Eitorf. Wie stark die Kosten der Einschulung Familien belasten, beschäftigt die Verantwortlichen der Eitorfer Tafel schon lange. Schultasche und Grundausstattung, vom Mäppchen bis zum Turnbeutel, schlagen mit Beträgen zu Buche, die selbst einen Durchschnittshaushalt stark belasten und von den Tafelkunden oft gar nicht zu stemmen sind. Auch das staatliche „Bildungs- und Teilhabepaket“ decke nur einen Teil der Kosten, weiß Tafelchef Paul Hüsson.
Daher hat die Eitorfer Tafel im letzten Jahr erstmals Schulneulinge mit neuen Ranzen und Grundausstattung ausgerüstet. Den Bedarf hatten die Mitarbeiter gezielt bei den Tafelkunden abgefragt und durch Einschulungsbelege nachweisen lassen. Um das Tafelbudget nicht mit diesen Sonderausgaben zu belasten wurde ein Sponsor dafür gesucht und gefunden. Die Aktion war ein voller Erfolg und wird daher in diesem Jahr wiederholt.
Doch aus einer Auswertung des Diözesan Caritasverbands erfuhr Hüsson, dass nicht nur die Einschulung sondern auch der Wechsel von der Grundschule zur weiterführenden Schule viele Familien über ihre finanziellen Möglichkeiten hinaus belastet. Hier sind es insbesondere Arbeitsmaterialien, vom Zirkel bis zum Taschenrechner, die sich zu mehreren Hundert Euro summieren. Auch hier wollte die Tafel gerne helfen, doch zeichnete sich schnell ab, dass der Kreis der Hilfebedürftigen und damit der benötigte Etat, deutlich größer wäre als bei den I-Dötzchen. Gründe dafür sieht Ulla Bruhn, Hüssons Stellvertreterin und pensionierte Lehrerin, insbesondere darin, dass es bei der Einschulung oft noch Unterstützung von bessergestellten Großeltern gibt oder „vererbte“ Schultaschen von älteren Geschwistern. Die sich summierenden Aufwendungen beim Schulwechsel hätten die Großeltern hingegen oft nicht so im Blick wie den Bedarf zum Schulstart, die Geschwister benötigten ihr eigenes Equipment meist über Jahre selbst.
Umgesetzt werden konnte die erweiterte Aktion schließlich dank Hilfe des Lions Club Hennef/Rhein-Sieg, der der Tafel für dieses Jahr 1.500 Euro aus dem Erlös seines Adventskalenders 2019 für die Schulranzenaktion zur Verfügung stellte. Damit lässt sich der Löwenanteil der mit gut 2.000 Euro kalkulierten Kosten für beide Gruppen finanzieren, freut sich der Tafelvorstand. Für die Restsumme konnten weitere Sponsoren gewonnen werden.
Während die Tafel den Bedarf unter den I-Dötzchen wie im letzten Jahr selbst bei der eigenen Klientel erfragte, wurde der Kreis der Bedürftigen unter den Schulwechslern mit Hilfe der Schulsozialarbeiterinnen der vier Eitorfer Grundschulen ermittelt. Insgesamt werden nun rund ein halbes Dutzend Schulneulinge mit Startersets in Markenqualität ausgerüstet, die Unterstützung der etwa 30 Viertklässler erfolgt über Gutscheine. Der Wert von 50 Euro kann nicht den kompletten Bedarf decken, soll aber zur Entlastung der Familien beitragen. Die Gutscheine sind personenbezogen und ausschließlich für Schulbedarf einlösbar in der lokalen Buchhandlung Windrose, die auch die Grundausstattung für die Schulneulinge liefert. Inhaber Christoph Schwamborn unterstützt die Aktion selbst ebenfalls mit einer Spende.
Der Tafel ist daran gelegen die Förderung für Schüler aus sozialschwachen Familien nachhaltig zu etablieren. Darum haben die Verantwortlichen auch bereits einen Plan für das kommende Jahr. Dann sollen die Gelder aus dem Erlös eines Benefizkonzerts zugunsten der Tafel hierfür eingesetzt werden. Das Konzert aus der Reihe „Friesisch-Kölscher Musikaustausch op Jöck“ findet unter Schirmherrschaft des Eitorfer Heimatvereins statt am 10. Oktober 2020 um 18 Uhr im Hotel Schützenhof. Karten zum Preis von 20 Euro können bereits jetzt im Schützenhof und beim Getränke Express Siebigteroth erworben werden. (Text/Foto Renate Deitenbach)