Paveier-Frontmann Sven Welter über „krasse Erfahrung“

Die Paveier sind aus der kölschen Musikszene nicht wegzudenken. Bei rund 350 Konzerten im Jahr begeistern sie normalerweise mit Hits wie „Leev Marie“ ihr Publikum. Heike Breuers sprach mit Sänger und Gitarrist Sven Welter über die harte Corona-Zeit und das Gefühl wieder live auf der Bühne zu stehen.

von Heike Breuers

Die Zeit des Arbeitsverbotes während der Pandemie war lang. Wie kamen sie als Band damit zurecht?

Als Band haben wir uns frühzeitig zusammengesetzt und versucht, uns bestmöglich auf die Situation einzustellen. Eine andere Wahl hatten wir ja nicht wirklich. Uns war klar, dass wir die Letzten sein werden, die wieder arbeiten dürfen.

Was hat ihnen am meisten gefehlt und wie konnten sie die Zeit positiv nutzen?

Ganz klar, das Publikum, das gemeinsame Musikmachen, lachende Gesichter, sehen und spüren, was die Musik, die wir als Band ja selber schreiben, mit Menschen macht. Wir als Band sind noch näher zusammengerückt. Es ist ja auch nicht „nur“ die Band Paveier. Es sind auch unsere Techniker und unser Büro. Wir sind seit Jahren in dieser Konstellation zusammen unterwegs und sind auch zusammen durch diese Zeit gegangen.

Stichwort Digitalisierung und Corona. Viele haben Online-Plattformen genutzt. Wie haben sie das Thema integriert?

Wir mussten Videokonferenzen halten, um miteinander kommunizieren zu können und vor allem, um uns zu sehen. Aus Streaming Formaten haben wir uns weitestgehend herausgehalten. Das war eine bewusste Entscheidung.

Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie während des Lockdowns gemacht?

Die persönlichen Erfahrungen sind wahrscheinlich die, die die meisten Menschen gemacht haben. Der Garten und das Zuhause wurden zum absoluten Lebensmittelpunkt. So wurde das ein oder andere in Schuss gebracht oder umgebaut. Mit der Familie haben wir eine ganze Menge Wanderwege erkundet, sei es in der Eifel oder im Bergischen Land.

Durch die langen Kontaktbeschränkungen macht sich bei vielen Menschen eine Sozial-Phobie breit. Können Sie das nachempfinden?

Wenn man es gewohnt ist, Jahr für Jahr vor so vielen Menschen zu stehen und sich ständig in Menschenmengen zu bewegen, dann sind Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen eine krasse Erfahrung, die ich wirklich nicht noch-mal brauche, auch wenn ich die meisten Beschränkungen für richtig gehalten habe. Ich bin geimpft. Darauf sollte man vertrauen. Eine gewisse Vorsicht kann ich verstehen. Das erste Konzert mit den anschließenden Fotos war auch für mich spannend. Vielleicht muss man sich, der eine mehr, der andere weniger, sukzessive wieder daran gewöhnen. Ich kann nur sagen, so eine Umarmung tut dann schon gut.

Die Corona-Lockerungen erlauben mehr Freiheiten für die Kultur. Inwieweit können ihre Auftritte wieder stattfinden?

Die ersten Auftritte finden seit ein paar Wochen wieder statt. Das ist auch super. Manche Dinge gehen halt noch nicht, aber es bringt mir herzlich wenig, mich ständig aufzuregen über Absagen, Schwierigkeiten oder Einschränkungen. Da gibt es zurzeit eine Menge Menschen, die ganz andere Sorgen haben.

Woher nehmen Sie die Motivation weiterzumachen und wie fühlt sich das an, nach so langer Zeit wieder live auf der Bühne zu stehen?

Die Frage der Motivation stellt sich für mich nicht. Ich bin Musiker, mit Haut und Haaren. Ich liebe, was ich tue und darum genieße ich jeden Moment, mit der Band auf der Bühne stehen zu können und ein Stück „Normalität“ zurückzubekommen.

In Bad Münstereifel spielten Sie bei einem Benefizkonzert für Flutopfer. Was ging Ihnen da durch den Kopf?

Ich war während der Flut mit der Familie im Urlaub und war einfach nur geschockt von den Bildern und Videos. Mein Vater ist in Blessem geboren. Ich habe Freunde, die betroffen sind, kenne das Ahrtal sehr gut und die Eifel sowieso. Die Menschen in Bad Münstereifel haben mich sehr beeindruckt. Groteskerweise hat es bei dem Auftritt stark geregnet. Der Zusammenhalt untereinander, die gegenseitige Hilfsbereitschaft. Das war toll zu sehen. Es braucht nur eine dauerhafte Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft für die gesamte Region.

Welche Chancen sehen Sie für Ihre Branche?

Wir haben die Chance, nach und nach wieder in unsere gewohnten Abläufe zu kommen. Wir tun alles, um unserem Publikum unter möglichst sicheren Bedingungen wieder Konzertbesuche zu ermöglichen.

„3G“ oder „2 G“?

2G

Sie sind in Hürth aufgewachsen. Was ist ihr Lieblingsplatz? Und in Köln?

So pathetisch es klingen mag, bei meiner Familie. Ich mag den Otto-Maigler-See, meine engsten Freunde leben in Hürth. Es ist meine Heimat. Köln ist der Mittelpunkt meines Lebens als Musiker. Ich mag Ehrenfeld sehr gerne. Es ist bunt, modern, traditionell und hat eine sehr coole kulturelle Szene.