Dachverband Erftstädter Karneval – „Man muss realistisch sein“

Die Karnevalisten in Erftstadt sind zurück. Doch die kommende Session stellt besondere Herausforderungen für die Vereine. Mit Helmut Herb und Josef Baratella vom Dachverband Erftstädter Karneval sprach Philipp Wasmund über den Karneval 2021/2022.

Wie planen die Karnevalisten die kommende Session in Erftstadt?

Helmut Herb: Es ist sehr unterschiedlich. Manche Orte sind durch die Flut nicht betroffen. Bei anderen stehen ganz andere Themen im Vordergrund. Da muss erst einmal das persönliche Umfeld geordnet werden, ehe man an das Ehrenamt denken kann. Manche Vereine haben auch keine Säle zur Verfügung.

Josef Baratella: Die Vorbereitungen waren ja vorher schon sehr schwierig. Eine Session plant man mindestens mit Vorlauf des Sommers vorher. Da wusste niemand, wie es sich mit Corona entwickelt.

Herb: Es ist kein Zufall, dass wir nur eine junge Tollität in Gymnich haben.

Baratella: Wir wissen, dass es hier und da Anwärter gab, aber die unsichere Planung hat viele dazu gebracht, eine Session zu schieben. Ich denke, da gibt es 2023 großen Nachholbedarf.

Wie klappt es mit den Künstlern für die Veranstaltungen?

Baratella: Wir sind im Gespräch mit ihnen und mit den Agenturen. Klar ist, dass nicht noch einmal kostenlos storniert werden kann. Aber viele Erftstädter sind den Gruppen ja entgegengekommen in der Pandemie. Deswegen gibt es auch jetzt ein gutes Miteinander.

Herb: Aber man muss auch realistisch sein. Es gibt ein großes Gefälle zwischen Stadt und Land. Wir haben hier andere Mitgliederzahlen und finanzielle Möglichkeiten als in Köln. Wir müssen vorsichtig planen.

Welche Herausforderungen haben Pandemie und Hochwasser noch bereitet?

Herb: Der Informationsfluss ist sehr beschwerlich für die Vereine. Was da an Formularen vom Land kommt, das ist sehr kompliziert. Dafür fehlt im Ehrenamt die Zeit. Aber wir wollen die Erftstädter Verwaltung hier loben, die Mitarbeiter haben sich in den letzten Monaten große Mühe gegeben, uns zu unterstützen. Auch die Unterstützung der Vereine untereinander war großartig.

Wie schauen Sie auf die kommende Session?

Baratella: Ich denke, dass uns allen nicht die Tür eingerannt wird. Es gibt viele Veranstaltungen, die nun parallel laufen. Es gibt einen großen Nachholbedarf in vielen Bereichen, das werden wir spüren. Manche Veranstaltung wird uns im Kalender fehlen, weil manche Gesellschaft dieses Mal nicht mitmachen kann. Und man hat sicher auch ein schlechtes Gewissen, weil andere so eine schwere Zeit haben.

Herb: Wir sind optimistisch, dass es im neuen Jahr etwas anders sein wird. Nach Weihnachten wird der Karneval wieder mehr gefeiert werden, wenn auch noch etwas anders als früher.
Wir hoffen natürlich, dass die Leute nach der langen Pause eine andere Wertigkeit für den Karneval hier vor Ort sehen und uns unterstützen