„Deutsche Küche auf Mercedes-Niveau“

Spitzenkoch Simon Cordes serviert rheinische Gerichte in Manhattan

In seinem New Yorker Restaurant „Chef Simon“ serviert der Wesselinger Koch Simon Cordes deutsche Traditionsküche. Cordes verwandelt traditionelle rheinische Gerichte wie Himmel un Ääd oder den Rheinischen Sauerbraten zu hochwertigen Signature Dishes.

von Viktoria Szostakowski

Simon Cordes ist in Bonn geboren und in Wesseling-Urfeld aufgewachsen. In Köln hat er seine Ausbildung zum Koch absolviert. Nachdem er mehrere Jahre lang in den verschiedensten Sternerestaurants Europas und in den Staaten gekocht hat, hat er sich nach vielen Jahren Berufserfahrung dazu entschieden, seine eigene Gourmetküche in New York zu betreiben. Das Speakeasy-Restaurant „Chef Simon“ ist sehr beliebt. Der Begriff Speakeasy lässt sich auf Deutsch am ehesten mit dem Begriff Geheimtipp beschreiben. Inspiriert von den versteckten Bars der Prohibitionszeit sind diese Lokale oft durch eine versteckte oder unauffällige Lage charakterisiert, was ihnen ein exklusives Flair verleiht. Im Herzen von Manhattan, unweit von Madison Square Garden und Empire State Building präsentiert Cordes im Loft 29 seinen bis zu 50 angemeldeten Besuchern jeden Samstag ein saisonal abgestimmtes A-la-carte-Menü, bestehend aus Gerichten der deutschen Traditionsküche, aber eben auf „Mercedes-Niveau“ wie er selbst sagt. Cordes´ Anliegen ist es, deutsche Traditionsküche zur Gourmetküche aufzuwerten und zu zeigen, dass Deutschland mehr als Autos, Bier und das Oktoberfest zu bieten hat.

Über Umwege zur Leidenschaft gefunden

Es war nicht immer Cordes´ Wunsch, Koch zu werden. Vielmehr war es ein Bauchgefühl und die Vorstellung, etwas Kreatives zu machen, sagt er. Da der Beruf des Kochs jedoch keinen guten Ruf hat, schließlich sind Arbeitszeiten und die Bezahlung nicht immer von Vorteil, riet ihm sein Umfeld zunächst davon ab. Nachdem sich Cordes in den unterschiedlichsten Bereichen ausprobierte, war es schließlich seine Mutter, die ihn auf eine Lehrstellenausschreibung hinwies. Während seiner Kochausbildung erlebte der Urfelder einen Schlüsselmoment, der in ihm die Leidenschaft zum

Kochen sowie den Wunsch, groß herauszukommen, weckte. Kurz vor Feierabend kamen ungeplant noch Gäste in das Restaurant. Cordes war also allein für ein 4-Gänge-Menü zuständig, was zu dem Zeitpunkt eine noch sehr große Herausforderung für den angehenden Koch war. Das gute Feedback gab ihm die Motivation, Gas zu geben – heute, über 10 Jahre später, betreibt Cordes sein eigenes Restaurant in New York.

USA als Sehnsuchtsort

Der Traum eines Tages in New York City zu wohnen und dort sein eigenes Geschäft zu haben, hatte ihn nie losgelassen. Die Faszination für die USA weckte in jungen Jahren ein Buch über die NASA und deren Mondlandung. So war für ihn ein Meilenstein erreicht, als er eine erste Anstellung 2011 in Palm Beach, Florida erhielt. Ein paar Jahre später folgte die Rückkehr nach Deutschland, die jedoch nicht von langer Dauer war. Schnell zog es Cordes wieder nach New York mit dem Ziel, in den USA Erfolg zu haben. Nachdem Cordes sich selbstständig gemacht und mit der Ausrichtung von Dinner-Partys einen guten Ruf erworben hatte, folgte im September 2023 das „Chef Simon“. In diesem rustikalen Loft mit Industriecharakter, den er seiner Kundschaft als „Berlin-Vibe“ präsentiert, serviert der Top-Koch jeden Samstag seinen Gästen ein A-la-carte-Menü. Dieses besteht aus modernisierten Gerichten der deutschen Traditionsküche. Begleitet von ausgewählten deutschen Weinen möchte Cordes den Gästen die deutsche Küche und Weinkultur in hochwertiger Qualität näherbringen.

Deutsche Vielfalt

Jeden Samstag erwartet die Gäste eine sich abwechselnde Komposition an abgestimmten Gerichten und Weinen aus den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands. Neben klassischen Gerichten wie Himmel un Ääd und dem Rheinischen Sauerbraten finden sich auch Interpretationen auf der Karte wie der Kölsche Mettigel als Rindfleischtartar serviert. Mittlerweile hat Cordes auch fest bestehende Gerichte A-la-carte integriert, unter denen sich der beliebte German Burger mit Sauerbraten im Laugenbrötchen befindet. Cordes Anliegen ist es, seinen Gästen nicht nur die deutsche Traditionsküche, sondern auch die Vielfalt an deutscher Kultur näherzubringen. Im Ausland sei meist ein bayerisch geprägtes Bild der deutschen Kultur verbreitet, so Cordes. Das Rheinland und seine großen Traditionen beispielsweise, mit denen Cordes schließlich auch groß geworden ist, seien vielen nicht bekannt. Geschichte und Tradition Umso wichtiger ist es Cordes, bei der Präsentation seiner Gerichte auch die Geschichte und Tradition hinter diesen zu vermitteln. Dies sei ein wahres Erfolgsrezept. Im Gegensatz zu den USA schaut Deutschland auf eine jahrhundertelange Landesgeschichte und Kochkunst zurück, von der sich Cordes Besucher beeindrucken lassen. Auch den rheinischen Frohsinn holt der Urfelder in den Big Apple, denn unter dem Motto „Bringing Cologne Carnival to New York“ veranstaltete Cordes schon zwei Karnevalspartys in seinem Restaurant, bei denen Kölsch und rheinische Gerichte serviert wurden, Kölsche Musik gespielt wurde – und es karnevalistische Bräuche kennenzulernen gab. Die Option, nach Deutschland zurückzukehren und hier ein deutsches Traditionsrestaurant auf Sterne-Niveau zu betreiben, schließt der WahlNew Yorker nicht aus. Jedoch liefen die Geschäfte momentan sehr gut und wenn sich in den kommenden zehn Jahren eine Gelegenheit ergäbe, würde der Rheinländer überlegen, ein ähnliches Projekt in Köln an den Start zu bringen. Info: chef-simon.com