Die Hennefer Stadtsoldaten in Berlin

Mit Sack und Pack machte sich der Baas Paul Jacobs, auf Einladung des Festkomitees Berliner Karneval, mit seinen Männern der 1. Hennefer Stadtsoldaten vun 1983 e.V. auf den weiten Weg in die „Karnevalistische Diaspora“ in Berlin. Die Erwartung lag sehr hoch. Galt es doch das Brandenburger Tor, zum 30. Jahrestag des Mauerfalls, einzunehmen, sich auf einen preußisch anmutenden historischen Lehrpfad zu begeben und den Berliner Bürgern und Karnevalsvereinen die Hennefer Frohnatur zu präsentieren.

Gebügelt und gestriegelt ging es im Frühnebel des ersten Tages auf das „Gefechtsfeld“. Nach rund 200 Jahren nahmen nun wieder französisch anmutende „Soldaten“ das frühklassizistische Triumphtor der Preußen, unter frenetischem Jubel der Touristen, kurzzeitig ein. Der preußische König Friedrich Wilhelm II. würde sich wohl im Grabe herumdrehen, wenn er wüsste, welch eine Truppe sein Brandenburger Tor in Besitz genommen hatte. Die Quadriga mit der Siegesgöttin Victoria, wurde den Berlinern diesmal jedoch nicht gestohlen. Zu tief sitzt der Schmerz, den Napoleon den Berlinern mit dem Diebstahl des Kunstwerkes zugemutet hatte. Der Baas entschied, dass die Stippeföttche Statue auf dem Hennefer Stadtsoldatenplatz, als Zeichen für Frieden und Weltoffenheit, den Gedanken der Hennefer Stadtsoldaten am besten repräsentiert. Nichtsdestotrotz folgen die Stadtsoldaten immer wieder den Spuren der Franzosen, denn schließlich wurden die Vereinsfarben des Traditionscorps in den Farben blau-weiß-rot als Referenz an die französischen Besatzungssoldaten gewählt. Die Stadtsoldaten persiflieren und karikieren die in der Besatzungszeit tonangebenden französischen Soldaten durch ihr unmilitärisches Gehabe in Kommandosprache und Exzerzierform. Diese hatten ja den Karneval 1795 in den rheinischen Gebieten mit dem Hinweis auf den „Geist der Aufklärung“ untersagt.