Es ist eine Herzensangelegenheit

Weihnachtsgeschenke für Kinder, denen es nicht so gut geht wie uns

Es war recht kühl an dem frühen Novembermontag auf dem Hennefer Marktplatz, als dort vor dem Laden der „Wundertüte“ ein leerer Paletten-Rollwagen stand. Im Geschäft stapelten sich in einer Ecke viele bunte Schuhkartons, die auf ihre Abholung warteten. Es war der letzte Tag, wo man bis 10 Uhr für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ seinen mit Geschenken bestückten Karton abgeben konnte. Es war schon etwas nach 10 Uhr, als im schwarzen Mantel Bürgermeister Mario Dahm mit einem grün eingepackten Paket den Laden betrat und als letzter noch sein Paket abgab. Durch seine etwas verspätete Abgabe kam er aber genau richtig, um bei der Beladung des Paletten-Wagens tatkräftig zu helfen. Was er dann auch gerne machte, weil er die Aktion als eine gute und schöne Sache sieht und wie viele Hennefer auch unterstützt.

Den beladenen Rollwagen schob Babara Maaß an ihr Auto auf dem 50 Meter entfernten Parkplatz und lud die Pakete zu denen ihrer Abgabestelle und fuhr sie dann zur Sammellagerstelle nach Siegburg. Maaß ist sehr engagiert und hilft gerne, ob bei der Tafel, den Kinderheimen oder hier bei der Aktion der Samaritan’s Purse. „Als meine Tochter ein Jahr alt war, also vor 15 Jahren, habe ich von der Aktion im Extra-Blatt gelesen. Da haben wir in der Krabbelgruppe eine Aktion gestartet, sodass jeder etwas besorgt hat. Wir sind in die Apotheke gegangen, haben gefragt, ob sie Traubenzucker spenden, manche haben Seife gespendet und daraus sind 32 Kartons geworden. Die haben wir dann nach Neunkirchen hochgefahren, das war damals die nächstgelegene Sammelstelle“. Ein Jahr später wurde sie dann gefragt: „Ob ich das nicht für Hennef übernehmen würde“, erzählt Maaß. Seither hat sie bis heute in Hennef acht Annahmestellen, wo sie mit 16 Personen jährlich rund 300 bis 400 Päckchen entgegennimmt. Im Jahr vor Corona sogar 777+1 Pakete. „Da kam noch ein Nachzügler, darum haben wir das so in der Zeitung genannt“, sagt sie und erzählt noch ein paar Highlights: Von einer Dame, die sogar ein Feedback vor ein paar Jahren bekam, da sie eine Karte in den Karton auf Englisch und mit ihrer Adresse gepackt hatte. Daraufhin kam zu Ostern als Dankeschön eine Karte bei ihr an sowie ein Foto, auf dem das beschenkte Kind mit dem Inhalt ihres Paketes zu sehen war. „Und da bekomme ich Gänsehaut. Wo die Frau mit Tränen in den Augen an der Tür stand und sagte: ,Sie wissen gar nicht, was passiert ist‘. Und ich denk noch so: ,Nein, es ist noch kein Weihnachten gewesen‘. Sie berichtet auch von vier älteren Damen, die das ganze Jahr von ihrer kleinen Rente Mützen, Pullis, Schals und Socken stricken – die älteste ist 84 Jahre alt. „Wir haben uns bemüht, sie überreden zu können, dass wir uns mal kennenlernen und treffen können. Und dann haben wir sie auch getroffen und ihr einen Gutschein geschenkt, damit sie sich was Gutes tun kann, diesen wollte sie aber nicht annehmen und hat dafür gleich Schokolade gekauft und für die Aktion gespendet“.


„Weihnachten im Schuhkarton“ ist die weltweit größte Geschenkaktion für Kinder in Not. Sie wird seit 1996 im deutschsprachigen Raum durchgeführt. Zunächst wurde sie hier von der „Billy Graham Evangelistic Association“ getragen, ab 2002 vom Verein „Geschenke der Hoffnung“, der seit 2019 den Namen „Samaritan’s Purse – Die barmherzigen Samariter“ trägt. Sie ist Teil der 1990 gestarteten „Operation Christmas Child“, die seit 1993 von der amerikanischen Hilfsorganisation „Samaritan’s Purse“ organisiert wird. Empfänger der Geschenke sind Kinder in Afrika, Asien, Europa, Zentral- und Südamerika. Die Aktion versteht sich nicht als Entwicklungshilfe, sondern als Geschenkkampagne, bei der auch die Weihnachtsbotschaft vermittelt werden kann. Weltweit sind seit 1993 in 160 Ländern zusammen 157 Millionen Geschenkboxen an Kinder verteilt worden. Im letzten Jahr wurden alleine in Deutschland  340.275 Schuhkartons gepackt.


Typischerweise beteiligen sich Privatpersonen, Kindertagesstätten, Schulen, Kirchengemeinden, Unternehmen oder Nachbarschaftskreise am Packen der Kartons. Dabei werden handelsübliche Schuhschachteln mit Geschenkpapier beklebt und mit kleinen Präsenten gefüllt – so beispielsweise originalverpackte und feste Hygieneartikel, Schreibmaterialien, Kuscheltiere, Süßigkeiten oder Kinderkleidung. Die Schenkenden geben an, ob die Box für Jungen oder Mädchen gedacht und für welche Altersgruppe sie geeignet ist. Um die Kosten für Transport, Lagerung, Verwaltung, Schulung von Ehrenamtlichen im In- und Ausland, Transparenzwesen und Öffentlichkeitsarbeit zu finanzieren, wird zudem eine kleine Geldspende erbeten. In Sammelstellen werden die Kartons kontrolliert, unter anderem auf Zoll- und Einfuhrbestimmungen. Anschließend erfolgt der Transport in die Zielländer. In diesem Jahr werden die Geschenke aus dem deutschsprachigen Raum an Kinder in Osteuropa (Ukraine, Georgien, Montenegro, Nordmazedonien, Republik Moldau, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Polen, Slowakei, Kroatien, Litauen, Estland, Lettland, Weißrussland) verteilt. Die Verteilung vor Ort wird in der Regel im Rahmen einer Weihnachtsfeier vorgenommen. Wo kulturelle oder religiöse Gründe dagegenstehen, wird darauf verzichtet. Bei der Verteilung engagieren sich christliche Gemeinden unterschiedlicher Konfessionen. Wo dies nicht möglich ist, wird der Kontakt zu anderen religiösen Gruppen oder sozialen Einrichtungen gesucht. Die Kinder erhalten die Kartons ohne Ansehen ihres religiösen oder kulturellen Hintergrundes. Verteilende Kirchengemeinden durchlaufen vorab Einführungsschulungen. Regelmäßige Besuche, Schulungen, eigene Teilnahmen an Verteilungen, Rechenschafts- und Abschlussberichte der Verteilpartner sollen die Qualitätsansprüche sicherstellen. 
Alle Informationen gibt es im Internet unter www.die-samariter.org (hei/red)