Es ist Sommer in Erftstadt – Streifzug durch die Stadt

Viele Menschen verzichten dieser Tage auf ausgedehnte Urlaubsreisen und suchen nach Ausflugszielen in der
näheren Umgebung. Bei einem Streifzug durch die Stadt traf das Erftstadt Magazin auf zahlreiche Touristen, die
die Stadt erkunden. Aber auch die Erftstädter wissen ihr Zuhause zu schätzen.

von Philipp Wasmund

Ihr Wohnwagen hat in diesem Jahr keine weite Reise auf dem Buckel. Heiner und Petra Götzen aus Köln haben ihn am Liblarer See abgestellt. „Von hier aus kann man toll ins Grüne starten“, sagt Heiner Götzen. Das Ehepaar findet die Gegend einfach „wunderschön“. Mit dem Rad erkunden sie Erftstadt ausgiebig. „Und da gibt es manchen Aha-Effekt“, erzählt Petra Götzen. Entlang der Erft genießen sie die Ruhe abseits von der Großstadt und haben schon das Erftmuseum an der Gymnicher Mühle besucht. Hier werden die Geschichte des Stroms und seine natürliche Vielfalt in einer modernen und ansprech – enden Ausstellung dargestellt. „Klein aber fein“, sagen sie. Dass der Urlaub in der Ferne ausfällt, stört sie nicht. „Es ist definitiv erholsam hier.“ Heute sind sie in Lechenich angekommen. Petra Götzen ist ganz begeistert. „Das finde ich alles schön hier.“ Die kleinen Geschäfte, die alte Bausubstanz, das gäbe es nicht mehr oft. Ein paar Meter weiter bummeln gerade Jörg Beste und Heike Engel durch Lechenich. Der Kölner Architekt weiß die Vielfalt des Marktplatzes einzuschätzen und war schon einmal hier. Nun zeigt er seiner Begleiterin den Ort. „Das ist ein Urlaubstag in Lechenich“, sagt er. Nach einem Bummel über den Wochenmarkt wollen sie sich noch in ein Café setzen. Auch an anderen Plätzen der Stadt findet man Besucher von „auswärts“.

Schöne Ecken entdecken

Zu den schönsten Plätzen der Stadt gehört der Obersee in Liblar. Das weiß auch der Brühler Peter Leuchs, der mit seiner Ehefrau Ann-Kristin und seiner Mutter Simone Röhrig hier oft spazieren geht. „Am Heider Bergsee ist es immer sehr voll, aber an den kleinen Seen ist wenig los“, hat Ann-Kristin Leuchs bemerkt. „Seit Corona machen wir viel ausgedehntere Spaziergänge hierher.“ Peter Leuchs nickt: „Wir sind ja im Home-Office, da braucht man die Bewegung.“ Der Obersee, der fast ausschließlich von Bäumen umsäumt ist, besitzt für die drei Flaneure eine besondere Ausstrahlung. „Die Ruhe hier ist sehr erholsam“, sagt Simone Röhrig und Ann-Kristin stimmt zu: „Hier gibt es wunderschöne Seerosen.“ Auch die Tierwelt wird von ihnen beobachtet und genossen. Einige Stunden wollen sie auf ihrem ausgiebigen Spaziergang verbringen und sich erholen.

Anziehungspunkt für Touristen ist natürlich auch der Schlosspark Gracht. Kateryna Negrieieva zeigt, zusammen mit ihrem Freund Dennis Abendroth, ihrer Mutter, die zu Besuch aus der Ukraine angereist ist, das Schloss. Das Hürther Paar ist angetan von dem Ensemble. „Die Kombination ist einfach toll“, sagt Dennis Abendroth. Das Schloss aus dem 19. Jahrhundert, die Vorburg aus dem 17. Jahrhundert und auch der Park im englischen Stil gefallen ihnen sehr. Gerade blühen die Rosen und auch die sprudelnden Brunnen sorgen im Sonnenschein für Urlaubsgefühl. „Dazu die ruhige Lage“, sagt Dennis Abendroth. Ihr Blick wendet sich auf die Mammut-Bäume. Sie sind weit über 30 Meter hoch und gehören damit zu den größten in Deutschland. „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal solche Bäume gesehen habe“, sagt Kateryna Negrieieva staunend. Auch ihre Mutter ist begeistert. „Ein Wasserschloss ist sehr romantisch.“ Die Vielfalt des Parks spricht die Besucher an. „Es ist für jeden etwas dabei. Ruhezonen für Jung und Alt, ein Spielplatz, die Architektur und die Tiere“, sagt Kateryna Negrieieva. Selbst die Nutrias, von manchen mit Argusaugen beobachtet, kommen bei ihr tierisch gut an. „Ein Ausflug hierher ist toll, um wieder Energie für die nächste Arbeitswoche zu tanken.“

Doch nicht nur die Besucher von außerhalb finden ihre Erholung an Erftstädter Orten. Das Freibad in Kierdorf gehört vor allem für die Anwohner zu ihrer Lebensqualität. Florian Böker kommt kaum aus dem Schwärmen heraus. „Man muss ja verrückt sein, um irgendwo zum Strand zu fliegen, wenn man das hier vor der Haustüre hat.“ Der 21-jährige ist in Kierdorf aufgewachsen, das Freibad bedeutet für ihn Heimat. Seit über zehn Jahren wird es von der Freibad – initiative ehrenamtlich betrieben. Auch Florian hat hier schon mitgeholfen und das Schwimmbad neu gestrichen. Im letzten Jahr hat es den ersten Platz des Heimatpreises der Stadt Erftstadt erhalten. Dass manche bei wechselhaftem Wetter nicht hierher kommen, kann der junge Mann nicht verstehen. „Ich bin hier auch bei strömendem Regen zur Saisoneröffnung vom 3er gesprungen.“ Eine Zeit lang haben die Vereinsmitglieder gehadert, ob sie wegen der Corona- Bedingungen die Saison ganz ins „Wasser fallen lassen“ sollen. Schließlich müssen sie die Kosten für das Wasser selbst aufbringen. Die Bademeisterin zahlt die Stadt Erftstadt. Die Bedingungen im Freibad lassen aber keinen Zweifel daran kommen, dass man auch unter den Schutzmaßnahmen die Zeit hier sehr genießen kann. Das Gelände ist weitläufig, die Anzahl der Schwimmer ist begrenzt, aber hier kaum ein Problem. Auch auf eine „Einbahnschwimmer-Regelung“, wie in manchen Bädern, hat man verzichtet. Dass Abstände eingehalten werden, darauf achtet die Bademeisterin. Marion Theech ist Vereinsmitglied und bietet hier kostenlose Aqua- Cycling-Kurse an. „Wir hoffen, dass wir die Fixkosten in dieser Saison nach der späteren Eröffnung noch hereinbekommen.“ Florian ist jedenfalls froh, dass er das Bad besuchen kann. „Hier hat man alles, was man für einen schönen Sommer braucht.“