Machen Sie Witze, Herr Netenjakob?

Satiriker aus Sürth ist ein höchst erfolgreicher Komödien-Autor

Seine Augen glänzen immer noch: Anfang Juli fuhr der Satiriker und Autor Moritz Netenjakob mit seiner Frau Hülya nach London, um im Hyde Park ein Open-Air-Konzert mit Billy Joel (74, „Piano Man“) zu erleben. „Den mögen wir beide. Das hat sich echt gelohnt“, sagt er. Zum Gespräch mit dem Stadtmagazin im Rodenkirchener „Fährhaus“ kommt der 53-Jährige mit seinem Klapp-E-Bike. Wir wollen von ihm wissen: Machen Sie Witze, Herr Netenjakob?

von Christof Ernst

Denn der in Sürth lebende Netenjakob ist einer der erfolgreichsten deutschen Autoren. Er schreibt Bücher, Theaterstücke, Solo-Programme für seine Kabarett-Auftritte oder Sketche für die legendäre Stunksitzung. Außerdem erdachte Netenjakob zusammen mit dem Kölner Dietmar Jacobs das erste kölsche Musical „Himmel & Kölle“, das jetzt im Herbst wieder in der Volksbühne am Rudolfplatz gezeigt wird. „Extrawurst“ ist das meistgespielte deutsche Theaterstück Dieser Erfolg wird noch getoppt von der Komödie „Extrawurst“, die Netenjakob ebenfalls mit Jacobs schrieb. Dabei geht es um die Frage, ob ein Tennisclub für einen muslimischen Mitspieler einen eigenen Grill anschaffen soll, damit der darauf „halal“, also ohne Schweinefleisch, grillen kann. Die Theater reißen sich um den Bühnen-Hit. In den letzten beiden Jahren war „Extrawurst“ das am häufigsten inszenierte Stück mit den meisten Aufführungen in ganz Deutschland! Netenjakob lacht: „Wir haben Schiller und Goethe auf die Plätze verwiesen.“ Eins haben alle diese Projekte gemeinsam: Sie leben von der Komik. Deshalb liegt die Frage nahe: Gibt es ein Patentrezept? Netenjakob: „Der beste Humor entsteht aus der Beobachtung von Menschen. Mich bringt der natürliche menschliche Wahnsinn am meisten zum Lachen. Da ist Loriot mein Vorbild, weil er ein exakter Beobachter menschlicher Schwächen war.“ Inspiration holt er sich an der „Côte da Sürth“ Aber was macht er, wenn ihm mal partout keine Pointe einfallen will? „Manchmal reicht eine Runde zu Fuß um den Block. Oder ich gehe an unserer ,Côte da Sürth‘, also am Rheinufer, spazieren. Wenn ich eine Idee habe, wird die gleich ins Smartphone diktiert.“ Eins weiß Netenjakob allerdings auch: „Alkohol ist als Inspirationsquelle völlig nutzlos. Wenn man abends nach ein paar Gläsern Wein eine Idee aufschreibt, hält man die für einen Weltklasse-Gag, aber am nächsten Morgen merkt man, dass der nichts taugt. So ist vermutlich das Wort ,ernüchternd‘ entstanden.“ Moritz Netenjakob lebt gerne in Sürth, er nennt es „den optimalen Stadt-Land-Kompromiss.“ Wenn man durch den Weißen Bogen gehe, habe man das Gefühl, man sei auf dem Land. „Aber man ist auch schnell in der Südstadt und kann Wilfried Schmickler im Filos treffen.“ Ein anderer guter Kumpel ist Christoph Maria Herbst (57). Beide kennen sich schon seit den TV-Hits „Lady Kracher“ und „Stromberg“, für die Netenjakob einige Drehbücher schrieb. Über Herbst sagt er: „Christoph ist ein extrem warmherziger Mensch, einer der nettesten in dieser Branche.“ Ab und an gehen beide auf Tour. „Das ist dann eine Mischung aus Talk und Lesung und macht uns beiden großen Spaß“, sagt Netenjakob.“ Sein jüngstes Projekt hat am 13. September im Kölner Urania-Theater Premiere: Das Zwei-Personen-Musical „Old School“. Ein gestandener Kabarettist wird mit einer jungen Comedienne zusammengespannt. Das kann nicht gutgehen.