Wundervoller Wandbehang – Sonnengesang des Heiligen Franziskus

Wer die Kirche St. Franziskus in der Gummersbacher Innenstadt betritt, wird sofort in Bann gezogen von einem riesigen Wandbehang an der Altarwand. In warmen Farben wird der Sonnengesang des Hl. Franziskus dargestellt – und besonders an Sonnentagen strahlen die Farben intensiv. Die Kunsthandwerkerin Luise Theill aus Wiehl hat den Wandbehang gefertigt. Sie hat zahlreiche Entwürfe für Kirchenfenster und Bronzeplatten erstellt. Scherenschnitte und Stoffcollagen hat sie zusammen mit Texten ausgearbeitet. In Kirchen und Pfarrheimen in ganz Nordrhein-Westfalen sind ihre Arbeiten zu sehen.

„Der Sonnengesang des Hl. Franziskus in der Franziskuskirche ist eine Stoffcollage,“ erzählt sie, „denn ich habe ja nicht die Farben gemischt, sondern ich habe Stoffe in unterschiedlichen Farben benutzt. Es war eine Auftragsarbeit kurz vor der Jahrtausendwende. Der Plan dazu entwickelte sich aus einem Atelierbesuch des damaligen Kreisdechanten Joseph Herweg. Er war sehr angetan von meinen anderen Arbeiten über biblische Themen. Es folgten Gespräche mit dem Kirchenvorstand und dem Erzbistum, bevor ich mit der endgültigen Ausführung beginnen konnte. 14 Monate habe ich daran gearbeitet. Ich habe alles auf der Hand genäht. Der Wandbehang ist vier mal vier Meter groß und kann daher nicht mal eben an der Wand von hier nach da verschoben werden. Er wurde deshalb fotografiert und per Diaprojektor haben wir dann an der Wand ausprobiert, wo er am besten hängt. Dort hängt er nun seit dem Jahr 2000.“
Eine Schock war für Luise Theill die Mitteilung vom Orgelbrand in der Franziskus-Kirche. Ein großer Stein fiel ihr vom Herzen, als sie hörte, dass die Reinigung des Stoffes sehr gut geklappt hat. Mit großer Mühe und Feinarbeit hat Restauratorin Anja Lienemann das Kunstwerk von Ruß und Staub befreit.

Im Sonnengesang preist der Hl. Franziskus in zehn Strophen die gesamte Schöpfung. Sie sind alle bildlich auf der Stoffcollage dargestellt. „Schwester Sonne, Bruder Mond und Sterne“, damit beginnt der Text, und leuchtend sind sie auf der Collage zu sehen. „Schwester Wasser und Bruder Feuer“ zählt Franziskus auf – und leuchtend züngeln die Flammen am unteren Bildrand hoch. Das Wasser ist als breiter Strom und auch als Tropfen zu erkennen. Die Menschen fehlen nicht im Sonnengesang. Luise Theill hat sie siebenfach dargestellt, mit offenen Mündern das Lob Gottes singend. Von ihnen aus fliegen Schmetterlinge, uralte Symbole für die Seele, in die offenen Hände Gottes. Luise Theill hat zu der Collage eine ausführliche Meditation geschrieben, die als Kopie am Schriftenstand in der Kirche mitgenommen werden kann. (cf)