„Nicht jeder muss perfektes Kölsch singen“

Man nennt ihn auch den „kölschen Tom Waits“ – Gerd Köster

Für Gerd Köster (65), Musiker, Songwriter und Autor, ist der Vergleich mit dem US-Kollegen durchaus eine Auszeichnung. Denn er hat Waits‘ Songs kongenial ins Kölsche übertragen. Daneben singt und schreibt Köster natürlich auch eigene Songs. Seit über 40 Jahren ist Gitarrist Frank Hocker sein Kompagnon. Jetzt hat Köster eine alte Liebe neu entdeckt: Er spielt wieder Theater.

von Christof Ernst

Das hat er schon vor mehr als 20 Jahren höchst erfolgreich gemacht. Damals spielte Gerd Köster im Kölner Schauspielhaus unter anderem die Hauptrolle in „Hedwig And The Angry Inch“. Anderes Theater, anderes Thema: In der Volksbühne am Rudolfplatz ist er in dem Stück „Automatenbüffet“ zu sehen: „Mich hat die Idee überzeugt. Es geht darum, das Volkstheater wiederzubeleben. Damit sind allerdings nicht Schwänke à la Millowitsch gemeint. In dem Stück von 1932 geht es um die Erfindung eines Automaten, aus dem man alles Mögliche verzehrbereit ziehen kann: Ein belegtes Brötchen genauso wie eine heiße Siedewurst oder ein kaltes Bier“.

Lieber Kölle als die große Karriere

Die Regisseurin hat in das Stück auch einige Songs von Köster eingebaut, wie zum Beispiel „Sackjeseech“. Bei den Liedern muss das Ensemble ebenfalls ran, obwohl neben Köster nur Susanne Pätzold „Köln“ in der Geburtsurkunde stehen hat. Gerd Köster: „Ich habe kein Problem damit, wenn bei den anderen Kollegen nicht jeder Ton echt kölsch klingt. Es gibt ja auch viele junge Kölner Bands, deren Kölsch sicher nicht deren Alltagssprache ist. Ich finde es dennoch positiv und charmant, wenn sie sich der Mundart zuwenden“. So liberal ist übrigens Kösters Sanges-Kollege Tommy Engel nicht. „Der kann sich richtig drüber aufregen, wenn einer etwas falsch ausspricht“, sagt Köster. Für ihn ist nur eins wichtig: Wenn es nur darum gegangen wäre, mit seinem guten Namen auf dem Plakat Werbung für das Theaterstück zu machen, hätte er nicht zugestimmt. Das ist typisch Köster: Der Mann, der seit über vier Jahrzehnten mit dem Gitarristen Frank Hocker zusammenarbeitet, hätte vor 30 Jahren ähnlich wie die Höhner auch eine nationale Karriere anstreben können.

„Mit Impfgegnern rede ich nicht mehr“

Angebote von Plattenfirmen gab es genug. Aber Köster ist eben ein Durch-und-Durch-Kölner: „Ich war nie länger an einem anderen Ort. Es gab und gibt sicher auch vieles nicht so Schönes in der Stadt. Aber ich habe mit Köln meinen Frieden geschlossen“. Und Songs wie „Sackjeseech“, „Buure Säu“ oder „Windije Latän“ sind nun wirklich kaum ins Hochdeutsche zu übertragen. Natürlich leiden Gerd Köster und Frank Hocker auch unter der „Auftritts-Schockstarre“ durch Corona. Er beklagt sich nicht. Richtig sauer kann Gerd Köster werden, wenn es um Impfgegner und Querdenker geht.

Drei Menschen aus seinem Bekanntenkreis gehören dazu. „Ich mag die, das sind keine doofen Leute“, sagt Köster, „aber ihr Denken finde ich asozial, denn sie schädigen damit ihre Mitmenschen. Deshalb habe ich für mich beschlossen, mit denen nicht mehr zu reden“. Er hätte übrigens beinahe eine andere Karriere als die des Sängers machen können: In seiner Jugend spielte Köster mit Erfolg als Torwart bei Grün-Weiß Nippes. Seinem Vater schwebte sogar eine Profi-Laufbahn des Sohnemannes vor. Aber dann war die Musik stärker.

Eine künstlerische Ader hat auch Kösters Cousine Gaby Köster, wie er erzählt: „Anfang der 2000er Jahre, als Gabys Karriere so richtig durch die Decke ging, haben Leute oft zu mir gesagt: „Hey Gerd, wie jeit et dinger Schwester?“ Die Fans seiner Musik können sich freuen: Mit Frank Hocker bereitet Köster ein neues Programm aus aktuellen Songs und seltenen live gespielten älteren Liedern vor. Der Titel ist „Stabil nervös“. Gerd Köster, der im Januar 65 wurde, sagt mit einem Augenzwinkern: „Und das werden Frank und ich so lange spielen, bis wir stabil unter der Erde sind.“