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Ultracycling ist ihre Leidenschaft

Extremsportlerin fuhr 5.500 Kilometer durch Australien – mit dem Rennrad

Extremsportlerin Gosia Warelich aus Brühl liebt lange Strecken auf dem Rennrad. Mehrmals im Jahr nimmt sie an Ultraradrennen auf der ganzen Welt teil. Seit kurzem ist sie zurück von ihrem ersten „Ultra“ des Jahres. Die rund 5.500 Kilometer lange Route des „Indian Pacific Wheel Ride“ bewältigte sie in nur 18 Tagen. Wir folgten ihr auf ihrer Reise im Selbstversorgungsmodus von Westen nach Osten quer durch Australien.

Erst vor fünf Jahren stieg die einstige Marathonläuferin auf Radsport um. „Als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern ohne Hilfe und Unterstützung war Laufen einfach die bessere Alternative. „Aber dann fingen nach über 10 Jahren die typischen Läuferprobleme an und ich habe mit dem Rennradfahren begonnen“, erinnert sich die 49jährige Warelich. Seitdem kann sie nicht genug davon bekommen und fährt um die 30.000 Kilometer im Jahr. Im Sommer kämen bei schönem Wetter schnell mal 800 Kilometer pro Woche zusammen, der Arbeitsweg per Rad sei gesetzt. Gosias Steckenpferd ist die Ultradistanz. So nahm sie zwei Mal am „North Cape 4000“ von Italien zum Nordkap teil. Im Sommer 2024 bewältigte sie 7.000 Kilometer bei der „Trans Am Bike Nonstop“ in den USA. Kurz danach belegte sie Platz Eins „Overall“, also im Gesamtklassement bei der „Iberica Traversa“ von Irun nach Tarifa und brach dort den Streckenrekord.

Gute Vorbereitung ist alles

Anfang Januar begann Gosia Warelich mit der Trainingsvorbereitung für Australien. Neben dem Arbeitsweg und Einheiten auf dem Rollentrainer fuhr sie erste längere Distanzen draußen, 450 bis 600 Kilometer die Woche. Hinzu kamen rund vier Stunden Kraft- und Stabilitätstraining, das habe den Körper stark gemacht, erläutert uns die Extremsportlerin. Mindestens genauso wichtig wie das Training sei das mechanische Bike-Fitting ihres Rennrades, sie betont: „Mein Rennrad muss für einen Ultra zu 100 Prozent funktionstüchtig sein. Inzwischen hilft mir dabei mein Rennradfreund Jörg – ihm kann ich vertrauen.“ Nachtfahrten zu trainieren sei übrigens schwierig, jede Physis geht anders damit um. „Mein Körper ist glücklicherweise dafür wie geschaffen. Manchmal fahre ich sogar absichtlich durch die Nacht“, so die quirlige Brühlerin.

In zweieinhalb Wochen durch Down Under

28 Teilnehmer gingen beim Ultracycling-Event „Indian Pacific Wheel Ride“ am 15. März 2025 an den Start. Darunter meist Australier, zwei Deutsche und die gebürtige Polin Gosia Warelich aus Brühl. Von Fremantle an der australischen Westküste ging es über Adelaide an die Südostküste nach Melbourne, durch die viktorianischen Alpen weiter an die australische Ostküste bis nach Sydney. Dabei sind die Fahrer auf sich gestellt, denn seit einigen Jahren wird die Veranstaltung „unsupported“ durchgeführt, also ohne Hilfe von außen. Für die Brühlerin eigentlich kein Problem, da sie kleinere Reparaturen wie Schlauch und Bremsbeläge wechseln selbst erledigen kann. Neben einem Ersatzschlauch und Werkzeug hat sie ein GPS-Gerät, einen Dynamo, eine Luftmatratze, einen Schlafsack, Regenkleidung und etwas gegen Fieber bei sich. „Probleme bereitet mir die englische Sprache, mein Englisch ist nicht gut und das stresst mich im Wettkampf“, gesteht die Extremsportlerin. Auch die Planung im Vorfeld bereite ihr Stress: „Ich mache lieber alles spontan, was kommt, das kommt.“ So auch in Australien. Etwa ab der Hälfte der Strecke plagten sie Knieprobleme. Doch Gosia biss sich durch, und nach einer kurzen Behandlung im Krankenhaus setzte sie ihre Reise zielstrebig fort. Völlig begeistert ist Gosia von den Menschen an der Strecke: „Die Australier sind unfassbar hilfsbereit, machen sich Sorgen, geben einem Unterkunft und Essen. Das habe ich sonst nirgendwo erlebt.“ Zermürbend sei vor allem der ständige Gegenwind gewesen, angsteinflößend die mit gefühlten 150 km/h vorbeirauschenden LKW. Fix und fertig war sie als sie auf den letzten 100 Kilometern in eine Straßensperrung geriet und einen Umweg fahren musste. Ihre längste Etappe hatte 480 Kilometer. Die letzte Nacht eines Rennens fährt sie traditionell durch, 26 Stunden saß sie diesmal ohne Pause im Sattel. Nach 18 Tagen, 10 Stunden und 37 Minuten rollte sie als Zweite ins Ziel. Ihr Resümee: „Das war der härteste Track den ich je gefahren bin.“ Jetzt ist Erholung angesagt. Aber nur kurz, denn mit dem „Via Race“ durch Europa steht bald die nächste Herausforderung an.