Der WEPAG-Vorsitzende Frank Pohl im Gespräch

„Einzelhandel muss hybrider werden“

Frank Pohl, Vorsitzender der Werbe- und Parkgemeinschaft (WEPAG) galt als heftiger Kritiker des Experiments „Brühl macht Platz“. Wir fragten nach seinem Resümee und sprachen mit ihm über die aktuelle Entwicklung der Brühler City und das diesjährige Veranstaltungsprogramm der WEPAG.

von Heike Breuers

Online-Shopping liegt weiter im Trend. Dennoch ist der stationäre Einzelhandel für vieleKonsumenten sehr wichtig. Können Sie das für die Brühler City bestätigen, wie ist dort die Entwicklung?

Der stationäre Einzelhandel ist für alle wichtig. Denn ohne stationären Einzelhandel verkümmert unsere Innenstadt. Wer eine lebendige Stadt haben möchte, muss auch die Bedingungen für den Einzelhandel fördern. Wir haben zurzeit einige Leerstände, es ist aber auch etwas in Bewegung, nicht zuletzt durch die Initiative der Wirtschaftsförderung. Der Handel muss sich aber auch auf die Online-Shopper einstellen und hybrider werden. Das sehe ich in weiten Teilen heute noch nicht. Die Aufgabe, sich darauf einzustellen, liegt bei den Einzelhändlern.

Die weltweiten Krisen wollen nicht abreißen. Immerhin scheint die Inflationsrate auf Talfahrt zu gehen. Wie ist die aktuelle Situation in City-Lage und welche Maßnahmen sind geplant, die örtlichen Betriebe zu stärken?

Die Krisen der letzten vier Jahren haben den Einzelhandel stark gebeutelt. Wir merken alle, dass häufig Personal fehlt und die Öffnungszeiten verringert wurden. Das ist alles nicht positiv für das Einkaufsvergnügen, aber der Situation geschuldet. Die WEPAG bringt die Menschen durch ihre Märkte in die Stadt. Das ist eine Aufgabe, eine weitere sehen wir darin, Schnittstelle zur Verwaltung zu sein und zu beraten.

Das erste WEPAG Event des Jahres ist der Frühlingsmarkt. Welche Pläne haben Sie für das dritte Märzwochenende?

Wir planen mit schönem Wetter, das würde uns unterstützen, positive Stimmung in die Stadt zu bringen und den Menschen Lust zu machen, in unsere Stadt zu kommen. Die Stadt wird dann wieder zum Treffpunkt der Brühler und Besuchern aus den umliegenden Städten.

Gibt es Neues, zum Beispiel ein Public Viewing während der Fußball-EM in Deutschland?

Wir haben für dieses Jahr wieder die bekannten Veranstaltungen geplant. Es ist auch für uns nicht leicht, noch so viele Händler auf den Markt zu bekommen. Unser Programm für dieses Jahr steht und wir setzen auf Altbewährtes, arbeiten aber an stetigen Verbesserungen. Ein von uns organisiertes Public Viewing würde nur die Gastronomie schwächen. Das kann nicht unser Ansinnen sein. In der Vergangenheit haben sich andere Veranstalter bereits erfolglos daran versucht. Ich denke unsere Gastronomie weiß, was zu tun ist.

Welches Projekt liegt Ihnen in diesem Jahr besonders am Herzen?

Das Mobile Brühl ist eine Veranstaltung, die grade auf der Kippe steht. Wir sind bemüht, den Wünschen der Ratsmehrheit nachzukommen und die Veranstaltung auf alternative Antriebsformen, weg vom Verbrenner, hin zu E-Antrieben umzustellen. Wir sind schon seit zwei Jahren damit beschäftigt. Leider gab es aber noch nicht so viele E-Autos. Sollte es uns nicht gelingen, in diesem Jahr ausreichende Fahrzeuge ausgestellt zu bekommen, könnte diese Veranstaltung gefährdet sein

Sie gelten als Kritiker des Projekts „Brühl macht Platz“. Jüngst wurde bekannt, dass die veranschlagten Kosten um fast das Doppelte überschritten wurden. Ihr Resümee?

Die Kritik haben wir ja deutlich geäußert. Die Verantwortlichen müssen begründen, warum aus veranschlagten 100.000 jetzt 200.000 Euro wurden. Wobei man nicht vergessen sollte, dass 100.000 Euro schon weit über das Ziel hinausgeschossen ist. Die Politik sollte sich mal fragen, ob in diesen Zeiten eine solch maßlose Verschwendung von Steuergeldern das richtige Zeichen ist.

Das „nicht mit einbezogen werden“ war einer Ihrer Kritikpunkte im Rahmen der Brühler Zukunftsdialoge. Was wäre Ihr Wunsch für die Zukunft?

Demokratie lebt von Kompromissen. Hier wurde aber gar nicht der Versuch eines Kompromisses gemacht. Ich hoffe, dass diese Art des Umgangs mit den Bürgern bald vorbei ist. Die Europäische Mobilitätswoche hatte eigentlich zum Ziel den Bürger mitzunehmen. Das hat man bei den Einzelhändlern, Ärzten, Dienstleistern, Freiberuflern und vielen Brühler Bürgern verpasst.