Kunstmeile „Von Tor zu Tor“ – verliebt ins Bild


Über 50 Künstler zeigen in der Lechenicher Altstadt im April abwechslungsreiche Kunst in den Schaufenstern und Geschäften. Die „Freiluftgalerie“ lädt ein, diese zu entdecken und vielleicht auch selbst auf den Geschmack zu kommen, künstlerisch aktiv zu werden.

von Philipp Wasmund

Am 1. April geht es um 11 Uhr los. Dann werden sich wieder die ersten Neugierigen auf den Weg machen, um die Kunstmeile 2023 zu besuchen. Über 50 Künstler sind mit dabei und stellen einen Monat lang ihre gemalten Bilder, Drucke, Zeichnungen und Skulpturen in den Schaufenstern aus. Organisiert wird sie zum siebzehnten Mal vom Künstlerforum Schau-Fenster. Der Verein mit seinen rund 200 Mitgliedern nimmt jedes Jahr Kontakt mit Geschäftsinhabern auf und bringt sie mit den Künstlern zusammen. Im Arbeitskreis des Vereins versuchen die Macher eine gute Mischung zu finden. „Zu manchen Geschäften eher etwas Klassisches“, sagt Sabine Staas. „Bei anderen eher etwas Verrücktes, Modernes“, pflichtet Helga Premm bei. Was die Künstler üblicherweise kreieren, das kennen sie von ihren regelmäßigen Mitgliederausstellungen im Stadthaus. Was aber für die Kunstmeile erarbeitet oder ausgesucht wird, das wissen die Organisatoren in der Regel nicht. „Viele Künstler wollen erst wissen, in welchem Geschäft sie ausstellen“, sagt der Vorsitzende Günter Warmbier. Platz, Licht und Farben im Schaufenster, das beeinflusst die Auswahl der Kunst. So kam es manchmal zu besonderen Kombinationen, zum Beispiel Naturfotografie im Reisebüro, ein Ölbild eines Schuhs im Schuhgeschäft oder historische Ansichten neu erarbeitet in der Nähe des Originalschauplatzes.

Kritiker mögen dies hier und da zu gefällig finden, doch manche zeigt auf den zweiten Blick, das mehr dahinter steckt. „Man hat ja doch immer eine Botschaft als Künstler“, sagt Ursula Ockenfels. Daher sei es für viele Mitglieder auch so attraktiv, bei der Kunstmeile mitzumachen. „Es schauen sich mal andere Menschen die Kunst an, als in einer Ausstellung“, sagt Günter Warmbier. Ein Flyer mit Lagekarte der Kunstmeile hilft, alle Kunstwerke in den Schaufenstern zu finden. Die Freiluftgalerie öffnet wieder Die Organisatoren haben schon häufig beobachtet, wie die Kunstwerke die Menschen beim Einkaufen und Bummeln anziehen. „Plötzlich springt etwas ins Auge und man bleibt stehen“, freut sich Günter Warmbier. Lothar Fanslau weiß, dass sich auch manche geradezu in ein Bild „verlieben“. „Die stehen dann immer wieder davor, fragen dann im Geschäft, von wem es ist und kaufen es manchmal sogar.“

In jedem Schaufenster finden sich auch immer Informationen zum Künstler mit einem kleinen Lebenslauf. Sind einige Aktive beim Schau-Fenster Künstler mit professioneller Ausbildung, gibt es auch viele Autodidakten. „Wir möchten ein Forum für alle sein“, betont Günter Warmbier und Ursula Ockenfels nickt: „Gerade die Kunstmeile hat schon so manchen dazu gebracht, selbst in der Kunst aktiv zu werden.“ Sabine Staas stimmt zu: „Die Meile ermöglicht, sich damit zu beschäftigen ohne Schwellenangst.“ Auch Schüler aus Lechenich machen regelmäßig mit. „Das ist doch eine tolle Motivation, nicht nur für den Unterricht etwas zu kreieren“, sagt Günter Warmbier. Die Qualität habe seit der Gründung des Vereins 1985 trotz des offenen Ansatzes eher noch zugenommen, weiß Helga Premm. Die Gruppe bietet viele Möglichkeiten, um die eigene Kunst zu präsentieren und sich durch den Austausch miteinander zu entwickeln. Ab 6. Mai wird die nächste Ausstellung dreier Künstler im Stadthaus veranstaltet. Am 25. Juni findet von 11 bis 18 Uhr der Kunstparcours am Stadtweiher statt. Unter freiem Himmel, in weißen Zelten, werden eine Vielzahl von Künstlern und Kunsthandwerkern ihre Arbeiten zeigen. Hier kann man auch als Gast gegen eine kleine Gebühr als Nicht-Mitglied mitmachen.