FC-Coach Markus Anfang im Gespräch – "Guter Fußball ist am Ende auch erfolgreich!"

Mit Holstein Kiel scheiterte Markus Anfang in der vergangenen Saison knapp in der Relegation gegen den VfL Wolfsburg, nun will er es mit dem 1. FC Köln besser machen. Seit dem Trainingsauftakt am 25. Juni ist der 44-jährige Cheftrainer des Traditionsvereins. Mit den Stadtmagazinen sprach der gebürtige Kölner über seine Eindrücke von der Mannschaft, seine Art Fußball spielen zu lassen und die 2. Bundesliga.
von Dennis Müller
SM: Herr Anfang, Sie sind jetzt seit einigen Wochen mit der Mannschaft im Training. Wie ist Ihr Eindruck?

Anfang: Die Mannschaft ist sehr lernwillig und versucht all das umzusetzen, was man ihr mitgibt. Man merkt aber auch, was hier im letzten Jahr passiert ist. Deshalb brauchen wir Erfolgserlebnisse! In der ersten Phase der Vorbereitung war es uns wichtig, allen Spielern die Möglichkeit zu geben, sich unter Wettkampfbedingungen zu zeigen. Daraus konnten wir erste Erkenntnisse gewinnen, die wir berücksichtigen, während wir weiter auf den Saisonstart hinarbeiten.

SM: Als Kölner kennen Sie natürlich die Gegebenheiten in der Domstadt. Sind sie trotzdem überrascht von den Unterschieden zwischen Kiel und Köln?

Anfang: Nein, ich bin nicht überrascht. Wenn ich an die vergangene Saison in Kiel denke, dann war das Interesse an Holstein und der Druck zum Ende der Spielzeit sehr groß. Das gipfelte in der Relegation. Die Erwartungshaltung hier ist natürlich eine andere, aber der Erfolgsdruck ist der gleiche. Man kann den Abstieg des 1. FC Köln nicht ungeschehen machen. Es entspricht aber auch nicht meiner Philosophie, zurück zu schauen. Man kann nur die Zukunft beeinflussen und das wollen wir tun, indem wir guten Fußball spielen.

SM: Sie kennen die 2. Bundesliga aus der letzten Spielzeit sehr gut. Was erwartet den 1. FC Köln in dieser Liga?

Anfang: Letzte Saison war die Liga sehr ausgeglichen, sodass jeder in der Lage war, jeden zu schlagen. Es gibt in der 2. Bundesliga andere Rahmenbedingungen, darauf müssen wir uns einstellen. Wir kommen runter, damit ist automatisch die Favoritenrolle verbunden – und die müssen wir annehmen. Wir wollen dominant auftreten, gegen den Ball und mit dem Ball bestimmen, was passiert. Wir sind natürlich nicht der einzige Verein mit diesem Anspruch. Trotzdem bin ich der Überzeugung: Wenn die Jungs wissen, welche Aufgaben sie in welcher Situation zu erfüllen haben und wenn sie es schaffen, ihre individuelle Qualität abzurufen, dann werden wir guten Fußball spielen, der am Ende auch erfolgreich sein wird.

SM: Im Kader befinden sich viele Spieler, die Zweitligaerfahrung mitbringen, aber auch einige junge Spieler, die in der zweiten Liga den nächsten Schritt machen möchten. Wie schwierig ist es da, als Trainer die Balance zu finden?

Anfang: Mir ist es grundsätzlich egal, welches Alter die Spieler haben. Es geht darum, unsere Spielidee umzusetzen und für jeden Einzelnen darum, das umzusetzen, was er kann. Jeder Spieler, der hier unter Vertrag steht, hat die Qualität. Da ist es unerheblich, ob der Spieler 18, 19, 32 oder 35 ist: Es geht hier nur um die Mannschaft des 1. FC Köln. Man muss auch Verständnis dafür haben, wenn Dinge nicht gleich so klappen, wie wir sie uns vorstellen. Es ist ein Prozess und da muss man auch mal geduldig sein. Ich sehe den Kader sehr variabel und flexibel aufgestellt; viele Spieler können auch mehrere Positionen bekleiden.

SM: Die lokale Presse betitelte den Abstieg als den „unnötigsten aller Abstiege“. Was die Stimmung zwischen Fans und Mannschaft angeht, war es hingegen wohl der harmonischste aller Abstiege.

Anfang: Mir klingt das zu dramatisch. Hier ist niemand glücklich, dass der FC abgestiegen ist. Aber es ist auch nicht so, dass dieser Verein untergegangen ist. Wir sind dabei, uns neu und gut aufzustellen und versuchen, schnell wieder nach oben zu kommen. Dabei darf man nie vergessen, wie schnell es auch wieder nach unten gehen kann. Wir haben eine schwere Zweitligasaison vor der Brust und die müssen wir jetzt angehen. Die Fans werden uns dabei unterstützen: Man merkt bei jedem Training, was der Verein den Menschen in dieser Stadt bedeutet. Das ist ja auch das, was mich gereizt hat, hier her zu kommen: Es geht um die Aufgabe 1. FC Köln – die ist so interessant, dass ich das unbedingt machen musste.