Bundesliga-Profi Lukas Klünter im Gespräch

Von Friesheim an die Spree

1996 in Euskirchen geboren, wuchs Lukas Klünter in Friesheim auf. Mit dem Fußballspielen begann er bei Schwarz-Weiß Friesheim und wechselte nach Stationen beim SSV Weilerswist, TSC Euskirchen und Bonner SC 2014 in die U19 des 1. FC Köln. 2016 schaffte Klünter beim FC den Sprung ins Profilager. In der Saison 2018/19 wurde der Rechtsverteidiger vom Hauptstadtclub Hertha BSC Berlin verpflichtet. Dort ist er aktuell unter Vertrag.

von Claudia Scheel

Stadtmagazine: Sie haben bei Schwarz-Weiß Friesheim mit dem Fußballspielen begonnen. Auf welcher Position haben Sie gespielt? Und haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern bzw. zum besonders schwer von der Flutkatastrophe betroffenen Verein?

Beim SC Schwarz-Weiß Friesheim habe ich tatsächlich im Tor angefangen, so wie wahrscheinlich anfangs jeder mal. Dann habe ich alle Positionen mal durchprobiert, konnte mich so früh auch noch nicht festlegen. Es hat sich erst später – ich meine, im Stützpunkt bei der Förderung – herauskristallisiert, dass Außen- bzw. Innenverteidiger die passende Position ist. Einige Mitspieler von damals waren auch meine direkten Nachbarn und gehören heute noch zu meinen besten Freunden. Wir waren sowieso den ganzen Tag auf dem Fußballplatz und haben auch sonst alles zusammen gemacht. Ich erinnere mich gerne daran zurück. Zum Verein selbst habe ich keinen direkten Kontakt mehr. Aber da meine Familie immer noch in Friesheim wohnt, gibt es den indirekten Kontakt. Und natürlich haben wir auch in der schweren Zeit der Flutkatastrophe der Stadt geholfen.

Es heißt, Sie hätten lange Zeit nicht vorgehabt, Profi zu werden, seien als Quereinsteiger zum Profifußball gekommen. Sehen Sie Vor- bzw. Nachteile auf diesem Weg?

Ich habe es am Anfang nicht forciert, Fußballprofi zu werden. Heute kann ich sagen, dass ich froh bin, meine Kindheit und Jugend so verbracht haben zu können. Irgendwann kommt natürlich der Moment, wo du merkst, dass sich Möglichkeiten ergeben, mehr zu erreichen. Diese Gelegenheit habe ich wahrgenommen und dann auch sehr viel dafür getan.

Was wäre für Sie eine Alternative zum Profifußball gewesen?

Schwer zu sagen, da ich meine Schule ganz normal zu Ende gemacht und auch ein Studium angefangen habe. Wahrscheinlich wäre ich jetzt trotzdem im Sportbereich tätig. Wenn nicht, dann vielleicht in der Gastronomie.

Sie sollen als 16-Jähriger ein Praktikum als Koch absolviert haben. Kochen Sie gerne?

Genau, das stimmt. Es macht mir heute noch Spaß, zu kochen. Ich probiere sehr viele neue Sachen aus und begeistere mich einfach für gutes Essen.

Zurück zum Fußball: Erinnern Sie sich noch an das Gefühl, als Sie das erste Mal bei einem Bundesliga-Spiel aufliefen?

Natürlich! Das Gefühl werde ich wahrscheinlich niemals vergessen. Der Körper ist voller Adrenalin und du denkst an nichts anderes. Für dieses Gefühl arbeitest du jeden Tag, um es am Wochenende wieder zu erleben.

Was würden Sie als den bisherigen Höhepunkt Ihrer sportlichen Karriere bezeichnen?

Mein Höhepunkt ist auf jeden Fall das Erreichen der Europa League mit dem FC. Aber auch der Europameister-Titel mit der U21-Nationalmannschaft war ein Highlight.

Sie mussten wegen einer Schulterverletzung lange pausieren. Wie haben Sie die Zwangspause und Corona-Quarantäne erlebt?

Die Verletzung war sehr unglücklich und hat mich im ersten Moment zurückgeworfen. Aber schon der zweite Gedanke war dann direkt, sich zurückzukämpfen und möglichst schnell wieder vollkommen gesund zu werden. Dies hat mit harter Arbeit auch verhältnismäßig gut geklappt. In einer solchen Zwangspause, oder auch in der Corona-Pause, wird natürlich weiter viel gearbeitet – oder sogar mehr als sonst. Was halt fehlt, ist der Ball, und schnell vermisst man auch den Kontakt zur Mannschaft. Das macht Fußball ja aus, egal wo man spielt.

Seit Juli 2018 sind Sie bei Hertha. Was gefällt Ihnen an Berlin, kann man die Stadt Ihrer Meinung nach mit Köln vergleichen? Und sind Sie noch ab und zu in Erftstadt?

Klar. Allein schon wegen meiner Familie. Und meine besten Freunde aus der Jugend sind auch noch in der Region. Deswegen komme ich immer mal wieder zurück in die Heimat. Was nicht zu vergleichen ist, ist die kölsche Mentalität, die es in Berlin natürlich nicht gibt. Trotzdem hat auch Berlin seine Vorzüge. Ich finde zum Beispiel die Offenheit und kulturelle Abwechslung hier extrem erfrischend.

Was wünschen Sie sich für Ihre sportliche Zukunft?

Meine sportlichen Ziele sind auf jeden Fall, noch lange auf Bundesliga-Niveau spielen zu können und vor allen Dingen: gesund zu bleiben. Gerade nach der letzten Saison, die nicht ganz optimal verlaufen ist, steht das im Vordergrund.