Maibrauchtum im Rheinland – Willkommen im Wonnemonat

In der Mainacht ziehen wieder junge Männer aus, um ihrer Liebsten einen Maibaum oder ein Maiherz zu schenken. Doch das Maibrauchtum im Rheinland geht noch weit über das Maibaumstellen hinaus, unterscheidet sich zum Teil sogar von Dorf zu Dorf. 
von Dennis Müller
Um den Wonnemonat Willkommen zu heißen, brauchen die meisten Maigesellschaften und Junggesellenvereine nicht nur einen Tag oder eine Nacht: Freilich bedeutet das Stellen des Maibaumes auf dem Dorfplatz den symbolischen Höhepunkt des Maifestes, doch beginnen die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten meist bedeutend früher. Besonders unterhaltsam ist dabei meist die Kur des Maikönigs, die im Rahmen einer Maiversteigerung vorgenommen wird: Ein ‚Auktionator’ führt durch die Veranstaltung, bei der die jungen Männer Gebote für die sogenannten Mailehen abgeben. Wer das höchste Gebot erzielt, darf Maikönig werden – meist zieht die Gesellschaft im Anschluss feierlich zum Haus der Maikönigin. Woher die Tradition der Maiversteigerung kommt, ist indes unbekannt. Auch das Aufstellen des Baumes wird meist musikalisch begleitet. Im Gegensatz zu den Maibäumen in Bayern, die das ganze Jahr über stehen bleiben, werden die im Rheinland verwendeten Birken jedes Jahr neu geschlagen. Auch der Ursprung dieses zentrales Brauchs ist umstritten; Bezüge zu germanischen Riten sind meist nicht sehr standfest. Die Unklarheit über den Ursprung der Tradition hat jedoch auch etwas Gutes, ist sie wohl der Grund dafür, dass viele Dörfer und Gesellschaften ein eigenes Brauchtum ausgebildet haben, was die Tradition sehr heterogen und lebendig macht.

Maitradition seit 1770

In Berrenrath geht die Maifesttradition auf 1770 zurück wie eine zeitgenössische Gerichtsakte belegt; wahrscheinlich ist der Brauch aber noch älter. Seither finden auch die Maiversteigerungen statt, bei welchen in Berrenrath nicht nur der Maikönig, sondern auch weitere Würdenträger ermittelt werden: der 22-jährige Pascal Mörs sicherte sich den Königstitel für das 248. Berrenrather Maifest und erkor sich die 20-jährige Sarah Steppkes zur Maikönigin. Unterstützt werden sie von Maiknecht Mathias Raczek und Maimagt Sarah Küppers. Damit dem Maipaar nur Ehre zuteil wird, achten die Polizisten Timo Zons und Laura Cremer darauf, dass keine Sprüche auf Kosten des Paares gemacht werden: Verstöße werden mit Knöllchen geahndet, die vor dem Maifest von den Gerichtsvollziehern Tobias Steppkes und Ellen Schneider eingetrieben werden. Damit war die Ersteigerung jedoch noch nicht abgeschlossen: 14 Berrenrather Junggesellen ersteigerten sich obendrein ihre Maifrauen, mit welchen sie beim Berrenrather „Maispöll“ durch den Ort ziehen werden.

248. Berrenrather Maifest

Seit der Umsiedlung des Ortes Berrenrath wird das Maifest an drei Tagen am ersten Wochenende im Mai ausgetragen. Natürlich trifft sich die Maigesellschaft schon zuvor, um am 28. April um 18 Uhr den Maibaum auf dem Wendelinusplatz aufzustellen. Am 30. April findet dann der Tanz in den Mai im Festzelt auf dem Wendelinusplatz statt: Für die Musik ab 19:30 Uhr sorgt Merlin DJ Christian, der Eintritt beläuft sich auf 6 Euro. Das richtige Maifest wird dann am ersten Maiwochenende, also vom 5. bis zum 7. Mai gefeiert: Am Samstag, den 5. Mai beginnt um 19 Uhr der Krönungsball im Festzelt, gegen 20:15 Uhr wird das neue Maipaar Pascal Mörs und Sarah Steppkes gekrönt: Auch die sich immer noch engagierenden Ex-Könige und Ex-Königinnen sind mit von der Partie, Jubilare werden geehrt. Der Maifestsonntag beginnt früh um 5 Uhr mit dem Maiwecken; so weiß das ganze Dorf über das wichtigste Fest in Berrenrath Bescheid. Der Maifestzug beginnt um 14 Uhr, das Tambourcorps „Echte Fründe“ ist stets mit von der Partie. Um 18:30 beginnt der Maiball, an dem auch bbefreundete Gesellschaften teilnehmen. Am Montag, den 7. Mai klingt das Maifest mit einem Dämmerschoppen mit Tanz ab 19:30 Uhr aus. Der Eintritt ist an allen Maifesttagen frei. Die Amtszeit des  Maikönigs geht freilich weiter: Er hält die Gesellschaft zusammen, organisiert Besuche der Gesellschaft über das ganze Jahr bei weiteren Veranstaltungen.