Abiturfeier im Autokino

Hennef/Bonn (mt). „Eine Rede vor einer Reihe Autos zu halten, konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Aber in diesem Augenblick finde ich es toll.“ Nicht nur für Schulleiterin Beatrix Glaser war es eine ungewohnte Situation: Die Abiturfeier und Zeugnisübergabe des Städtischen Gymnasiums Hennef (SGH) fand in diesem Jahr im Autokino in Bonn-Dottendorf statt.

Über 140 Abiturienten waren gekommen, um ihren Abschluss zu feiern – insgesamt waren in 250 Autos rund 700 Personen vor Ort, die mit notwendigem Abstand, Atemmasken und die allermeiste Zeit in den Autos sitzend, feierten. Und trotz dieser ungewohnten und noch vor einem halben Jahr wohl unvorstellbaren Umstände, war allen Beteiligten anzusehen, dass diese Form der Feier gut ankam. Auf der Bühne gratulierte der kommissarische Oberstufenkoordinator Mirko Esser den Schülern mit einem Fußtipp, Schulleiterin Beatrix Glaser mit dem Ellenbogen. Und das befreite Lächeln der erfolgreichen Abiturienten hätte unter anderen Umständen nicht breiter ausfallen können.

Dabei musste die Planung „Spitz auf Knopf“ erfolgen, wie Lehrer Thorsten Piesche erläutert. „Die Idee die Feier im Autokino durchzuführen stammte von einer Schülerin, die Anfrage ging aber erst vor etwa zwei Wochen raus. Es waren alle sehr im Stress.“ Stress der sich aber gelohnt hatte, denn spätestens nachdem die erste Gruppe der Abiturienten ihr Zeugnis erhalten hatten, war die Erleichterung über den reibungslosen Ablauf bei allen Beteiligten zu spüren.

Über dieses Stück Normalität, das die Feier darstellte, waren die Absolventen sicherlich besonders froh – hatten sie doch ihr „Abi“ unter besonders schweren und unsicheren Voraussetzungen absolvieren und auf viele traditionelle Höhepunkte wie letzten Schultag, Abistreich, Mottowoche und Abiball verzichten müssen. „Da ist viel Arbeit der Schüler, die ja schon seit letztem Jahr liefen, verloren gegangen“, so Piesche.

Mit vielen Fragen seien die Schüler nach dem Ausbruch von Corona in Deutschland auf sie zugekommen, erläuterte Schulleiterin Beatrix Glaser in ihrer Rede. „Machen wir das Abi dann nächstes Jahr? Darf es einen Abi-Ball geben?“ Während diese Fragen beantwortet sind, blieben viele weitere offen: „Wird ein Auslandsjahr möglich sein? Wie läuft ein Studium jetzt ab? Wie kann Bildung überhaupt in Zukunft stattfinden?“ Dieser Ungewiss-heit entschlossen zu begegnen, riet sie ihren Abiturienten: „Seht nicht die Begrenzungen, sondern alles das was geht. Nutzt euer Wissen, eure Kreativität und Erfahrung.“

Besonders geehrte wurde die Jahrgangsbeste Marlene Faßbender, die wie auch Nele Siebert, Marius Möller und Heinrich Rendels einen Notendurchschnitt von 1,0 erzielen konnten. Für musikalische Unterhaltung sorgten Luisa Bäumer, Stefan Glorch und Marius Möller. Ein Grußwort hielt unter anderem die junge Autorin Lina Oppermann, die ihr Abitur 2016 am SGH gemacht hat: „Danke, dass die Zeugnisse nicht per Post verschickt wurden und wir das hier gemeinsam feiern können. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schön ist.“