„Ich bin, trotz allem, ein lebensfroher Mensch“

TV-Wetterfrosch Karsten Schwanke mit düsteren Prognosen

Karsten Schwanke (53) sieht keinen Schwenk beim Klimawandel: „Selbst, wenn wir jetzt alle Hebel umlegen, werden wir weiter neue Hitzerekorde erleben“. Düstere Aussichten. Doch der Meteorologe und ARD-Wettermann zeigt beim Treffen mit den Stadtmagazinen auch fröhlichere Seiten. So hat sich der gebürtige „Ossi“ im Rheinland, speziell im Kölner Süden, bestens eingelebt.

von Christof Ernst

Nach dem Meteorologie-Studium heuerte Karsten Schwanke zunächst beim Team von Jörg Kachelmann in der Schweiz an und moderierte ab 1995 Wettersendungen für das Fernsehen. Der Umzug nach Köln fiel ihm einerseits nicht leicht. Denn: „Ich habe in der Schweiz traumhafte Sonnenuntergänge und eine einzigartige Natur erlebt.“ Aber anderseits kommt Schwanke mit der rheinischen Mentalität bestens klar. „Ich bin ein lebensfroher Mensch“, sagt er, „und das geht in Köln Stadt sehr gut.“

Die Ahrtal-Katastrophe war nicht die letzte ihrer Art

Geholfen haben ihm und seiner Frau sicher, dass beider Kinder „echte Kölsche“ sind.

Schwanke: „Durch sie bin ich im Karneval gut dabei. Ich bin mit ihnen auch schon bei den Schul- und Veedelszöch mitgegangen. Wenn ich mal auf eine Karnevalsparty gehe, darf es auch schon mal ein Kölsch mehr sein – oder zwei oder drei.“

Doch gerade beim Thema Kinder wird der Wetterexperte wieder sehr ernst. „Meine Kinder sind jetzt 16 und 18 Jahre alt. Sie werden den Klimawandel massiv zu spüren bekommen.“ Er macht seine These am heißen Sommer 2022 fest: „Manche meinen, der sei eine Ausnahme. Dem ist aber nicht so. In den nächsten Jahren werden sich die Folgen des Klimawandels noch weiter verschärfen.“ Das gelte, sagt Schwanke, nicht nur für Hitzewellen, sondern auch für Ereignisse wie die Ahrtal-Katastrophe.

Übertriebene Warnungen? Wohl kaum, wie Karsten Schwanke anhand unumstößlicher Zahlen beweist: „In Köln sind in den letzten 60 Jahren die heißesten Tage des Jahres um mehr als 6 Grad wärmer geworden. Sie lagen in den 1960er Jahren unter 30 Grad. Heute sind wir im Mittel bei 36 Grad. Und in weiteren 60 Jahren beträgt dieser Wert 42 Grad – wohlgemerkt: Das ist die Durchschnittstemperatur!“ Darauf seien das Rheinland als Region und seine Menschen nicht vorbereitet.

Schon Klein-Karsten kannte alle Hauptstädte der Welt

Karsten Schwanke ist sozusagen ein „Frühberufener“. Denn während seine Mitschüler mit dem Beruf eines Feuerwehrmanns oder Lokführers liebäugelten, stand für den Neunjährigen, der damals im brandenburgischen Ziesar lebte, fest: „Wetter ist cool. Ich war ein großer Fan von Landkarten. Ich kannte alle Hauptstädte der Welt und konnte die Größe der Berge auf den Meter genau richtig sagen.“

Endgültig gepackt hatte ihn das Thema Meteorologie, als seine Erdkundelehrerin in der elften Klasse eine Wetterkarte und Satellitenfotos mit in den Unterricht brachte.

Schwanke: „Das hat mich total geflasht. Damit war mein Berufswunsch klar.“

Heute zählt Karsten Schwanke zu den renommiertesten Wetterexperten Europas, wurde 2019 mit dem Grimme-Preis und dem „Wheather Forecast Award“ ausgezeichnet.

Wie hält es der Fachmann mit Flugreisen? Steigt er trotz der CO2-Problematik in ein Flugzeug?

„Ja, aber selten, zum Beispiel wenn es in den Urlaub geht. Ich weiß sehr wohl, dass es natürlich besser wäre, wenn ich gar nichts mehr mache. Aber es ist nicht die Lösung, dass Karsten Schwanke ab heute nicht mehr fliegt. Wir brauchen als Gesellschaft neue Lösungen.“

Letzte Frage: Weiß er noch, wie das Wetter am Tag seiner Geburt am 5. Februar 1969 war?

Schwanke: „Es gab Schnee! Beim ersten Ausflug mit dem Kinderwagen lag er einen halben Meter hoch.“ Tja, so ändern sich die Zeiten…