Ingo Froböse leitet das Zentrum für Gesundheit durch Sport und Bewegung an der Sporthochschule Köln. Wir haben bei dem Sportwissenschaftler nachgefragt wie wir trotz Home-Office und Home-Schooling gesund und leistungsfähig bleiben.
von Heike Breuers
Immer mehr Berufstätige verbringen ihren Arbeitstag wegen Corona zu Hause. Welche Risiken sehen Sie?
Home-Office kann für viele eine Erleichterung sein, immerhin ist flexibles Arbeiten ohne längere Anreise an den Arbeitsort möglich. Dennoch birgt es eine große Gefahr – und zwar Bewegungsmangel. Viele Wege, wie etwa der zur Arbeit oder zu Geschäftsterminen, fallen weg. Unzureichende Bewegung hat nicht nur negative Auswirkungen auf unser Immunsystem, sondern begünstigt auch Übergewicht und in Folge auch die Entstehung vieler Volkskrankheiten. Psychische Aspekte spielen ebenfalls eine Rolle. So kann zum Beispiel das Zusammenfallen von Home-Office, Home-Schooling und Kinderbetreuung eine große Belastung darstellen. Zudem ermüdet der digitale Austausch mit Kollegen auf Dauer. Mittlerweile steht sogar der Begriff „Zoom Fatigue“ im Raum, der die Erschöpfung durch Videokonferenzen beschreibt.
Viele Haushalte sind nicht auf Home-Office ausgerichtet. Welche Maßnahmen empfehlen Sie für einen ergonomischen Heimarbeitsplatz?
Dazu sind vor allem zwei Dinge wichtig: Ein Schreibtisch, bei dem Sie Ihre Arme bei normaler Sitzhöhe waagerecht auflegen können und ein Bürostuhl mit Armlehnen. Dieser sollte so eingestellt sein, dass Ihre Oberschenkel parallel zum Boden liegen. Falls Sie am Laptop arbeiten, empfiehlt sich ein externer Bildschirm, auf den Sie nicht hinunterschauen müssen.
Warum ist es in Corona-Zeiten und Telearbeit so wichtig, in Bewegung zu bleiben?
Bewegung macht den Kopf frei und bringt uns auf andere Gedanken. Gerade sportliche Aktivität ist auch ein Stressventil, das Stresshormone wieder ausgleicht und damit Körper und Geist entspannt. Dabei profitieren Menschen jeden Alters von den positiven Effekten, die Bewegung mit sich bringt. Gerade Kinder brauchen das Toben, Spielen und Rennen für Ihre Entwicklung.
Welche Möglichkeiten sehen Sie, trotz Homeoffice-Alltag und geschlossener Sportstätten fit zu bleiben?
Ihr wichtigstes Trainingsgerät haben Sie immer dabei, denn das sind Sie! Mit dem eigenen Körpergewicht können Sie zahlreiche Übungen zu Hause durchführen. Wer gerne zusätzliche Materialien in sein Workout integrieren möchte, wird auch in den eigenen vier Wänden fündig. Wasserflaschen können als Gewichte genutzt werden oder Kissen als instabile Unterlage. Zudem besteht die Möglichkeit, die Sporteinheit nach draußen zu verlegen. Auch bei kühlen Temperaturen lässt sich das mit der richtigen Ausstattung gut umsetzen.
Eine naturbelassene Ernährung stärkt das Immunsystem. Welche Tipps haben Sie für eine gesunde Ernährung am heimischen Schreibtisch?
Mein erster Tipp: Essen Sie nicht an Ihrem Schreibtisch nebenbei, sondern nehmen Sie sich die Zeit, bewusst zu essen. So vermeiden Sie unkontrolliertes Schlingen und genießen Ihre Nahrung gleichzeitig mehr. Kochen Sie Ihre Mahlzeiten ausgewogen und mit saisonalem und regionalem Gemüse. So versorgen Sie Ihren Körper mit allen wichtigen Nährstoffen, die er braucht. Obwohl die Verlockung am Schreibtisch groß ist, versuchen Sie, auf zuckerhaltige Snacks zwischendurch zu verzichten. Denn diese treiben den Blutzuckerspiegel unnötig in die Höhe. Ihr Körper erhält zwar schnell Energie, diese ist aber auch genauso schnell wieder verschwunden und ein erneutes Hungergefühl tritt ein.
Wie machen Sie persönlich Ihr Immunsystem fit gegen Corona und wie bleiben Sie in Bewegung?
Ich bin natürlich weiterhin aktiv – nur eben von zu Hause aus. Es gibt viele Kraftübungen, die sich wunderbar in den eigenen vier Wänden durchführen zu lassen. Zusätzlich versuche ich, täglich eine Joggingeinheit einzulegen. Das hält nicht nur fit, sondern bringt einen in diesen sonderbaren Zeiten auch auf andere Gedanken.