Das „Doppelleben“ des Bornheimer Internisten Dr. Reinhold Lunow Morgens Arzt, abends Schatzmeister von Broussia Dortmund

Der Mann ist nicht normal – im positiven Sinne: Tagsüber ist Dr. Reinhold Lunow (64) Chef der „Internistischen Praxisklinik“ in Bornheim, die zehn Ärzte beschäftigt. Doch wenn er den Arztkittel ausgezogen hat, setzt sich Dr. Lunow mehrmals in der Woche in sein Auto und braust ins Ruhrgebiet. Dort wartet sein zweiter Job: Schatzmeister von Borussia Dortmund, dem mit 150.000 Mitgliedern viertgrößten Verein der Welt. 
von CHRISTOF ERNST
Und an allem ist sein Onkel schuld. Der, so erzählt Dr. Lunow dem „STADTMAGAZIN“, infizierte den kleinen Reinhold schon früh mit dem Borussia-Virus: „Ich war als Sechsjähriger zum ersten Mal im Westfalenstadion. Damals war ich eine Woche auf Urlaub bei meinem Onkel, einem großen BVB-Fan. Ich bin später von meiner Heimatstadt Hemer mit unserem Metzger zum BVB gefahren. Wir selbst hatten gar kein Auto.“ Die Liebe zu den Schwarz-Gelben war entflammt und sollte nie erkalten. Aber erst einmal war der Beruf angesagt: Dr. Lunow studierte ab 1975 in Bonn, ließ sich danach als Internist in Bornheim nieder. Heute erinnert er sich: „Damals sind einige Patienten noch mit dem Traktor in die Praxis gekommen.“ Eines Tages rief der Präsident an Trotz der beruflichen Belastung besuchte Dr. Lunow fast jedes Heimund Auswärtsspiel „seiner“ Borussia. „Ich habe Aki Watzke, den heutigen Geschäftsführer des BVB, 1997 kennengelernt. Da waren wir noch ganz normale Fans. Später wurde er Schatzmeister, und ich habe ihn als Freund begleitet.“ Doch die Borussen gerieten in größte wirtschaftliche Probleme. Die Pleite drohte. In dieser Krise rief 2005 BVB-Präsident Reinhard Rauball bei Reinhold Lunow an und fragte, ob ich mir den Job des Schatzmeisters zutraue. Der Internist sagte zu.
 

Dr. Reinhold Lunow konzipierte auch das BVB-Musseum

 
„Bin nur ein kleines Rad“
Heute, da die Insolvenz abgewendet ist und der Verein als kerngesund und schuldenfrei dasteht, legt Dr. Lunow größten Wert auf diese Feststellung: „Ich bin nur ein kleines Rad. Ich habe als Schatzmeister eine Controlling-Funktion, das ist aber keine operative Tätigkeit. Man kann also nicht sagen, dass ich den Verein gerettet habe, sondern ich habe nur einen bescheidenen Teil dazu beigetragen.“ Trotz aller Bescheidenheit weiß der Arzt dennoch genau, wie der Geld-Hase läuft. Er registriert natürlich auch, dass für einen Spieler wie Neymar über 200 Millionen Euro Ablöse bezahlt werden. Dr. Lunow blickt mit Spannung in die Zukunft: „Selbst Bayern München wird Schwierigkeiten haben, da mitzuhalten. Wir vom BVB haben bereits die bittere Erfahrung gemacht, dass man Geld, das man nicht hat, auch nicht ausgeben kann.“ Seit 2008 hat der BVB sein eigenes Museum, das „Borusseum“. Und wer hat’s hauptsächlich konzipiert? Man ahnt es: Dr. Lunow. In dem Gebäude auf dem Gelände des Stadions wird man auch an die drei Lieblingsspieler des Schatzmeisters erinnert: Marcel Raducanu, Manni Burgsmüller und Andy Möller.
Vorgebirge und Brühl haben einiges zu bieten
Heute fühlt sich der gebürtige Westfale im Vorgebirge heimisch. „Ich lebe hier seit 30 Jahren. Aber jedes Mal, wenn ich von Wesseling komme und den Rankenberg hochfahre, erfreue ich mich von neuem an der wunderschönen Gegend. Ich mag auch die Seen rund um Brühl – das hat nicht jede Stadt zu bieten.“ Das Ambiente nutzt der Arzt auch die eigene Fitness. Sechsmal pro Woche macht er Sport. Zwar praktiziert er den meistens auf dem Laufband, auf dem er zwischen fünf und zehn Kilometer zurücklegt. Aber ab und zu zieht es ihn auch in die Wälder rund um seinen Wohnort Swisttal. Übrigens: Als aktiver Fußballer hat es für Dr. Lunow nur zum rechten Verteidiger eines Vorortvereins von Hemer gereicht. Dafür hat er auf andere Weise im Fußball Karriere gemacht.