Leben in der Pandemie – Der neue Erftstädter Alltag

Nachdem die Kontaktsperre im März begann, haben viele engagierte Erftstädter Hilfsangebote organisiert. Langsam kehrt gleichsam auch so etwas wie Alltag ein, aber in den sommerlichen Monaten fällt auf, dass so manches fehlt.

von Philipp Wasmund

Die Absagen auch im kulturellen Leben in Erftstadt sind umfangreich, schließlich dürfen mindestens bis Ende
August keine größeren Veranstaltungen stattfinden. So wurden unter anderem die Filmschauplätze, das
Promenadenfest der LNZ oder der Kindertag der KG Friesheim abgesagt. Die Friesheimer gehen davon aus, dass in diesem Jahr keine ihrer karnevalistischen Aktionen stattfinden können. Die KG Blessem hat vorsorglich sogar alle Veranstaltungen der ganzen nächsten Session abgesagt. „Mit schwerem Herzen“ sei die Entscheidung gefallen, um Planungssicherheit zu haben. Ein Hintertürchen halten sie sich offen, falls „kurzfristig“ etwas möglich sei. Aber versprechen möchte man offenbar nichts. Auch andere Veranstaltungen auf die man ich immer verlassen konnte, fallen aus. Darunter die Schützenfeste aller Ortsteile. Dabei wird der Bezirksverband der Schützen in diesem Jahr 50 Jahre alt. Hans-Karl Dölle von den Liblarer Schützen macht sich Sorgen, ob Musikzüge und Schausteller die finanziell schwierige Zeit unbeschadet überstehen und auch in Zukunft zur Verfügung stehen. „Auch im Vereinsleben stellt sich für die ‚Zeit danach‘ das Problem, wie man die Mitglieder wieder- und neu motiviert“, so Dölle. Die Herriger Schützen verkünden, dass sie bald wie möglich wieder kleine Treffen veranstalten wollen. Die Majestäten werden nun aber ein Jahr länger amtieren.

Einige Lechenicher Schützen engagieren sich derzeit bei der Tafel und fahren Lebensmittel für Bedürftige aus.

Vereine sind aktiv

Engagiert sind auch die Erftstädter Musiker André Schmidt, Markus Schütz und Laura Otten. Sie spielten ein Kon
zert auf Abstand für die Bewohner des Haus Lebenshilfe in Lechenich. Spontan reagierten die Musiker auch auf Musikwünsche und erfreuten auf diese Weise Bewohner und Betreuer der Einrichtung.

Dass Musiker zu den großen Verlierern der Krise gehören, weiß auch der Verein Jazzin’Erftstadt. Regelmäßig finden normalerweise Konzerte im Café im Geske-Kulturhaus statt, die nun wegfallen. Für die freien Künstler ein harter Einschnitt. Der Verein hat daher den Musikern ihrer aktuellen Reihe Ausfallhonorare gezahlt und weitere Spenden gesammelt. Simon Hellmich und Irmgard Ruhnau organisieren in diesem Jahr die „Junge Kunst im Stadthaus“. Hier werden gemalte Bilder und Fotografien junger Leute aus Erftstadt ausgestellt und mit einem Hygienekonzept darf dieses nun stattfinden. Am 6. Juni von 16 bis 18 Uhr, sowie am 7., 21. und 22. Juni von 15 bis 18 Uhr hat die Ausstellung von Szene 93 in der Weltersmühle 1 in Lechenich geöffnet. Andere Gruppen, bei denen Nähe unabdingbar ist, haben sich andere Möglichkeiten aktiv zu bleiben, verschafft. So manches Tanztraining, wie bei der LNZ, verläuft online. Die Mitglieder des Schachvereins treffen sich zwei mal die Woche zum digitalen Duell. Über ihre Webseite www.schachverein-erftstadt.de können auch Nicht-Mitglieder mitmachen. Das Orchester Gut Klang gibt über Skype den Mitgliedern des Vereins Unterricht. Damit will Gut Klang auch ihre Probendisziplin nicht verlieren, denn schließlich feiern sie im November ihr 50jähriges Jubiläum mit einem Konzert. Der Musikverein Friesheim hat derweil die von ihnen mit dem Songrise Jazzchor bereits beim Stadtfest vorgestellte Erftstadt Hymne von Zuhause per Videochat eingespielt. Sie haben es auf YouTube hochgeladen und wer Lust hat, kann sich auch selbst dabei beteiligen. Noten und Texte können auf der Seite der Stadt herunter geladen werden.