Leibspeise Theaterluft – 25 Jahre Theatergruppe Windeck

„Wenn die Zuschauer mit dem Gefühl aus einer Vorstellung herausgehen, etwas erlebt zu haben, dann haben wir es richtig gemacht“, formuliert Ingrid Wagner vom Vorstand der Theatergruppe Windeck das Ziel jeder Spielzeit. Die Truppe besteht als Verein seit einem halben Jahrhundert. Mit geladenen Gästen wird Anfang September gefeiert. In 25 Jahren, in denen über 30 Stücke aufgeführt wurden, waren viele Highlights der reiche Lohn für sehr viel Arbeit. Das schöne Hobby des Laienspiels ist im Prinzip nichts anderes als eine ganzjährige Großbaustelle.

Entstanden aus einer Gruppe Eltern, die eigentlich nur ein Stück für ihre Kindergartenkinder aufführen wollte, hat der Erfolg sie weiter vor sich hergetrieben. Doch nicht nur das, das Ensemble hatte keine Scheu sich im Laufe der Jahre immer wieder neu zu erfinden. Heute hat der Verein 55 Mitglieder, rund 30 arbeiten aktiv mit. Die alte Riege bildet heute den Ältestenrat, der immer da ist, wenn ihre Hilfe gefragt ist. Sie habe es verstanden rechtzeitig Jüngere einzubinden. Die junge Generation, vorwiegend zwischen 20 und 40 Jahre alt, wächst in die neuen Aufgaben hinein. „Der Verein hat eine modernere Form bekommen und muss sich wie eine große Familie darin neu erfinden“, beschreibt Urgestein Gisela Bernhardt den aktuellen Übergang der Verantwortung von der älteren auf die nachfolgende Generation.

Ein ganz schöner Erfahrungsschatz hat sich in den Jahren angesammelt. „Allein drei Jahre lang haben wir mit anderen Vereinen die Aufführung „Der Graf von Windeck“ auf Burg Windeck im Jahr 2000 vorbereitet, 2005 wurde es wiederholt.“ Bei der Aufführung des Historiendramas „Ein gewisser Paul von Bettenhagen“ wurde das Gelände der Grube Silberhardt in Öttershagen zu einer Arena mit sieben Bühnen. Das letzte große Highlight war im vergangenen Jahr die Charles Dickens-Aufführung „Scrooge – Ein Weihnachtsmärchen“ mit 30 Darstellern und erstmals mit Kindern. „Wochenlang wurde an den Kostümen aus der Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts genäht. Zum Bühnenbild gehörten fünf Häuschen. Die Umsetzung war Wahnsinn. Wir waren zehnmal ausverkauft“, schwärmt Guido Henrichs, der den Vorstand führt. Seiner Mutter schickte er ein Foto von sich in der Hauptrolle des Scrooge. „Sie fragte mich, warum ich ihr ein Bild von einem alten Manne schicke“, lacht der 40-Jährige, „sie hatte mich nicht erkannt.“ Ingrid Wagner ist zuständig für die Maske und hat eine Fortbildung bei einem Chefmaskenbildner für Opernhäuser genossen. „Ich weiß, wie man Haare komplett verändert oder eine künstliche Nase anfertigt“, erzählt sie. Von Beginn an kümmert Erhard Bernhard sich um den Bühnenbau, Schreiner Florian Wagner ist in seine Fußstapfen getreten.

Auch die schauspielerische Entwicklung der Darsteller sei spannend, findet Gisela Bernhardt, die immer wieder überrascht ist, wie leidenschaftlich gespielt wird. „Egal ob komisch oder dramatisch, wenn alles sitzt, dann erst kann sich der- oder diejenige richtig in die Rolle fallen lassen“, beschreibt Ingrid Wagner den Prozess aus eigener Erfahrung.

Früher hat die Theatergruppe gerne Schwänke aufgeführt, heute sind es Boulevard und Komödie. „Das ist eine große Herausforderung, denn da muss man nah am Drehbuch bleiben. Aber nicht nur die Spielkunst des Darstellers ist wichtig, der Regisseur muss zu formen wissen.“ Das hat Reinhard Wagner in den vergangenen Jahren hervorragend gemacht“, sind sich Kollege und Kolleginnen einig. Im letzten Jahr war Jens Ossendorf als Co-Regisseur dabei. Er hat Seminare besucht und ist in diesem Jahr alleiniger Regisseur.