40 Jahre Paveier

Bubi Brühl und Sven Welter zu Gast bei den Stadtmagazinen

Am Ende brauchen wir Titel, die erfolgreich sind

In diesem Jahr feiern die Paveier ihr 40. Bandjubiläum. Für die Stadtmagazine haben die beiden Bandmitglieder Bubi Brühl und Sven Welter, die im Verteilgebiet unserer Stadtmagazine leben, in die Bandvergangenheit und die Zukunft geblickt.

Der eigentliche Startschuss für die Band fiel bereits Mitte der 70er Jahre, als Detlef Vorholt, Micky und Bubi Brühl als BVB´s Breath Band auftraten. Damals machten sie Tanzmusik in der Besetzung Keyboard, Schlagzeug und Orgel, spielten Hitparaden-Songs, aber auch das damals übliche Kölsche Repertoire. Bodo Schulz kam 1977 dazu und verstärkte die Band als Gitarrist. Zusammen mit drei weiteren Musikern – einer davon war Klaus Lückerath, seinerzeit noch Lehrer in Solingen, versuchten sie ihr karnevalistisches Glück zunächst als „Colonia-Rangers“. Allerdings trennte sich die Gruppe bald wieder, was im Prinzip der Startschuss für die Paveier war. Eigentlich waren sie zunächst eine Band ohne Namen. Allerdings mit zwei Top-Hits im Gepäck „Ich nemm der Dom met“ und „Am Ruusemondach“- beide stammten aus der Feder von Hans Knipp, der für die Band zu einer ganz entscheidenden Person werden sollte. Beim Plattenlabel EMI erkannte man das Potential und produzierte die beiden Hits. Und dann erst kam es zur Namensfin- dung. Bubi Brühl dazu: „Wir haben uns immer einen lebendigen Begriff vorgestellt, möglichst sollten die Konsonanten a und i enthalten sein. Also machte sich Hans Knipps Ehefrau Heidi an die Arbeit und wälzte Kölschlexika. Sie stieß dann auf Paveier – das alte kölsche Wort für Straßenpflasterer. Diese wurden in einem alten Lied als „stramm jewaaße Käls wie Ohße“ beschrieben – kernige Typen, die die Straßen Kölns mit Hits zupflastern – das spiegelte unser damaliges Lebensgefühl wieder. Der Bandname war geboren.“

„Und dann ging alles schnell“ erinnert sich Brühl. „Zwar spielten wir auch bei Vorstellabenden, hatten aber das Glück, sehrfrüh große Hits an den Start zu bringen. „Heut brennt mein Iglu“ oder „Ich han de Musik bestellt“ wurden schnell be kannt – und das sogar bundesweit, denn zu dieser Zeit fand die kölsche Musik auch im TV ein großes Echo. So hatten wir Auftritte in den Shows von Michael Schanze, Jürgen von der Lippe, im WWF Club und bei der ARD Fernsehlotterie. Der absolute Durchbruch war dann unser Auftritt bei der ZDF Silvestershow 86/87. Danach schossen die Anfragen durch die Decke – ganz Köln sprach über uns und die Zahl derAuftritte stieg von 80 auf 240 in der Session. Vorbilder waren ganz klar die Fööss. Lange wurden wir ja auch als A-Jugend der Bläck Fööss bezeichnet. Die Vielseitigkeit und das musikalische Können dieser Band war für uns in den Anfangsjahren Orientierung und Ansporn zugleich.“ Und innerhalb der Band gab es viel Stabilität. Die ersten zwanzig Jahre spielten die Paveier in der Gründungsformation, bevor 2003 Schlagzeuger Johannes Gokus zur Band stieß und 2010 Sven Welter dazu kam, der nach dem Abgang von Micky Brühl zum neuen Frontmann der Band wurde. Der letzte Wechsel wurde vor neun Jahren vollzogen, als sich Bodo Schulz in den Ruhestand verabschiedete und durch Markus Steinseifer ersetzt wurde. Heute zählt die Gruppe zweifellos zu den Urgesteinen der kölschen Bands, hat aber auch immer wieder bewiesen, dass sie nah am Puls der Zeit ist. Sven Welter dazu: „Es ist uns nach Micky Brühls Abschied gelungen, das bekannte Gewand und den Stil der Band zu erhalten und in die Neuzeit zu transferieren.“ Nach dem gewaltigen Jubiläumskonzert 2013 im Kölner Tanzbrunnen hat die Band ihr Profil geschärft – Veranstaltungsreihen wie die Gloria- Konzerte kamen hinzu, die Konzerte im Volkstheater am Rudolfplatz gehören längst zu den kölschen Kultevents und die „Kölsche Weihnacht“ wurde zu einer überregional erfolgreichen Konzertreihe ausgebaut. Auch wenn die Band schon immer bürgerschaftliches Engagement gezeigt hat, so ist dies durch die Mitwirkung bei der „AG Arsch huh“ nun auch deutlich wahrnehmbarer.

Darüber hinaus kamen zahlreiche musikalische Volltreffer dazu. „Sag niemols nie“, „Kumm Mädche Danz“, „Nie mehr Alkohol“ und der Megahit „Leev Marie“ haben die Band an der Spitze der kölschen Musik fest etabliert. In der Folge wurden die Paveier auch außerhalb des Schattens der Domtürme wieder stärker wahrgenommen. TV-Formaten wie „Immer wieder sonntags“ oder die Silvestershow der ARD folgten zahlreiche Auftritte im Bundesgebiet. „Wenn in der Nähe von Paderborn 2000 Menschen vor der Bühne stehen und jeden Hit, egal ob alt oder neu, mitsingen können, dann ist das schon grandios“, freut sich Sven Welter. Als „Leev Marie“ in Pandemiezeiten bei der Publikumsabstimmung auf WDR 4 zum besten Karnevalshit aller Zeiten gekürt wurde, war dies für die Band natürlich ein ganz besonderes Erlebnis. „Am Ende brauchen wir Titel, die erfolgreich sind“, sagt Sven Welter. Und das scheint auch beim aktuellen Sessionshit „Humba Humba“ der Fall zu sein. Der ist gerade auf dem Weg, einer der Top- Sessionshits zu werden. „Aber auch die leiseren Töne sind erfolgreich“ weiß Welter zu berichten. Titel wie „Heimat es“ oder die neue Ballade „Ben he doheim“ setzen sich im kollektiven Gedächtnis der Kölschen fest. „Wobei es bei Balladen immer ein wenig mehr Zeit braucht, bis sie bei den Menschen ankommen“, ergänzt Bubi Brühl“, dafür bleiben sie auch für immer da.“ Stolz ist die Band, das man es gemeinsam geschafft hat, die schweren Pandemiezeiten zu überstehen. Und damit sind nicht die Musiker allein gemeint, sondern vielmehr der gesamte Apparat vom Büro bis zu den Roadies. Hier ging es um die Menschen und um Existenzen. Es war viel Kreativität gefragt, um wieder in ein normales Fahrwasser zu geraten. Inzwischen läuft die aktuelle Session auf Hochtouren und es macht der Band Freude, mitzuerleben, wie das Brauchtum wieder zurückkehrt. Und das, obwohl das Leben durch den Überfall auf die Ukraine und die darauffolgende Krise und Inflation nicht gerade einfacher wurde.

Wo wird das 40. gefeiert? „Wir haben vor, das Ganze überall zu feiern. Unser Terminkalender ist voll und wir wollen das Jubiläum ein Jahr lang mit unseren Fans feiern. Gleich ob beim Volksbühnen- Konzert, im Eltzhof, beim Open Air, der Weihnachtsshow oder im Gloria“, sagt Welter „, den einen besonderen Tag wird es nicht geben. Allerdings planen wir eine geschlossene Veranstaltung, wo wir mit Freunden, Weggefährten und unseren besonders treuen Fans feiern wollen.“ Ein besonderes Herzensprojekt ist gerade erschienen: Die Paveier haben eine Doppel-CD auf den Markt gebracht, aufder die Top-Hits der letzten Jahre drauf sind und auf dem die zahlreichen Band-Klassiker neu ein- gesungen wurden. DasAlbum „40 Johr“ ist im Fachhandel und auf den gängigen Portalen erhältlich. Info: paveier.de