Claudia Neumann – „Fallrückzieher waren meine Leidenschaft“

TV-Reporterin Claudia Neumann hat selbst Fußball gespielt

von Christof Ernst

Der Ball ist rund, und nur Männer haben Ahnung vom Fußball: Diese verstaubte Meinung galt noch bis vor einigen Jahren. Doch dann zeigten auch Frauen, dass sie wissen, was Abseits, Offensiv-Pressing oder Doppelspitze ist. Eine Pionierin als TV-Fußballexpertin ist Claudia Neumann (59): Sie kommentiert im ZDF Bundesligabegegnungen, Champions League und Länderspiele. Das Stadtmagazin sprach mit der Journalistin, die rheinische Wurzeln hat.

Der Treffpunkt war irgendwie typisch: Da Claudia Neumann nicht nur über die Bundesliga, sondern auch über Tischtennis, Beachvolleyball und Badminton berichtet, ist sie ständig kreuz und quer durch die Republik auf Achse. Deshalb verabredeten wir uns an der Autobahnraststätte Siegburg. Von dort bis nach Neunkirchen Seelscheid sind es gerade mal 12 Kilometer Luftlinie. Kein Wunder also, dass Claudia Neumann Heimatgefühle bekam.

„Die Freundlichkeit der Rheinländer hat mich geschockt“

Denn die Journalistin ist zwar in Düren geboren, aber im südlichen Bergischen Land, aufgewachsen: „Neunkirchen-Seelscheid ist meine Heimat. Die Familie lebt auch heute noch auf den Dörfern drumherum verteilt.“ Wenn es die Zeit erlaubt, kommt sie hierher zurück, wie Claudia Neumann erzählt. „Mich hatte es ja zuerst nach Hamburg verschlagen und jetzt wohne ich seit Jahrzehnten in Hessen. Ich kann bestätigen: Die Rheinländer sind anders. Sie wärmen meine Seele.“ Dafür hat sie auch ein schönes Beispiel parat: „Ich habe vor einiger Zeit im Schloss Auel nördlich von Lohmar übernachtet, ging morgens joggen. Und die Menschen, die mir entgegenkamen, sagten: ′Hallo′. Ich war positiv geschockt! Das passiert Ihnen in Hessen oder Rheinland-Pfalz nicht. Das war es dann auch schon mit persönlichen Auskünften. Denn über ihr Privatleben lässt Claudia Neumann nichts nach außen dringen. Bleiben wir also beim Sportlichen und ihrem Beruf.

Ihre Startrampe war in den 1990er Jahren „ran“ mit Uli Potofski und Reinhold Beckmann: „Das waren innovative Leute, die haben frischen Wind gebracht.“ Claudia Neumann setzte sich durch, auch als Kommentatorin, und landete schließlich beim ZDF. Ihr erging es natürlich ähnlich wie anderen Kolleginnen: Ihre Beiträge wurden besonders kritisch unter die Lupe genommen. Und das, obwohl Claudia Neumann nicht nur theoretisch Ahnung vom Fußball hat: „Ich war als Kind die klassische Bolzplatz-Fußballerin, spielte Mittelstürmerin. Ich wollte einfach nur schöne Tore schießen. Meine Leidenschaft waren Fallrückzieher.“

Regenbogen-Shirt war eigentlich zum Joggen gedacht

In dieser Zeit entdeckte die Journalistin auch ihre Liebe zum 1. FC Köln: „Das ist mein Herzensverein.“ Sie legt aber großen Wert auf die berufliche Distanz, wenn sie über die Kölner berichtet: „Als der FC permanent auf- und abgestiegen ist, bin ich auch sehr kritisch mit dem Verein umgegangen.“ Dessen bester Spieler war und bleibt ihrer Meinung nach Wolfgang Overath. Offener als manch männlicher Kollege geht Claudia Neumann mit Fehlern um. So bezeichnete sie vor einiger Zeit in einem TV-Beitrag den tunesischen FC-Spieler Ellyes Skhiri als Marokkaner und packt sich heute selbst an den Kopf: „Natürlich hat mich das geärgert, zumal ich sogar bei der WM ein Spiel der Tunesier mit Skhiri kommentiert habe. Aber der war an dem Tag für mich einfach ein Marokkaner.“ Für Aufsehen sorgte Claudia Neumann bei der umstrittenen WM in Katar: Einen Tag nach dem Streit um die Kapitänsbinde für Manuel Neuer präsentierte sie sich vor der Kamera im Regenbogen-T-Shirt. Im Nachhinein stellt sie klar: „Das war keine geplante Aktion. Das T-Shirt war eigentlich nur zum Joggen gedacht.“