„Rennradfahren war eigentlich nur ein Hobby“

Olympiasiegerin Mieke Kröger lebt in Hürth

Bahnradweltmeisterin und Olympiasiegerin Mieke Kröger gehört zu den erfolgreichsten Radsportlerinnen Deutschlands. Unzählige Europa- und Weltmeistertitel krönen ihre Laufbahn. Seit rund drei Jahren lebt sie in Hürth. Wir er wischten die unkomplizierte Profisportlerin zwischen zwei Trainingslagern auf Mallorca.

von Heike Breuer

Mieke Kröger wuchs in Bielefeld auf. Nicht im Leben dachte sie über eine Leistungssportkarriere nach. Dann, wie aus dem Nichts, wünscht sich die damals 15-Jährige ein Rennrad. Sich zu erinnern fällt ihr schwer: „Vielleicht habe ich eine Gruppe Rennradler gesehen und dachte, das will ich auch machen. Kurz darauf schickte mich meine Mutter zum lokalen Radsportverein RV Teutoburg. Nach einem halben Jahr fuhr ich mein erstes Radrennen. Unser Heimrennen. Ich sahnte komplett ab. Siegerehrung, krass! Blumenstrauß, Pokal. Crazy! Irgendwie bin ich da rein geschlittert, hatte wohl Talent.“

Führungskraft

Nur zwei Jahre später wurde Kröger in der Juniorinnenklasse Deutsche Straßenmeisterin und Bahnweltmeisterin in der Einerverfolgung. Ihren wohl größten Triumph feierte sie mit dem Bahn-Vierer: Olympiagold in Tokio 2021 in der Mannschaftsverfolgung über 4.000 Meter. Mit neuem Weltrekord siegte das deutsche Quartett im Finale gegen die Britinnen. Siege gab es auch bei der folgenden EM und WM, Anfang dieses Jahres dann Bronze in Apeldoorn. Schlüssel zum Erfolg war eine taktische Änderung im Führungswechsel auf Vorschlag Krögers: „Vor den Olympischen Spielen ging es mir nicht gut. Die Form war da, aber ich stand zunehmend unter Druck. Das erschwerte mir die Rennen und vermasselte mir die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft. Jahrelang liebte ich den Vierer aber ich hatte nicht das Zeug, eine zweite gute Führung zu fahren. Allerdings habe ich eine Stärke, lange gleichmäßig schnell fahren. So nahm ich mir ein Herz und schlug Franziska Brauße und Lisa Brennauer einen Versuch vor. Auch Bundestrainer André Korff stimmte zu. Ich fuhr meine zwei Führungen in Einer, fuhr einfach länger eine Führung. Das brachte den Erfolg. Und endlich konnte auch ich meinen Teil dazu beitragen.“

Auf Goldkurs

Im letzten Jahr dann der Abschied vom Straßenradsport. Die Rennen selbst und auch das Drumherum hätten sie regelrecht überfordert, ja aus der Bahn geworfen, begründet die 30-Jährige ihre Entscheidung. Aktuell hat Mieke Kröger ein neues großes Ziel – die Olympischen Spiele in Paris. Die Trainingsvorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Hiervon erzählt sie: „Wir trainieren alle fleißig. Im Januar und nochmals im Februar waren wir im Trainingslager auf Mallorca, um möglichst viele Kilometer zu sammeln. Für mich persönlich gilt, dass ich nicht in den Perfektionismus abgleiten darf. Wenn ich alles besonders gut machen will, wird es nicht gut. Immerhin haben wir ja schon eine Goldmedaille und müssen nichts mehr hinterherrennen.“ Auf unsere Frage, ob es bei der Erfolgstaktik von Tokio bleibt, verrät sie: „Bisher sieht es so aus, Lisa Klein ist auf die Position Zwei von Lisa Brennauer gerückt. Das ist eine sehr anspruchsvolle Position, aber sie macht das schon gut. Lisa Brennauer zu ersetzen, ist sicherlich nicht möglich. Aber wenn wir alle etwas besser werden, dann können wir das Tokio-Niveau schaffen.“

„Natur beruhigt mich“

Außerhalb des Radsports bemalt Mieke Kröger Schuhe und häkelt Kuscheltiere. Sie liebt die Natur und Hüttentouren. Freizeit ohne Bewegung, ohne Rad, ohne Mission, das ist nichts für die Profisportlerin. Zu ihren beruflichen Perspektiven sagt sie: „Beruflich, ach ja. Zur Zeit bin ich Spitzensportlerin in der Bundeswehr. Ich könnte parallel studieren, aber ich glaube, dafür bin ich einfach nicht gemacht. Aktuell träume ich von einer Tischlerlehre. Schauen wir mal, was wird.“ Kurz nach den Olympischen Spielen in Tokio zog Kröger in ihre WG in Efferen. Am Ende unseres Gesprächs verrät sie uns noch ihren Lieblingsplatz in Hürth: „Hmmm, mein Lieblingsplatz? Ist mein Bett. Danach kommt eigentlich schon der Grüngürtel. Ich mag an Hürth, dass ich schnell draußen bin, perfekt zum Trainieren.“