Die Frau, die die Meisterschale erschuf

Zum 125-jährigen Geburtstag von Elisabeth Treskow

Elisabeth Treskow wäre am 20. August 125 Jahre alt geworden. Sie zählt zu den herausragenden Schmuckkünstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Von 1948 bis 1964 leitete sie die Gold- und Silberschmiedeklasse der Kölner Werkschulen. Ihren Lebensabend verbrachte die Goldschmiedin ab 1971 in einem Seniorenwohnheim in Brühl. Der Entwurf der Meisterschale des deutschen Fußballbundes.

Als Tochter des Drogeristen Max Treskow und seiner Ehefrau Hedwig wuchs Elisabeth Treskow in Bochum auf. Von 1916 bis 1918 absolvierte sie eine Gold- und Silberschmiedelehre. Bereits 1919 gründete sie ihre eigene Werkstatt, fünf Jahre später bestand sie ihre Meisterprüfung vor der Handwerkskammer Düsseldorf. Ausbleibende Aufträge aufgrund der Weltwirtschaftskrise Anfang der 30er Jahre nutzte die Goldschmiedin für ein Studium der Metallurgie der Etrusker. Hier entdeckte sie die etruskische Technik der Granulation. Diese bestand darin, klitzekleine, staubkorngroße Goldkügelchen auf einen Metallträger zu fixieren, ohne dass diese im Feuer schmelzen. Ab da projizierte Treskow die Granulationstechnik erfolgreich auf diverse Schmuckstücke, was ihr den Ruf als Wiederentdeckerin dieser Technik einbrachte. Es folgten ein Studium der Archäologie, antiker Kultur und antiker Autoren. So wundert es nicht, dass Treskows Schmuckarbeiten besonders antikisch daher kamen. Feinste Flora, Fauna, Jagdfriese und mythologische Figuren fanden auf der noch so kleinsten Fläche Platz. Zu ihren Kunden gehörten damals berühmte rheinländische Familien, wie die Neusser Werhahns oder auch die Vorstände der Firma Krupp und RWE. 1948 folgte sie dem Ruf von Direktor Dr. August Hoff an die Kölner Werkschulen, der Vorgängerinstitution der Technischen Hochschule Köln (TH Köln). In einem Briefausschnitt an den damaligen Direktor Dr. August Hoff schreibt sie: „Ich folgte der Berufung an die Kölner Werkschulen weil mich die Arbeit mit jungen Menschen interessierte und mir den Gedanken nahe legte, das, was ich mir in meinem Leben an Können und Wissen erworben habe, an die Jugend weiterzugeben. Ich gab der Berufung der Stadt deswegen den Vorzug, weil ich lange Jahre mit Herrn Prof. Dr. Hoff im Deutschen Werkbund zusammen gearbeitet hatte, und ich von jeher eine große Vorliebe für Köln und seine alte Kultur habe.“

Meisterhaft Allergrößte Wertschätzung erlang Elisabeth Treskow gleich zu Beginn ihrer Kölner Zeit mit der Restaurierung des vom Krieg versehrten Dreikönigschreins im Kölner Dom. Ein Auftrag des Deutschen Fußballbundes sorgte 1949 dafür, dass eins ihrer Werke bis heute im Rampenlicht steht: Die deutsche Meisterschale. Gemeinsam mit ihren Studentinnen fertigte Treskow die damals im Durchmesser noch 50 cm große Silberschale aus fünf Kilogramm Sterling-Silber, verziert mit elf schweren Turmalinen an. Auf der im Volksmund lautenden „Salatschüssel“ sind heute alle deutschen Fußball-Meister seit 1903 eingraviert. Erstmals wurde sie in der Bundesliga-Saison 1948/1949 an den VfR Mannheim verliehen. Im Jahr 1955 kreierte sie die teilgranulierte, mit antiken Münzen versehene Amtskette des Oberbürgermeisters der Stadt Köln. Ehre, wem Ehre gebührt Für ihre Verdienste um die Goldschmiedekunst, die Wiederfindung der etruskischen Technik der Granulation und für hervorragende Arbeiten auf sakralem und profanem Gebiet erhielt die Schmuckkünstlerin 1964 das Große Bundesverdienstkreuz. 1977 erhielt sie die Jabach-Medaille der Stadt Köln zum Dank für ihre Schmuckstiftung an das Museum für Angewandte Kunst (MAKK). Elisabeth Treskow starb am 6. Oktober 1992 im Seniorenwohnheim Wetterstein in Brühl. Unweit ihrer alten Wirkungsstätte am Ubierring, benannte die Stadt Köln im Jahr 2006 einen Platz am Rheinauhafen nach ihr – der Elisabeth-Treskow-Platz. Mehr Infos unter www.th-koeln.de