Saison 21/22 – normale Vorbereitung, ungewisse Zukunft

Zurzeit befinden sich sämtliche Amateurfußballvereine im Fußballverband Mittelrhein in der Saisonvorbereitung. Doch wie planen die Vereine eine Spielzeit, von der ungewiss ist, ob sie am Ende nicht doch wieder abgebrochen wird? Welche Ziele streben die Vereine an? Die Stadtmagazine haben nachgefragt.

von Simon Reuber

Während der Corona-Pandemie befindet sich die Spielvereinigung Wesseling in einem Umbruch. Mit einem komplett neu besetzten Team und einem neuen Trainerstab startet die erste Mannschaft in die neue Saison. Toni Scolaro, Sportvorstand seines Vereins, verfolgt die Geschehnisse auf dem Fußballplatz mit großer Vorfreude. „Wir setzen jetzt voll auf die Jugend. Der Altersdurchschnitt liegt zwischen 22 und 23 Jahren. Das könnte der jüngste Kader der Liga sein“, sagt Scolaro. Für die jungen Spieler sei der Neustart in der Mittelrheinliga perfekt geeignet, um sich zu zeigen und zu beweisen. Arif Cinar, der neue Trainer, gebe allen eine Chance, auch den Eigengewächsen aus Wesseling. „Der Trainer guckt nicht auf das letzte Jahr, er guckt auf die Trainingsleistung. Die Mannschaft ist motiviert und will endlich wieder spielen“, so Scolaro. Finanziell sei das letzte Jahr für die Spielvereinigung sehr schwierig gewesen. „Wir hatten keine Zuschauer, keine Einnahmen. Das ist alles weggebrochen.“ Sein größtes Dankeschön will der Sportvorstand seinem neuen Trainerteam aussprechen. Der Stab hat durch gute Verbindungen zu jungen Spielern eine Mannschaft mit viel Talent aufgebaut. Scolaro will realistisch bleiben. „Diese Saison wird sicherlich kein Spaziergang“, sagt er. Das Ziel für die Spielvereinigung Wesseling sei der Klassenerhalt in der Mittelrheinliga.

Der FC Hürth sei von Anfang an sehr vorsichtig im Umgang mit der Corona-Pandemie gewesen, sagt Karl Zylajew, der erste Vorsitzende des Vereins. Letztes Jahr plädierte der Hürther Verein aufgrund von steigenden Inzidenzzahlen früh für einen Saisonabbruch. Nachdem der Spielbetrieb eingestellt worden. war, kristallisierte sich für Zylajew schnell heraus: Die Saison 2020/2021 wird abgebro- chen und die Planung für die nächste Spielzeit muss bei aller Ungewissheit vorangetrieben werden. Die Spieler hielten sich zuhause fit und die Trainer führten teilweise Videokonferenzen mit verschiedenen Übungseinheiten durch. Sowohl für die erste und zweite Mannschaft als auch für die Jugendabteilungen. „Ich glaube, dass die älteren Spieler weniger Probleme mit dem Wegfall des Trainings hatten als die Kleinen im Alter von sechs bis 14 Jahren.“ Für sie fiel nicht nur das Fußballspielen weg, auch der Ausgleich zur Schule und das alltägliche Treffen mit Gleichaltrigen fand nicht mehr statt. „Uns tut es weh, wenn wir ihnen das nicht bieten können“, so Zylajew. Als der Mittelrheinverband im April die offizielle Entscheidung bekanntgab, die Saison abzubrechen, befand sich der FC Hürth bereits in Gesprächen mit Spielern und Trainern. „Wir planen so, als würde die nächste Saison ganz normal stattfinden. Sowohl mit Spielerverträgen als auch mit den Trainern“, sagt Zylajew. Aufgrund der frühen Planung und Vorbereitung sieht er seinen Verein gut aufgestellt für die nächste Saison und hofft für den Amateurfußball auf eine geregelte und sportliche Spielzeit.

Beim FC Rheinsüd Köln würde Georg Komma gerne einen Blick in die Glaskugel werfen, um in die Zukunft zu schauen. „Theoretisch kann die Corona-Krankheit wieder zu erheblichen Inzidenzzahlen führen“, sagt der erste Vorsitzende seines Vereins. Ob der Spielbetrieb dieses Jahr ohne Unterbrechung durchgeführt werden kann oder wie letztes Jahr unterbrochen wird, ist ungewiss. Trotzdem weiß Komma seinen Verein auf alle möglichen Szenarien vorbereitet. Er gehe zuversichtlich in die neue Spielzeit. „Wir richten uns nach den Verbänden, die wie gewohnt die Staffeln einteilen, und werden uns exakt an die Corona- Schutzverordnung halten“, so der Vorsitzende über die Saisonvorbereitung.

Vor eineinhalb Jahren belegte der SC Germania Erftstadt-Lechenich den zweiten Platz in der Landesliga und befand sich mitten im Aufstiegsrennen. Doch dann kam die Corona-Pandemie, der Spielbetrieb wurde zuerst eingestellt, später wurde die Saison annulliert. „Diese Entscheidung des Verbandes mussten wir als Mannschaft und Trainerstab erstmal verdauen“, sagt Paul Esser, Trainer der ersten Mannschaft. Die Saison 2020/2021 lief an und wurde wieder abgebrochen. Jetzt will sich Esser auf die sportliche Entwicklung seines Teams konzentrieren. „Wir müssen dieses Jahr nicht aufsteigen, wollen aber eine gute Rolle in der oberen Tabellenhälfte spielen“, sagt der Trainer. Mit einem eingeschworenen Team und drei neuen jungen Talenten will Germania Erftstadt in die neue Saison starten. „Die Freude ist riesengroß, dass man wieder normale Verhältnisse hat. Gleichzeitig wissen wir alle, dass sich das schnell wieder ändern kann“, sagt der Germania-Trainer.

Das Saisonziel der ersten Mannschaft vom SC Brühl: Nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. „Ich sehe unseren Kader insgesamt stärker als letztes Jahr“, sagt Kurt Schallehn, der im Vorstand des Sportclubs tätig ist und zusammen mit Christian Scheid den Spielbetrieb leitet. Vor allem in der Kaderbreite sei der Brühler Verein dieses Jahr besser aufgestellt. Ausfälle werden sich besser kompensieren lassen. „Wir wollen ein Anlaufpunkt für junge Spieler sein, die ehrgeizig sind und spielen wollen“, merkt Schallehn an. Einige Spieler verließen den Verein oder beendeten nach der Corona- Pause ihre Spielerkarriere. Der Kader der ersten Mannschaft befindet sich in einer Neufindung. Gute Arbeit brauche es, um am Ende das Saisonziel zu erreichen. Schallehn sieht die erste Mannschaft gut vorbereitet. Die Zeit in der Corona-Pandemie sei für den Vorstand des Vereins sehr arbeitsreich gewesen. „Freitags kamen meist die neuen Corona-Schutzverordnungen, montags die Anweisungen von der Stadt. Dann haben wir die Trainer informiert und an der Umsetzung der Verordnungen gearbeitet“, berichtet Schallehn. Zwei Wochen später kam dann meist eine neue Corona-Verordnung. Schallehns Fazit: „Wir mussten schnell und zeitnah reagieren, mal verschärfend, mal lockernd. Das Hauptproblem ist, dass wir keine Planungssicherheit haben, auch jetzt noch nicht.“