Ende einer Profilaufbahn: André Greipel sagt Adieu

André Greipel gehört zweifellos zu den besten Radsprintern seiner Generation. In der Radsportszene ist der 39-jährige Lokalmatador auch unter dem Spitznamen „Gorilla“ bekannt. Anfang Oktober bat er zum letzten Tanz. Nach 16 Jahren beendete der erfolgreichste deutsche Radprofi beim Münsterland Giro seine Karriere. Heike Breuers sprach mit ihm über seinen Entschluss und seine kürzlich erschienene Autobiografie „Aus dem Windschatten“.

von Heike Breuers

Wie kam es zu dem Entschluss ihre Radprofi-Karriere zu beenden?

Die Entscheidung ist gereift und ich habe gespürt, dass 2021 meine letzte Saison ist.

Wie empfinden Sie dabei? Gibt es Dinge, die Sie vermissen werden?

Im Leben gibt es einige Punkte an denen Entscheidungen getroffen werden müssen. Über jede Entscheidung die man selbst trifft, kannst du dich nicht bei anderen über das Ergebnis beschweren. Bis jetzt vermisse ich nichts und mal abwarten ob überhaupt so ein Gefühl eintritt.

Was schätzen Sie an der neuen Lebenssituation am meisten? Gibt es Dinge, die Sie nachholen möchten?

Ich bin grundsätzlich ein zufriedener und optimistischer Mensch und ich freue mich, dass die gemeinsame Zeit mit meiner Familie sich deutlich steigern wird.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Vor knapp zwei Monaten bin ich in Münster mein letztes Rennen als Profi gefahren. Ich habe Ideen was meine berufliche Zukunft angeht. Welche davon zu einem Plan reifen, das ist noch offen.

Warum haben Sie ihr letztes Rennen ausgerechnet in Münster bestritten und nicht auf internationaler Bühne?

Das Veranstaltungsteam des Münsterland Giro ist mir in vielen Punkten entgegengekommen und dafür bin ich sehr dankbar. Die Radsportfans aus meinem Heimatland und meine Familie sollten bei meinen letzten Rennkilometern unbedingt in meiner Nähe sein. Ich habe auf den letzten Metern richtig tief durchgeatmet, aber es war noch mal Gänsehaut pur.

Inwieweit bleiben Sie dem Radsport verbunden?

Zwei Drittel meines bisherigen Lebens wurden vom Radsport dominiert. Der Sport ist meine Leidenschaft und Radfahren wird auch in der Zukunft mein Lieblingshobby sein.

Vor kurzem haben Sie Ihr erstes Buch „Aus dem Windschatten“ veröffentlicht. Können Sie kurz erläutern wie es dazu kam?

Es ist mein erstes, aber vielleicht auch mein letztes Buch. Ich hatte das nicht geplant. Vom Gedanken, über den Austausch mit meiner Familie, dem Verlag und dem Ghostwriter bis zum Erscheinen der Erstauflage ist kein Jahr vergangen.

Wie lautet die Kernaussage Ihrer Autobiografie und welche Botschaft möchten Sie übermitteln?

Zwischen dem, was man sagt und dem, was man tut, sollte es keine Unterschiede geben. Kontinuierlich Erfolge zu erreichen, ist immer eine Teamleistung und das Ergebnis einer disziplinierten und engagierten Herangehensweise. Ohne einen ambitionierten, aber auch machbaren Plan sind Erfolge meist Zufallsprodukte.

Hürth ist Ihre Wahlheimat. Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz?

Der Otto-Maigler-See ist ein sehr schönes Ziel, wo ich mit meiner Familie schon viel Zeit verbracht habe.

Und wenn Sie auf heimischen Boden mit dem Rennrad unterwegs sind, wo drehen Sie ihre Runden?

Rund um Hürth gibt es viele schöne Strecken und Feldwege die uns immer Richtung Eifel die Strecke verschönern. Abseits der Straße finde ich die Ville-Kottenforst sehr abwechslungsreich.