Blütenpracht im Brühler Versailles – Schlosspark wird Farbenmeer

Der Frühling hält Einzug im Rheinland und die Menschen zieht es vermehrt ins Grüne: Allen voran der Schlosspark, Teil des UNESCO-Welterbes, erfreut sich steigender Besucherzahlen. Das liegt auch an der Blütenpracht, die nach den Eisheiligen ab dem 15. Mai wieder den Park ziert. Das Brühler Markt Magazin erhielt einen Einblick in die Gewächs häuser des Schlosses und somit in die Kinderstube der Pflanzen.
von Dennis Müller
Auf der Südseite von Schloss Augustusburg harmoniert der Schloss – park mit dem barocken Gebäude auf besondere Art und Weise – man könnte sagen: hier ist Brühl am französischsten, denn das Broderieparterre (broderie bedeutet Stickerei) basiert auf der Grundlage eines originalen französischen Gartenplans, den der in Versailles ausgebildete Gartenkünstler Dominique Girard ab 1728 entworfen hatte. Und in der Tat wirken die Wege, Buchsornamente, Wiesenbereiche, Brunnen und Zierbeete wie eine große Stickerei, die dem alten Muster folgt. „Unsere Gärtner haben bei der Auswahl der Blumen eine gewisse Freiheit“, erklärt Schlosshistorikerin Christiane Winkler, „aber das Schema ist durch die Originalpläne festgelegt, weshalb unser Schloss – park als eines der authentischsten Beispiele französischer Gartenkunst des 18. Jahrhunderts in Europa gilt.“ Christiane Winkler führt am Parterre vorbei in den kleinen Jardin Secre und anschließend zu den Gewächshäusern im Westen des Parks – hier werden Malwe, Löwenmäulchen und Co. auf ihre Einpflanzung Mitte Mai vorbereitet.

50.000 Pflanzen warten auf ihren Einsatz

Carmen Hauptmann, Teamleiterin der Schlossgärtner, gießt die jungen Blumen, bevor sie die Wurzeln einzelner Pflanzen kontrolliert. „Hier verbringen die Pflanzen ihre Jugend, bevor es raus geht“, erklärt Hauptmann, „damit warten wir bis Mitte Mai, weil die Eisheiligen teilweise noch Spätfrost bringen können.“ Doch auch auf dem Parterre müssen die Blumen einiges aushalten, große Hitze und viel Feuchtigkeit sind nicht ungewöhnlich für den Brühler Sommer. Daher kommen nur solche Blumen infrage, die eine gewisse Widerstandsfähigkeit besitzen. Zudem wird darauf geachtet, authentische Sorten zu verwenden, die auch für die barocke Gartenkunst typisch waren. 15.500 Pflanzen werden schließlich im Mai innerhalb einer Woche im Parterre eingepflanzt, insgesamt werden 50.000 Zierpflanzen im Park platziert; eine enorme logistische Leistung. Im benachbarten Gewächshaus warten zudem bis zu 150-Jahre alte Lorbeerbäume auf den Sommer. „Wer die Pflanzen in voller Blüte sehen möchte, kommt am besten ab Mitte Juni in der Park“, sagt Hauptmann. Bis November bleiben die Pflanzen schließlich im Beet. Der Schlosspark als Gesamtkunstwerk Die Gärtnerei des Schlossparks hat freilich noch andere Aufgaben. „Wir sehen den Garten ganzheitlich und da gehört auch der Englische Garten dazu“, sagt Christiane Winkler. Auch hier wird ständig gepflegt, gemäht und hergerichtet. Gemeinsam ergeben der Französische und der Englische Garten ein Gesamtkunstwerk, das je nach Licht und Blickwinkel ganz unterschiedliche Stimmungen bieten kann. „Das hier ist kein Volkspark oder Stadtpark“, betont daher Carmen Hauptmann, „wir werben um Verständnis dafür, dass das Grillen oder das Sonnen auf den Wiesenflächen nicht erlaubt ist. Mittlerweile zählen wir 110.000 Besucher im Jahr, viele internationale Gäste und die möchten diesen Park, der mit dem Haus untrennbar verbunden ist, auch entsprechend genießen.“ Für Christiane Winkler und Carmen Hauptmann besitzt der Park eine große Bedeutung: „Es ist eine unglaublich vielfältige Arbeit, die wir hier machen. Wir müssen immer auf die Natur schauen, die hier alles bestimmt. Wir können nur reagieren, daher stellt uns das Klima immer wieder für neue Herausforderungen“, sagt Carmen Hauptmann. Wer den Schlosspark mal aus einem anderen Blickwinkel sehen möchte, kann dies im Rahmen von eigenen Themenführungen in den Sommermonaten tun. Das Programm befindet sich auf der Homepage: www.schlossbruehl.de