King Size Dick über den Karneval: „Alles hät sing Zick“

King Size Dick mischt seit den 1960er Jahren in der Kölner Musikszene mit und wurde für seinen Beitrag für den Kölner Karneval mit der Willi-Ostermann-Medaille ausgezeichnet. Seit rund 15 Jahren lebt der Sänger in Erftstadt. Für die Stadtmagazine gibt er seine Einschätzung zu den Entwicklungen im Karneval.

von Philipp Wasmund

Wenn King Size Dick an seine Anfänge im Karneval in der 70ern denkt, muss er sogleich schmunzeln. „Die Bläck Fööss fragten mich, ob ich sie zu ihren Auftritten fahren kann. Ich habe zugesagt, weil ich dachte Karneval geht nur drei Tage.“ Dass in Köln fast das ganze Jahr über Karneval ist, habe er dann schnell gemerkt. Bald wurde er auch selbst als Sänger auffällig. Mit den Fööss sang er „Linda Lou“ ein, eine rockige Nummer, die längst ein Klassiker geworden ist. „Damals hieß es, die haben lange Haare, die waschen sich nicht.“ King Size Dick lacht. „Was war es ein Skandal, als die Band das ‚Kackleed‘ sang. Heute erzählt jeder, er habe die Fööss entdeckt.“ Ähnlich wäre es bei den ersten Auftritten von Brings gewesen. „Der Karneval ist oft zu heilig, zu ernst. Das hat sich seit damals nicht geändert. Das Festkomitee ist für manche wichtiger als der Bürgermeister.“ Die gesellschaftlichen Entwicklungen würden im Karneval nur langsam aufgenommen. „Im Nachhinein war man bei vielem immer dafür, da ist nicht jeder immer ehrlich.“ Doch auch den sogenannten alternativen Karneval betrachtet King Size Dick nicht unkritisch. „Entweder macht man beim Karneval mit oder nicht. Alternativen Karneval gibt es für mich nicht.“

Musik rettet die Sprache

Der 77-jährige Musiker schätzt die Vielfalt und unterstützt auch junge Gruppen und neue Ideen gerne. Darunter den Sitzungszirkus in der Volksbühne am Rudolfplatz, der Traditionelles und Modernes verbindet. „Das ist eine Mischung die mir gut gefällt.“ Auch die Vielzahl an Bands findet der Musiker positiv. „Wir haben aktuell 86 Bands, ich habe das mal gezählt. Und die spielen nicht mehr nur den Schunkel- Walzer, da ist alles dabei. Darüber bin ich sehr froh. Es ist Platz genug da.“ Er selbst trete inzwischen sehr gerne bei kleinen Veranstaltungen auf. „Es muss nicht mehr die Arena sein, ich mag es vor 80 Leuten im kleinen Rahmen.“ Dasss die Gagen teilweise so hoch sind, und darüber geklagt werde, sieht King Size Dick differenzierter. Die Literaten hätten es insgesamt sogar einfacher ein gutes Programm zusammenzustellen. „Früher ging nichts ohne den Literatenstammtisch.“ Heute könne sich jeder direkt an die Künstler über das Internet wenden oder mit einer Agentur sprechen. „Wenn man nicht der Meinung ist, man braucht die Höhner, Brings und Kasalla in einer Sitzung, kann man sich ein tolles Programm zusammenstellen“, ist King Size Dick überzeugt.

Als gebürtiger Kölner falle auch ihm auf, dass die kölsche Sprache bei vielen Bands nicht die Muttersprache ist. „Aber sie bemühen sich. Ohne die Musik stirbt die Sprache. Deswegen muss man die jungen Bands unterstützen, die auf Kölsch singen. Ich liege irgendwann auch mal auf Melaten und kann die Sprache dann auch nicht mehr retten“, sagt er lachend. Beim Thema „Kölsch“ sieht er das WDR Fernsehen in der Pflicht. „Dort gab es mal Redakteure, die sich dafür eingesetzt haben und tolle Sendungen machten. Ich habe das Gefühl, da passiert gar nichts mehr und man hört kaum noch kölsche Töne im Fernsehen. Auch im Kölner Tatort nicht.“ Die Debatte über den Rückgang der Wortbeiträge auf den Sitzungen sieht King Size Dick dagegen weniger problematisch. „Alles hätt sing Zick“, sagt er achselzuckend. „Es wird mehr gefeiert in Zukunft, aber es wird auch immer andere Veranstaltungen geben, wie die Flüstersitzungen. Man muss sich darum kümmern, aber dann wird beides erhalten bleiben.“