Schauspiel-Chef Stefan Bachmann – „Am Rhein fast wie an der Elbe“

Wenn er nach Rodenkirchen kommt, beginnt ein neuer Akt für Stefan Bachmann (52), Intendant des Schauspiels Köln. Bachmann ist nicht nur Theater- Chef, sondern inszeniert auch selbst und führt mo – mentan einen Abwehrkampf gegen den „Spiegel“, der über Mobbing am Schauspielhaus berichtet hatte. Deshalb ist Bachmanns Zuhause im Süden Roden – kirchens auch ein Rückzugsort, wie er im Gespräch erläutert.
von CHRISTOF ERNST
Herr Bachmann, warum haben Sie Rodenkirchen als Domizil gewählt?

„Wir sind 2013 von Wien nach Köln gekommen und wussten nicht, wo die Stadt für uns lebenswert ist. Wir hatten einen Tag mit erfolglosen Erkundungen hinter uns und kamen erschöpft in Rodenkirchen an. Am Bahnhof schickte man uns zum „Treppchen“. Dort schauten auf den Rhein. Meine Frau, die Hamburgerin ist, fühlte sich sofort an die Elbe erinnert. Deshalb haben wir hier intensiver gesucht und im Süden Rodenkirchens etwas gefunden.“

Sie und Ihre Frau, die Schauspielerin Melanie Kretschmann, arbeiten tagsüber am Theater. Wie erledigen Sie da die Einkäufe?

„In unserer Nähe gibt es einen Supermarkt, der ist bis 22 Uhr geöffnet. Das ist für uns toll, weil wir oft spät nach Hause kommen. Samstags gehört es zum Ritual, dass wir auf dem Markt einkaufen. Unsere zweieinhalbjährige Tochter liebt ihn sehr, weil sie schon an jedem Stand bekannt ist und immer mal was zum Naschen zugesteckt bekommt.“

Kochen Sie auch selbst das, was Sie einkaufen?

„Ich dachte lange Zeit, ich sei ein Spitzenkoch. In meiner Kindheit saß ich oft in der Küche bei meiner Großmutter neben dem Herd und habe zugeschaut. Aber dann habe ich meine Frau kennengelernt. Und die bringt das nochmal auf ein ganz anderes Niveau. Was ich besonders gut kann sind Rahmschnitzel vom Kalb und Rösti. Die Schnitzel müssen dünn sein. Die Rösti mache ich aus rohen Kartoffeln, und so entstehen sehr knusprige Batzen.“

Wie schaffen Sie und Ihre Frau es, vier Kinder großzuziehen?

„Das ist schon ein halsbrecherischer Akt. Aber wir haben fast 18 Jahre Erfahrung damit, unser Ältester wird 2019 volljährig. Die Kinder haben schon einige Ortswechsel hinter sich. Man weiß nicht, wie sich das später mal auswirkt. Sie haben auf jeden Fall Weltgewandtheit entwickelt, weil sie sich an einem neuen Ort schnell zurechtfinden und wohlfühlen.“

Werden Sie auf der Straße in Rodenkirchen erkannt?

„Ich treffe auch schon mal den einen oder anderen Zuschauer, und dann entwickeln sich nette Gespräche. (Bachmann lacht) Aber es ist jetzt nicht so, dass jemand ein Selfie machen oder ein Autogramm haben will.“

Haben Sie was übrig für Weihnachtsmärkte?

„Eigentlich bin ich ein absoluter Weihnachtsmarkt-Muffel, ich lasse mich aber auch gerne mal überreden. Dann muss man sich darauf einlassen, im Nippes rumkramen und auch zwei, drei unsinnige Gegenstände zu kaufen. Solche Weihnachtsmärkte gibt es übrigens in der Schweiz, wo ich herkomme, gar nicht.“

Sie sind begeisterter Radfahrer …

„…. und ich bin jahrelang von Rodenkirchen nach Mülheim und zurück gefahren – 27 Kilometer! Aber Köln tut viel zu wenig für Radfahrer. Gerade auf meinem Weg zur Arbeit gibt es gefährliche Abschnitte. Deshalb bin ich aufs Auto umgestiegen. Ich bedauere das sehr, denn wenn man nach einem anstrengenden Tag mit dem Rad nach Hause fährt, strampelt man sich den Alltagsstress, den man hat, weg.“