Null-Lösung statt Rheinspange 553?

Klare Position in Urfeld und Widdig

Alle reden von Klimawandel und Verkehrswende. Wie passt da das Autobahnprojekt Rheinspange 553 ins Konzept? Die Stadtteile Urfeld und Widdig könnte es im Ernstfall besonders hart treffen. Hier formieren sich Bürgerinitiativen gegen das Projekt.

von Heike Breuers

Im Herbst 2017 informierte der Landesbetrieb Straßen NRW erstmals über Pläne einer Autobahnbrücke über den Rhein zwischen Godorf und Widdig. Eine Verbindung der Autobahnen A555 und A59 sollte her, um Köln und Bonn zu entlasten. Gegner der sogenannten Nordvariante, einer Brücke über den Godorfer Hafen und der Rheinaue hatten sich noch im gleichen Jahr in über 10 Bürgerinitiativen organisiert. In Urfeld und Widdig war das Bauvorhaben damals noch unbekannt. Mittlerweile sprechen sich mehr als 30 Umweltgruppen gegen das Projekt aus. So auch zwei Gruppen in Urfeld und die „Rheinspange W3 W4“ in Widdig. Meinung gefragt Die Bürgerinitiative „Rheinspange W3 W4“ lehnt Rheinquerungen im Bereich von Widdig und Urfeld nach Niederkassel, die sogenannten Planungsvarianten W3 und W4, ab. Sie widersprechen grundlegend dem ursprünglichen Ziel der Rheinspange 553 als Maßnahme zur Verkehrsentlastung. Weiterhin seien W3 und W4 unzureichend analysiert und entsprechen nicht mehr den aktuellen Anforderungen einer modernen und umweltbewussten Verkehrsplanung. So heißt es im Positionspapier. Die Bürgerinitiative sieht in W2, W3 und W4 eine massive Gefahr der Überlastung des lokalen Verkehrsnetzes und kritische Beeinträchtigungen des durch den Menschen beeinflussten sowie des natürlichen Lebensraums. Primär unterstützt sie die Variante W1, die Streckenführung bei Godorf. Hauptgründe sind eine möglichst geringe Belastung für betroffene Bürger, die eigentliche Zielerreichung zur Verbesserung des überregionalen Verkehrs und die Verkehrsentlastung des Kölner Südens. Alternativ plädiert die Initiative für die Null-Lösung. Und zwar bei gleichzeitiger Optimierung der bestehenden Autobahnen gemäß dem Bundesverkehrswegeplan. Signifikante Verbesserungen im lokalen Verkehr könnten durch den ÖPNV-Ausbau (Schienen- und Radinfrastruktur) erfolgen. Christoph Kany, Sprecher der Bürgerinitiative, verweist auf die Möglichkeit, sich anhand der 3D Karten auf der Homepage selbst ein Bild von den Planungen der Rheinspange 553 zu machen: „So hoffen wir, eine konstruktive Diskussion unter möglichst vielen Bürgern zu entfachen.“ Zu Lasten der Bürger In Urfeld gründeten sich im Frühjahr 2018 zwei Bürgerinitiativen, die Interessenvertretung Waldsiedlung IVWU sowie der Bürgerverein. Beide Initiativen lehnen eine Rheinquerung im Raum Wesseling, die Varianten W2, W3 und W4 ab. Eine Brücke und die damit verbundenen Investitionen machen nur dort Sinn, wo der verkehrliche Nutzen am höchsten ist. Dies ist bei keiner der bevorzugten Südvarianten der Fall. Einem Abriss oder einer Überbauung von bestehenden Wohngebieten erteilen die Initiativen grundsätzlich ein klares Nein. Zumal es doch Alternativen mit verkehrstechnisch höherem Nutzen gäbe. Eine konfliktfreie Trassenführung ist auch aus Sicherheitsaspekten nicht möglich. So der Standpunkt der Urfelder. „Inkludiert man Aspekte wie Klimaschutz, die bereits eingeleitete Verkehrswende sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie und den Trend zum Homeoffice, wird sich der Individualverkehr mehr und mehr reduzieren“, schlussfolgert Hinrich Doering, Sprecher der Bürgerinitiative. „Wir halten eine Rheinquerung lediglich mit einer Streckenführung bei Godorf für sinnvoll, also Variante W1. Da sich die Rahmenbedingungen in den letzten Jahren massiv verändert haben, sollte die Null-Lösung im Mittelpunkt stehen. Zumal der Hauptgrund für die Brücke – die Entzerrung der überregionalen Verkehre – aktuell kaum noch eine Rolle zu spielen scheint, sondern nur noch die Kosten. Es wäre eine Katastrophe, wenn täglich 60.000 Fahrzeuge auf eine überlastete A555 treffen und sich dann durch die Wohngebiete ihren Weg zur A1 und A61 suchen“, so Doering abschließend.