Comedian Cordula Stratmann über ihr neues Buch
Cordula Stratmann zählt zu den witzigsten Frauen Deutschlands. Die preisgekrönte Komikerin überzeugt als Schauspielerin in diversen Kino- und TV-Produktionen sowie als erfolgreiche Autorin. Seit ein paar Jahren arbeitet sie wieder in ihrem gelernten Beruf als systematische Familientherapeutin in eigener Praxis im Kölner Süden. Anfang September erschien ihr neues Buch „Wo war ich stehengeblieben? Grübeleien und Geistesblitze“. Wir erwischten sie kurz nach Veröffentlichung.
von Heike Breuers
Cordula Stratmann stammt gebürtig aus Düsseldorf und wuchs im Stadtteil Oberbilk auf. Nach dem Abitur studierte die heute 60-Jährige Diplom-Sozialarbeit und systemische Familientherapie in Köln. Im Anschluss arbeitete sie als Therapeutin in einer Familienberatungsstelle. Im Jahr 1990 entdeckt sie die Comedy für sich. Sechs Jahre später hängt sie ihren Beruf an den Nagel und konzentriert sich auf Bühnenauftritte und Fernsehproduktionen. Bekannt wurde Cordula Stratmann insbesondere durch ihre Rolle als Annemie Hülchrath bei der WDR-Sendung „Zimmer frei“ sowie in der Hauptfigur in der SAT 1 – Produktion „Schillerstrasse“, Kultserie und zugleich erstes Improvisations-Format im Deutschen Fernsehen. Mehrfach war sie auch als Spielpartnerin von Olli Dittrich in TV-Zyklen wie „Frühstücksfernsehen“ zu sehen. Für ihr Schaffen wurde Cordula Stratmann unter anderem mit der Goldenen Kamera und dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.
Jährlich gestaltet sie Themenabende für das internationale Literaturfest in Köln, die „lit.COLOGNE“. 2003 erschien ihr erstes Buch „Ich schreibe, aber lesen müssen sie selbst“. Zwei weitere Bestseller folgten. Am 5. September, erschien ihr neues Buch.
„Ich brauche das Schreiben zum Sortieren“
Doch wie kam Stratmann überhaupt zum Schreiben und was fasziniert sie daran? Sie erzählt: „Ich schreibe mein Leben lang schon meine Gedanken auf, ich brauche das zum Sortieren, sonst gibt es im Oberstübchen einen Themenstau gigantischen Ausmaßes. Meine Mutter hat mir ein Gefühl für Sprache vermittelt, vergleichbar mit Liebe zu Musik.“ In ihrem neuen Buch „Wo war ich stehengeblieben? Grübeleien und Geistesblitze“ denkt Stratmann über die Dinge unseres Daseins nach, über Ameisen und Elternliebe, über Diversität und Wokeness, über Sport und Brillen. Scharfsinnig und mitunter sehr ernsthaft bohrt sie dort nach, wo es wehtut, und lässt uns auflachen, wo nur Frohsinn weiterhilft. Immer bekommen wir es mit ihr höchstpersönlich zu tun, mit ihrer Erfahrung als konfliktgestählte Therapeutin, leidenschaftliche Mutter und originelle Komikerin.
Einladung zum Nachdenken
Mit „Wo war ich stehengeblieben“ verfolgt Stratmann eine klare Intention. Sie sagt: „Ich möchte mit dem Buch anregen zur Neugier, zum Nachfragen, zum Nachdenken und Verwerfen und Neu-Nachdenken. Es soll ein Beitrag sein heraus aus der Verhärtung, die sich in den Menschen breit gemacht hat. Wir brauchen einander und dazu müssen wir in der Lage sein, auch die, denen wir nicht zustimmen, als gleichberechtigt anzuerkennen, andernfalls landen wir nur im Krieg, der immer im Mikrokosmos beginnt.“ Entgehen lassen sollte man sich ihr neues Buch jedenfalls nicht. „Alle sollten es lesen“, unterstreicht die Schriftstellerin und gleichzeitige Therapeutin. Warum? „Weil man sich beim Lesen hoffentlich häufig verstanden, ertappt, erheitert, angeregt und aufgefordert fühlt, seinen Teil zu einem guten Leben auf diesem Planeten beizutragen.“
„Köln ist eine einzige menschliche Umarmung“
Womit punktet Köln und womit Düsseldorf, wollten wir abschließend von Stratmann wissen: „Ich bin ein Oberbilker Mädchen gewesen und habe den Unterschied in Ehrenfeld, wo mein Kölner Leben als Studentin begann, nicht bemerkt. Ich liebe in Köln die Menschen in ihrer Plapperlaune, diese Stadt ist eine einzige menschliche Umarmung.
Und Düsseldorf ist natürlich schöner. Auf die Frage nach Ihrem Lieblingsplatz antwortet sie: „Ich bin am großen Fluss aufgewachsen, mein Lieblingsort ist immer der Rhein!“