Die Rodenkirchener Brücke und die Rheinspange 553

Tatsächliche Entlastung oder doch neue Belastung?

Die Region Köln/Bonn ist wirtschaftlicher Ballungsraum. In die Millionenstadt strömen täglich zahlreiche Pendelnde – volle Straßen und kilometerlange Stau sind vorprogrammiert. Zur Entlastung der Verkehrslage in der Region sind nun zwei Verkehrsmaßnahmen im Gespräch. Jedoch gibt es seitens der Bürger lauten Aufschrei.

von Viktoria Szostakowski

Bei dem geplanten Neubau der Rodenkirchener Brücke und der Rheinspange 553, einer Autobahnverbindung zwischen der rechtsrheinischen A59 und der linksrheinischen A555 in Wesseling-Urfeld, handelt es sich um Verkehrsmaßnahmen zur Entlastung des hohen Verkehrsaufkommens im Raum Köln/Bonn. Beide Standorte sind von hohem Verkehrsaufkommen betroffen, dem es auf jeden Fall Abhilfe bedarf. Die dazu vorgeschlagenen Maßnahmen stoßen bei der Einwohnerschaft jedoch auf Widerstand. Laut der Bürgerinitiative „A4 Minus“ und des Bürgervereins Urfeld seien die geplanten Maßnahmen nicht effektiv und würden Schäden in Hinblick auf Umwelt, Natur und die Lebensqualität der Bürger verursachen.

Die Hintergründe

Die Rodenkirchener Brücke ist nicht nur eine Verbindung zwischen dem Kreuz Köln-Gremberg und Kreuz Köln-Süd, sondern auch als Autobahnbrücke der A4 eine wichtige Verkehrsachse im Rheinland und in NRW. Da jedoch die Kapazitätsgrenze der Autobahn erreicht ist und laut Prognosen der Verkehr künftig noch weiter zunehmen wird, sei ein Ausbau notwendig. Der Plan namens „A4 Plus“ beinhaltet die bisher sechsspurige A4 zu einer achtspurigen Autobahn umzubauen. Da die denkmalgeschützte Rodenkirchener Brücke jedoch die zusätzliche Last durch zwei zusätzliche Fahrspuren nicht aushalten würde, müsste diese dafür abgerissen und neu gebaut werden. Ab 2030 soll mit dem Bauprojekt begonnen werden. Um den aus dem Kölner Süden fließenden Verkehr abzufangen, wurde das Projekt Rheinspange 553 ins Leben gerufen, das in Wesseling-Urfeld realisiert werden soll. Damit soll eine Verbindung der Städte Köln und Bonn und somit eine Alternative zu den bestehenden Autobahnen geschaffen werden. Hierzu wurden unterschiedliche Baumaßnahmen evaluiert. Die Vorzugsvariante der Autobahn GmbH ist ein Rheintunnel, der von der A555 im Bereich der heutigen Anschlussstelle Wesseling nördlich von Urfeld und Niederkassel bis zur A59 auf Höhe der Spicher Seen verlaufen soll. Das Projekt ist jedoch umstritten, da es zu erheblichen Eingriffen in der Natur und Landschaft führen würde. Der früheste Baubeginn der Rheinspange ist 2035 – laut dem Bürgerverein Urfeld sei dies ein sehr ambitionierter Zeitplan und 2040 als Baubeginn wäre genauso möglich. Bis dahin seien die Brücken in Leverkusen und Bonn-Nord neu gebaut und in der Leistungsfähigkeit verdoppelt durch jeweils zwei parallele Brücken.

„A4 Minus” statt „A4 Plus”

Die Bürgerinitiative „A4 Minus“ sieht das Vorhaben der Autobahn GmbH zum Neubau der Rodenkirchener Brücke als nicht gerechtfertigt. Die geplante Verkehrsmaßnahme und die dazu unternommene Verkehrsuntersuchung würden sich auf unzureichende Gutachten und Berechnungen stützen und Fakten, wie den PKW-Verkehr im Raum Köln, die aktuelle Sperrung der Leverkusener Brücke für den LKW-Verkehr und den schweren LKW-Verkehr im Süden NRWs, nicht berücksichtigen. Die Entscheidungsvorlage und die Argumentation seitens der Autobahn GmbH lässt laut der Initiative vermuten, dass der Abriss und Neubau der Brücke nicht zur Verbesserung der Stausituation für Pendelnde, sondern zur Förderung des weiter zunehmenden LKW-Verkehrs beitragen würde. Zudem bemängelt die Bürgerinitiative die fehlende Untersuchung zur CO2-Billanz, die durch die Bauarbeiten, die temporär notwendige Rampe und durch den vierspurigen Ausbau erzeugt werden würden. Es würden keine Planungen für den Ausgleich der so zusätzlich entstehenden CO2-Mengen bestehen. Weiterhin würde das Vorhaben, neben dem Abriss der denkmalgeschützten Brücke, auch den von Wohn- und Gewerbeflächen bedeuten, erhebliche Beeinträchtigungen im Verkehr sowie Belästigung durch Lärm und Schadstoffe herbeiführen. Statt der geplanten Verkehrsmaßnahme „A4 Plus“ fordert die Initiative mehr Engagement für Klima und Natur und eine grundlegende Verkehrswende.

„Keine Rheinspange 553!“ – Der Bürgerverein Urfeld

Vergleichbare Kritik und Forderungen gibt es seitens des Bürgervereins Urfeld in Bezug auf die geplante Autobahnverbindung Rheinspange 553. Sowohl vorgeschlagene Brückenlösungen sowie die Tunnelvariante seien nicht effektiv: „Wir halten diese Brücke für nicht mehr zeitgemäß, und die offiziellen Statistiken des Bundes bestätigen diese Auffassung“, so Hinrich Doering vom Urfelder Bürgerverein. Die vor fast zehn Jahren prognostizierten massiven Steigerungen im Verkehr seien nicht eingetroffen. Zudem ist sich Doering sicher, dass „sobald die Leverkusener Brücke fertig ist, auch der Kölner Süden mit der Rodenkirchener Brücke wieder entlastet wird“. Der Bau des Projekts Rheinspange sei somit nicht notwendig. Stattdessen fordert der Bürgerverein, dass die vorhanden personellen und finanziellen Kapazitäten in den Erhalt der Infrastruktur und den Ausbau des ÖPNV gesteckt werden sollte. Genauso wie „A4 Minus“ sieht auch der Urfelder Bürgerverein die Notwendigkeit einer langfristigen Entlastungslösung und grundsätzlich in einer Verkehrswende.