Aufarbeitung und der Erftstädter Blick nach vorn

Die gute Nachricht vorweg: Auf die Erftstädter Bürger kommen in 2022 keine neuen oder erhöhten Gebühren und Abgaben zu. Die große Aufgabe des Jahres wird der Aufbau der kommunalen Infrastruktur nach der Jahrhundertflut sein. Hierzu wurde auf Ratsbeschluss eine eigene Stabsstelle unter Leitung von Gerd Schiffer eingerichtet.

von Claudia Scheel

Sicherheit und Aufarbeitung

Das Hochwasser, das Erftstadt am 14. und 15. Juli 2021 traf, verursachte nicht nur Schäden in Millionenhöhe, sondern ließ auch viele Fragen offen. Daher beauftragte die Stadt das Institut der Feuerwehr in Münster mit der Untersuchung des Einsatzes der Rettungskräfte während der Flutkatastrophe in Erftstadt. Im Laufe des Sommers wird der Abschlussbericht vorliegen, erste Workshops finden bereits Mitte Januar statt. Diese dienen der Aufarbeitung des Einsatzes der Erftstädter Feuerwehr und der Optimierung der Arbeit des Stabes für außergewöhnliche Ereignisse, um künftig im Katastrophenfall besser aufgestellt zu sein. Auch der politisch und feuerwehrintern diskutierte Brandschutzbedarfsplan, der die optimale Leistungsfähigkeit der örtlichen Feuerwehr gewährleistet, wird im ersten Halbjahr 2022 beschlossen.

Bürgerdialog für Bildungsstandort

Noch ist Erftstadt keine Universitätsstadt – aber die Stadt hat sich für die Ansiedlung je einer Dependance der Technischen Hochschule Köln und der Brühler Fachhochschule des Bundes beworben. Die Zuschläge stehen noch aus, doch möchte die Verwaltung im ersten Quartal 2022 in die vertiefte Planung gehen, dabei Bürger und vorhandene Bildungseinrichtungen einbeziehen. Der Campus Rhein-Erft der TH Köln für 2.000 Studenten, die in Erftstadt studieren, im besten Fall auch leben werden, soll in Oberliblar in Nachbarschaft zur Waldorfschule und zum Bahnhof entstehen. Die FH Brühl benötigt Platz für 600 Studenten. Da hierfür entsprechende Strukturen geschaffen werden müssen, soll der Ansiedlungsprozess im Rahmen eines Bürgerdialogs transparent gemacht und den Bürgern ein Mitspracherecht eingeräumt werden.

Bau- und Sanierungsmaßnahmen

Seit Mai stehen die dreigeschossigen Container als Schulersatzbau: Anfang 2022 geht der 2019 beschlossene Architektenentwurf zur Sanierung des Schulzentrums Lechenich in den ersten von vier Bauabschnitten. Dann nehmen Kanalbauten und die Arbeiten am C-, B- und N-Trakt Fahrt auf. Eine Herausforderung stellt die Sanierung bei laufendem Schulbetrieb dar; geplant ist, sehr lärmintensive Tätigkeiten möglichst in die Ferien zu verlegen.

Auch bei der Schließung der Versorgungslücke mit KitaPlätzen geht es voran: Drei neue städtische Kindertagesstätten für Bliesheim (vier Gruppen), Erp (drei Gruppen) und Gymnich (fünf Gruppen) sind aktuell ausgeschrieben. Wer den Zuschlag erhält, wird im nächsten Jahr feststehen.

Besserer Service für die Bürger

Um den Bürgern den Behördengang zu erleichtern, wird das Bürgerbüro in Lechenich mit einer „Speed Capture Station“ ausgestattet. Dank dieser Neuerung können Bürger zukünftig umgehend und eigenständig Passbilder erstellen und Fingerabdrücke einlesen lassen. Zudem soll eine Neuaufstellung und Verschlankung der Stadtverwaltung erfolgen, um diese schlagfähiger zu gestalten und Doppelstrukturen abzubauen.

Mit Blick auf den Bürgerservice schlägt sich dies unter anderem in einer neuen, übersichtlich gestalteten städtischen Homepage sowie in einem vereinheitlichten Beschwerdemanagement nieder, das schnellere Rückmeldungen verspricht.

Ein Erftstädter im Schloss Bellevue

Am 2. März 2022 jährt sich der Geburtstag des berühmtesten Sohnes Erftstadts, Carl Schurz, zum 192. Mal. Auf Wunsch von Frank-Walter Steinmeier überreicht an diesem Tag eine Erftstädter Delegation dem Bundespräsidenten die Büste des bedeutenden Demokraten: Schurz ist dann der erste Erftstädter, der permanent im Berliner Schloss Bellevue präsent sein wird.