisschnelllauf wird nicht auf Zeit gefahren, sondern wie bei den Läufern geht es darum, als Erster ins Ziel zu kommen. Timo tritt auch bei Staffelwettbewerben an. Hier sieht man besonders deutlich worauf es ankommt: Zur rechten Zeit die Lücke zum Überholen finden, den Gegner zu sperren – und das alles auf engsten Raum, bei hoher Geschwindigkeit und auf Rollen. „Aber trotzdem gibt es nur wenig Verletzte bei uns. Ein paar Schürfwunden, mehr nicht“, berichtet Timo. Aktuell bereitet sich Timo Lehnertz auf die WM in Kolumbien vor. Dort wird er nicht mehr als Außenseiter an den Start gehen. „Es wird schwer den Erfolg zu wiederholen“, sagt er selbstkritisch. „Mein Sieg war unerwartet, man wusste nicht wie ich so laufe.“ Doch der Ehrgeiz ist groß beim jungen Erftstädter, der gerade seine Ausbildung zum Informationstechniker an einem Berufskolleg macht. „Das Ziel ist immer zu gewinnen. Aber so oder so wird das Skaten immer Teil meines Lebens sein.“