Sebi Wagner über Kasalla und die kölsche Kultur

„Am Ende machen wir das, was wir selbst gut finden“


Im Juni 2022 feierte die Kölschrock-Band Kasalla ihr zehnjähriges Bühnenjubiläum mit einem Konzert vor über 40.000 Zuschauern im Rheinenergiestadion. Wir sprachen mit Bassist und Wahl-Brühler Sebi Wagner über das Erfolgsgeheimnis der recht jungen Band, die aktuelle Musikszene und die Zukunft des Kölner Karnevals.

von Heike Breuer

„Kasalla“ ist eine rheinische Bezeichnung für „Ärger“ oder „Krawall“. Wie kam es eigentlich zum Bandnamen?

Als klar war, dass wir eine kölsche Band gründen wollten, flogen eine Menge Namen hin und her. Kasalla hat uns auf Anhieb zugesagt, da es Energie im Namen hat – das fanden wir super. Wir mussten noch den Umweg gehen, Peter Brings zu fragen, ob es passt, wenn wir uns so nennen (Anm.: Brings hat ein Album von 1992 mit dem Namen Kasalla). Glücklicherweise haben er und seine Kollegen uns dafür grünes Licht gegeben.

Kölschrock von Kasalla gibt es seit 2011. Da seid ihr eher Youngsters auf dem Gebiet. Trotzdem ist die Band in der Szene nicht mehr wegzudenken. Euer Erfolgsrezept ist?

Wenn das so einfach zu benennen wäre, würden wir es gerne hier teilen. Wir hatten sicherlich auch eine Portion Glück, zur richtigen Zeit einen Nerv zu treffen. Seitdem sind wir sehr dankbar, dass viele unserer Songs so gut angenommen werden. Es ist aber mit jeder neuen Komposition eine Herausforderung. Am Ende machen wir einfach das, was wir selbst gut finden. Das hat sich bisher bewährt.

Welche Bedeutung hatte der Jubiläums-Auftritt im heimischen Stadion des 1. FC Köln für die Band und Dich persönlich?

Das Stadionkonzert war einfach der pure Wahnsinn und irgendwie auch surreal – wie die Erfüllung eines Traums, den man nicht für möglich gehalten hat. Es ist ja nicht so, als würden wir den Bekanntheitsgrad haben von anderen Künstlern, die ganze Stadiontourneen spielen. Für uns gab es nur diesen einen Moment. Wir waren ziemlich aufgeregt und nervös, als aber der Vorhang gefallen ist und uns diese warmherzige Euphorie des Publikums entgegen geschwappt kam, konnten wir den Bammel ablegen und haben jeden einzelnen Moment genießen können.

Hits wie „Pirate“ und „Stadt met K“ laufen nicht nur an Karnevalstagen rauf und runter. Woher nehmt ihr die Ideen für neue Songs und was möchtet ihr ausdrücken?

Das ist ganz unterschiedlich – es gibt sehr persönliche Songs und andere Ideen, die frei erfunden sind. Tatsächlich reden wir recht viel über die Textinhalte, da es uns wichtig ist, neben Party und Spaß, wenn möglich auch eine etwas tiefere Message in Songs zu packen. Das klappt mal besser, mal schlechter. Musikalisch orientieren wir uns häufig an Musik, die wir selbst gerne hören. Da kann bei fünf Leuten eine Menge zusammenkommen.

Im April 2024 seid ihr mit der „Rudeldiere Tour“ in ganz Deutschland unterwegs. Welcher Ort reizt euch besonders?

Die ganze Tour hat einen besonderen Reiz für uns. Da wir sonst einen großen Teil unserer Konzerte im rheinischen Einzugsgebiet spielen, ist die Tour so ein bisschen wie eine Klassenfahrt für Erwachsene bei uns. Und es ist für uns immer wieder erstaunlich zu sehen, dass selbst im fernen München, Hamburg oder Berlin eine Menge Leute zu den Gigs kommen, die Kasalla hören wollen.

Wird es im Zuge der Tour neue Songs oder ein neues Album geben?

Ein neues Album ist zur Tour erst mal nicht geplant. Es ist ja die (coronabedingt verlegte) Tour zu unserem letzten Album. Allerdings werden wir ziemlich sicher auch den ein oder anderen neuen Song mit im Gepäck haben

Wir schreiben die Zeit nach der Pandemie. Wie hat sich die Musikszene seitdem entwickelt? Was hat sich geändert, was ist geblieben?

Die Frage ist für uns nicht so leicht zu beantworten. Wir waren recht privilegiert, auch während der Corona Zeit Konzerte (Autokinos, Streams, spezielle andere Formate) zu spielen, während viele andere Bands komplett aufhören mussten bzw. gar nicht mehr von Veranstaltern angefragt wurden. Was man auf jeden Fall merkt, ist, dass die Leute nach dieser „Durststrecke“ jetzt wieder hungrig auf Konzerte sind und gerne rausgehen.

Ein Blick nach vorne. Wo siehst Du die kölsche Musikszene und den Karneval zukünftig? Werden sie so Bestand haben?

Die Frage ist, was dafür getan werden muss. Der Karneval steht und fällt mit seinen Vereinen. Dabei gibt es sicherlich große Unterschiede. Es gibt welche, die Probleme haben, Nachwuchs zu finden, während andere großen Zulauf bzw. keine Probleme haben, neue Mitglieder zu rekrutieren. So oder so glaube ich persönlich, dass es Vereine generell (nicht nur im Karneval) heutzutage nicht so leicht haben, wo doch so vieles digital und virtuell passiert. Aber vielleicht liegt auch genau da die heimliche Stärke des Vereinswesens: Starker Zusammenhalt entsteht nicht durch Chats und Freundesanfragen bei Facebook, sondern durch gemeinsam Erlebtes in der realen Welt. Ich habe die Hoffnung, dass auch die neuen Generationen das so erkennen können, auch wenn unsere Welt digital immer vernetzter wird.

Persönlich setzt Du Dich für den Erhalt der kölschen Kultur ein. Was genau machst du da?

Eigentlich einfach das, was wir am besten können: Musik – nur eben auf Kölsch 😉 Du bist gebürtiger Trierer und in der Eifel aufgewachsen. Seit zwei Jahren lebst du in Brühl. Warum hier? Nach meinen Stationen in Mannheim und Frankfurt bin ich nach gut 10 Jahren in Köln dann zwecks Familienplanung in Brühl gelandet. Meine Frau ist gebürtige Brühlerin und ich bin sehr glücklich, hier zu sein.

Und was würdest Du an deinem Wohnort verändern wollen, wenn Du könntest?

Da fällt mir eigentlich nichts zu ein. Brühl gefällt mir schon ziemlich gut, so wie es ist.

Dein Lieblingsplatz in Brühl?

Ich gehe sehr gerne in die Ville, vor allem der Heider Bergsee sowie der Pingsdorfer See stehen ganz oben auf der Liste. Ansonsten sitze ich auch gerne mal mit einem kleinen Snack auf einer Bank im wunderschönen Schlossgarten.