Christliches Fest und Frühlingsbeginn

Kommt der Osterhase auch in Frankreich?

Ostern ist das Fest der Auferstehung Jesu Christi, markiert zudem den Beginn der warmen Jahreszeit. Im Rheinland begeht man das Fest mit Osterfeuern, gebackenen Osterlämmern und mit dem Färben, Verstecken und Suchen von Eiern, die der Osterhase bringt. Doch wie wird in unseren französischen, englischen und polnischen Partnerstädten gefeiert?

von Claudia Scheel

Fliegende Glocken, Ostereier, jedoch kein Osterhase…

…in Frankreich läuten am Gründonnerstag Kirchenglocken die Osterzeit ein. Dann allerdings verstummen sie bis Ostersonntag – als Zeichen der Trauer um Jesus Christus. Den Kindern wird erzählt, alle Kirchenglocken flögen am Karfreitag nach Rom, um den Ostersegen des Papstes zu empfangen. Von dort bringen die Glocken auch Süßigkeiten mit, die sie auf dem Rückflug auf die Erde regnen lassen. In Frankreich füllen also nicht Osterhasen, sondern Glocken die Osternester. Daher gehören sie wie Eier, Hennen und Küken aus Schokolade zu den typischen Ostersymbolen, auch wenn der Schokohase in den letzten Jahren vermehrt Einzug in französische Osternester gehalten hat. Läuten am Ostersonntag die Glocken wieder, beginnt allerorts die Ostereiersuche. Ostereier werden bei unserem westlichen Nachbarn nicht nur gesucht, sondern auch gerollt oder geworfen: Gewonnen hat stets, wer am Ende das unversehrte Ei besitzt. Und Frankreich wäre nicht Frankreich, stünde nicht auch an Ostern das Schlemmen im Vordergrund. Eine landesweit beliebte Osterspezialität ist die Gigot d’agneau, eine mit Knoblauch gespickte Lammkeule, wie auch das gebackene Osterlamm zum Osterkaffee.

Royal Maundy, Ostereiersuche und ein Osterhase

Auch britische Kinder glauben an den Osterhasen, der die Eier versteckt, die am Ostersonntag gesucht werden. Im Zeichen des Abendmahls steht der Gründonnerstag, der in England Maundy Thursday heißt. An diesem Tag verteilten bereits im 13. Jahrhundert englische Könige Almosen an Bedürftige. Noch heute vergeben die Queen oder königliche Beamte beim Royal Maundy, dem Gottesdienst der Church of England, Silbermünzen (Maundy Money) an besonders engagierte Gemeindemitglieder. Den von mittelalterlichen Herrschern noch ausgeführten Abendmahl-Brauch der Fußwäsche gibt es heute hingegen nicht mehr.

Karfreitag ist ein stiller Feiertag, an dem es traditionell mit einem Kreuz verzierte, würzige Milch-Rosinenbrötchen (Hot Cross Buns) zum Frühstück gibt. Am Ostersonntag kommt ein Lammbraten oder Backofenschinken auf den Tisch. Elf Marzipankugeln – Jesus getreue Apostel symbolisierend – zieren den Osterkuchen Simnel Cake. Während es zahlreiche regional unterschiedliche Osterbräuche gibt, messen sich Kinder in ganz England gerne im Egg-Rolling. Dabei werden bunt bemalte Eier einen grasbewachsenen Hügel heruntergerollt. Sieger ist das Kind, dessen Ei am weitesten kullert.

Kirchbesuch, Familienfest und ein nasser Ostermontag

Für das katholische Polen ist Ostern höchstes kirchliches Fest und bedeutende Familienfeier zugleich. Höhepunkt der vorösterlichen Fasten- und Passionszeit ist der Karfreitag. Am Ostersonnabend werden in den Familien Körbchen mit Święconki (symbolhafte Speisen wie bemalte Eier, Osterlämmer aus Teig oder Schokolade, Brot, Salz, Wurst und Meerrettich) für die österliche Speisensegnung gefüllt. Ein opulentes Frühstück nach dem Kirchbesuch leitet das Fastenbrechen am Ostersonntag ein. Wichtig hierbei sind die am Vortag gesegneten Speisen, allen voran kunstvoll verzierte Eier, Pisanki genannt. Kulinarischer Höhepunkt ist der Osterbraten, den jede Familie nach eigenem Gusto zubereitet.

Am Ostermontag wird es beim Śmigus Dyngus nass: Im ganzen Land besprengen sich Menschen mit Wasser. Dabei gelten die „Wasserattacken“ vor allem Mädchen und jungen Frauen. Handelte es sich einst um ein eher maßvolles Bespritzen, werden heute ganze Wassereimer oder Wasserpistolen geleert. Nach christlicher Lesart geht der Brauch auf den polnischen Herrscher Mieszko I. zurück. Er ließ sich 966 taufen und bekehrte Polen so zum Katholizismus. Andere Interpretationen bezeichnen die altpolnische Ostertradition als heidnisches Reinigungsritual.